Gelebte Inklusion: Eine „Collage“ auf der Bühne

Klaus Hartinger
Lebensfreude, Inklusion, Emotion: Die Gruppe Tanzhaus zeigt heute in Götzis einmal mehr gelebte Vielfalt.
Ganze 16 Jahre gibt es Tanzhaus nun schon. Ursprünglich als einmaliges Projekt geplant, entwickelte sich aus einem Auftritt eine echte Gemeinschaft.Ganze 16 Jahre gibt es Tanzhaus nun schon. Ursprünglich als einmaliges Projekt geplant, entwickelte sich aus einem Auftritt eine echte Gemeinschaft.
Tanzhaus ist eine Gruppe, die Tänzer mit und ohne Behinderung zusammenbringt – auch auf der Bühne. Den Anfang nahm alles im Jahr 2007, als die Vorarlberger Autorin Simone Fürnschuß-Hofer im Bregenzer Festspielhaus ihr Buch „Das Leben ist schön“ präsentierte, welches zwölf Familiengeschichten über Kinder und Erwachsene mit Downsyndrom erzählt. Fürnschuß-Hofer bat Liba Šelner, Choreografin, Turniertänzerin und außerdem Sozialarbeiterin bei der Lebenshilfe, einen inklusiven Tanzauftritt zu gestalten.
„Auf der Suche nach einer Tanzgruppe, welche bereit und motiviert war, einen gemeinsamen Auftritt mit Menschen mit Behinderungen zu kreieren, stieß ich auf die Jazztanzgruppe der Turnerschaft Hohenems unter der Leitung von Britta Hafner“, erinnert sich Šelner. Man studierte ein Stück ein, führte es auf – und spürte danach die Neugierde, das Begonnene weiterzuführen.

Erfolgreiches Ensemble
„Dass aus einem einmaligen Auftritt ein mittlerweile 16-jähriges Bestehen und ein erfolgreiches Tanzensemble wird, hätte sich damals niemand erträumt“, sagt Liba Šelner, die zusammen mit Britta Hafner die Gruppe leitet. Doch bald folgte Aufführung um Aufführung, so viele, dass man immer wieder auch absagen musste, weil all die Termine zeitlich nicht zu bewältigen gewesen wären. „Wir stellten fest, dass der Anspruch an noch mehr künstlerische Arbeit, neue Herausforderungen und auch Experimente gestiegen war. Das verlangte auch mehr Trainingseinheiten“, so Šelner.
Schlussendlich schaffte man es, jedes zweite Jahr ein abendfüllendes Programm vorzubereiten. Zu den Highlights der Gruppe gehörte zweifellos auch die Teilnahme an der Weltgymnaestrada 2015 in Helsinki: „Dort konnten wir als inklusive Gruppe viel Anerkennung und Applaus genießen.“
„Wir wissen, dass alle Menschen über verschiedene Fähigkeiten und Stärken verfügen.“
Liba Šelner, Tanzhaus-Leiterin
Verbundenheit
Heute besteht Tanzhaus aus einer „Stammgruppe“ mit etwa 30 Tänzerinnen und Tänzern. Eine zweite Gruppe mit ebenso vielen Teilnehmern wird von Katharina Birnbaumer-Drexel geleitet. „Viele sind als sehr junge Mädchen zum Tanzhaus gekommen, einige bis heute geblieben. Manche sind ausgestiegen, aber trotzdem noch auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Tanzhaus verbunden“, schildert Šelner.
Der Tanz überwinde Grenzen und bringe Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, erklärt die Choreografin. „Wir wissen, dass alle Menschen über verschiedene Fähigkeiten und Stärken verfügen und gemeinsam einen qualitativ hochwertigen, tänzerisch-kulturellen Beitrag in künstlerischer Hinsicht leisten können. Durch unser Tun wird das öffentliche Bild der Menschen mit Behinderung sensibilisiert.“

Das neueste Programm von Tanzhaus heißt „Collage“ und lässt sich am heutigen Sonntagabend in der Kulturbühne AmBach in Götzis erleben. „Eine Collage bedeutet ja ein durch Aufkleben von verschiedenen Materialien hergestelltes Bild. Wir setzen diese Idee auf tänzerische Weise um“, erklärt Liba Šelner. Dies tut man in Zusammenarbeit mit der Musikgruppe „Die Schurken.“ „Britta und ich hatten ein Konzert der Gruppe gesehen und waren begeistert. Bei der Weltgymnaestrada in Dornbirn haben wir zum ersten Mal zusammengearbeitet, nun wird das fortgesetzt.“
Auf die Zuschauer warten laut Šelner „abwechslungsreiche Musikstücke, vielseitige Tanzstile, unterschiedliche Kostüme, wechselnde Launen, buntes Licht und viele Überraschungen. Wer das Tanzhaus noch nicht gesehen hatte, sollte sich das nicht entgehen lassen!“
Danach ist erst einmal Sommerpause, aber: „Wer weiß, welche neuen Ideen und Konzepte in unseren Köpfen entstehen?“
Tanzhaus
Im Tanzhaus kommen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, um gemeinsam zu tanzen. Geleitet wird die Gruppe von Britta Hafner und Liba Šelner.
Am heutigen Sonntag findet die Aufführung „Collage“ in Götzis statt. Restkarten sind noch verfügbar.
www.tanzhaus-hohenems.at