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Ein Stück Italien in Eichenberg

28.06.2023 • 23:00 Uhr
Mahlzeit: Oliver Wahrbichler präsentiert seine Bandnudeln vor der Bodenseekulisse. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Mahlzeit: Oliver Wahrbichler präsentiert seine Bandnudeln vor der Bodenseekulisse. Klaus Hartinger

Hoch über dem Bodensee lebt und arbeitet Oliver
Wahrbichler. Der Leiblachtaler produziert mit „Pasta ­Montagna“ italienische Teigwaren.

Es braucht nicht viel zum Glück. Wenn man zum Beispiel in Oliver Wahrbichlers gemütlicher Weinlaube vor seinem Haus in Eichenberg sitzt, den Duft von Basilikum in der Nase und umgeben von Bergen köstlicher Teigwaren, ist die Welt eigentlich schon ganz in Ordnung.

Besagte Teigwaren sind Pasta aus Wahrbichlers Manufaktur namens „Pasta Montagna“. Der Name ging aus den ehemaligen Ferienzimmern des Eichenbergers hervor, die „Oakmountain“ hießen. „Pasta ist italienisch, also eben ‚Montagna‘ statt ‚Mountain‘“, lacht Wahrbichler.

Der 42-Jährige lernte ursprünglich Tischler und Glaser, war zwar immer schon leidenschaftlicher Koch, arbeitete aber etwa auch beim Finanzamt und als Lehrer etwa für Ernährung und Technisches sowie Textiles Werken, was er heute noch macht. „Es ist eine Leidenschaft von mir, den Kindern etwas beizubringen. Es wird heutzutage so viel Convenience verkauft, das Handwerk, das normale Kochen, geht verloren. Und wenn niemand mehr weiß, wie man kocht und selbst Dinge verarbeitet, und sei es nur, wie man aus Wasser und Mehl einen Teig herstellt, was ist das dann für eine Zukunft?“

Vom Ausgangs- zum Endprodukt: Feine Pasta aus Hartweizengrieß. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Vom Ausgangs- zum Endprodukt: Feine Pasta aus Hartweizengrieß. Klaus Hartinger

Das Handwerk erhalten

Mit seiner Pastamanufaktur trägt Oliver Wahrbichler also auch zum Erhalt eines Handwerks bei. Doch wie kam er eigentlich dazu? „Küchengeräte haben mich immer schon fasziniert“, erzählt der Eichenberger. „Eines Tages sah ich eine Nudelmaschine und war so fasziniert davon, dass ich auch eine haben wollte. Allerdings kein Haushaltsgerät, sondern eine professionelle Maschine, ich mag keine halben Sachen“, lacht er. „2016 habe ich dann ein passendes Gerät gefunden und gekauft.“

Als das gute Stück im Haus war, bemerkte Oliver jedoch schnell: „Für mich alleine rentiert sich das nicht.“ Also beschloss er direkt, einfach Pasta zu verkaufen, und kümmerte sich gleich um eine Gewerbeanmeldung. Bis alle Betriebsgenehmigungen und Anträge durch waren, dauerte es elf Monate, dann endlich ging es los – und zwar rasant. Nach nur einem Monat musste der frischgebackene Pastaproduzent eine größere Maschine kaufen, um alle Aufträge erfüllen zu können. Mit der Neuanschaffung lief es dann rund – bis die Pandemie kam.

Bunte Vielfalt: Auch rote Beten oder Tomaten werden verarbeitet. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Bunte Vielfalt: Auch rote Beten oder Tomaten werden verarbeitet. Klaus Hartinger

Erneute Vergrößerung

„Während Corona kamen so viele Anfragen, dass ich nochmal eine größere Pastamaschine besorgen musste“, so Wahrbichler. Für sein kleines Unternehmen war das Virus also ein Plus. „Ich habe davon profitiert, weil jeder Lebensmittel hortete, und Nudeln sind halt ewig haltbar. Viele andere hatten dieses Glück leider nicht, dessen bin ich mir bewusst.“

Etwa sieben Tonnen pro Jahr werden bei „Pasta Montagna“ mittlerweile produziert. Die Kunden sind Private, Bauern, Gastronomen und auch Händler, sowohl der Einzel- wie auch der Großhandel. Das ist viel Arbeit. „Es gibt zum Glück auch Tage, an denen ich hier in der Laube sitzen und genießen kann, aber ich habe schon gut zu tun“, sagt der 42-Jährige. Unterstützung im Betrieb erhält er von der ganzen Familie: seiner Frau, den beiden gemeinsamen Töchtern, seiner Schwester, Mutter – „und mein Vater hat ein kontrollierendes Auge“, lacht Oliver.

Einen Gang zurückschalten kommt jedenfalls nicht infrage – einerseits wegen der Auftragslage, andererseits auch, weil: „Als Lehrer habe ich im Sommer zwei Monate frei. Da kann ich nicht daheim sitzen. Ich komme vom Handwerk, ich muss was tun!“

Pasta Montagna

Oliver Wahrbichler

Dorf 91, 6911 Eichenberg

Tel.: 0650 252 6487

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Wer die Pasta erstmal verkosten will, hat heute, Freitag und Samstag auf der „Wein am See“ in Bregenz bei Olivers Foodtruck die Gelegenheit.

Zukunftsmusik

Dass in der Manufaktur in Eichenberg auch zukünftig was getan wird, ist derzeit Wahrbichlers größter Wunsch. „Es wäre mir sehr wichtig, dass meine Kinder, oder auch jemand anderes, die Manufaktur übernehmen. Dass der Betrieb weiterläuft und das, was ich aufgebaut habe, nicht verschwindet.“

Derweil gibt es noch eine Auffrischung des Pasta-Einmaleins: „Niemals mit kaltem Wasser abschrecken, so wird die ganze Stärke vom Produkt gewaschen. Spaghetti schneiden ist auch ein No-Go, generell werden Nuden nicht geschnitten. In Italien bekommt man ausschließlich eine Gabel dazu, das reicht.“