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Messepark: „Ein Gewinner, viele Verlierer”

08.09.2023 • 20:08 Uhr
Messepark-Eigentümer wollen 100 Millionen Euro in den Um- und Ausbau des Einkaufszentrums stecken.
Messepark-Eigentümer wollen 100 Millionen Euro in den Um- und Ausbau des Einkaufszentrums stecken.

Messepark-Erweiterung stößt auf eine breite Front. Wenige Tage vor entscheidender Sitzung des Raumplanungsbeirats machten die Grünen einmal mehr gegen das Projekt mobil. Und auch die ÖVP-Bürgermeister in der Kummenbergregion taten ihre Ablehnung noch einmal kund.

Die geplante Erweiterung des größten Einkaufszentrums des Landes sorgt seit mehreren Wochen für Diskussionen. Kritik kommt vor allem aus den Kommunen und Regionen: Sie sehen die Ortszentren in Gefahr. Wie berichtet sind aktuell 19.000 Quadratmeter als Verkaufsfläche gewidmet. Künftig sollen dem Messepark 22.200 Quadratmeter zur Verfügung stehen, davon maximal 5000 Quadratmeter für Lebensmittel. Am kommenden Montag wird sich der Raumplanungsbeirat mit der Sache befassen und eine Empfehlung an die Landesregierung aussprechen. Am Freitag zogen Kritiker noch einmal gegen das Projekt ins Feld.

V.l.: Dornbirner Stadträtin Juliane Alton, Gemeinderätin Christine Bösch-Vetter aus Lustenau, Karin Schindler, Gemeinderätin in Lauterach, und die Wolfurter Gemeindevertreterin Ursula Molitor. <span class="copyright">Grüne</span>
V.l.: Dornbirner Stadträtin Juliane Alton, Gemeinderätin Christine Bösch-Vetter aus Lustenau, Karin Schindler, Gemeinderätin in Lauterach, und die Wolfurter Gemeindevertreterin Ursula Molitor. Grüne

Die Dornbirner Stadträtin Juliane Alton und ihre Kolleginnen aus den umliegenden Gemeinden kritisierten in einer Pressekonferenz, dass offenbar nicht nur eigene, sondern auch öffentliche Flächen für Parkplätze sowie Zu- und Abfahrten beansprucht werden. Schätzungen der Grünen zufolge soll es dabei um knapp 5800 Quadratmeter gehen. Es sei eine „unglaubliche Anmaßung, einfach öffentliche Flächen für die eigene Erweiterung mitzuplanen“, wettert Alton, die in der Sache nur einen „Gewinner und viel Verlierer“ sieht.

Sorgenkind Verkehr

Auch die zu erwartende Zunahme des Verkehrs um 24 Prozent treibt den Grünen die Sorgenfalten auf die Stirn. Landtagsabgeordnete Christine Bösch-Vetter, Gemeinderätin in Lustenau, rechnet mit acht Prozent Mehrverkehr in ihrer „ohnehin verkehrsgeplagten“ Gemeinde. „Damit wären bei uns weite Teile endgültig Schach-Matt gestellt. Das ist weder der Bevölkerung, aber auch nicht der Wirtschaft zuzumuten“, so Bösch-Vetter. Sie könne da Lauterachs Bürgermeister nur zustimmen, der darauf hingewiesen hat, „dass Mobilität nicht beim Kreisverkehr Dornbirn beginnt, sondern die ganze Region betrifft“. Diese Betrachtung fehle bis dato zur Gänze, klagt die grüne Gemeinderätin.

Der Verkehr wird zunehmen, nicht nur am Messepark-Kreisverkehr. <span class="copyright">Hartinger</span>
Der Verkehr wird zunehmen, nicht nur am Messepark-Kreisverkehr. Hartinger

Ein weiterer Streitpunkt: Die Vitalität der Ortszentren. Denn der Messepark wird wohl einiges an Kaufkraft aus den umliegenden Gemeinden abziehen. „Eine Erweiterung des Messeparks konterkariert die Bemühungen der Gemeinden lebendige Ortszentren zu schaffen. Wir brauchen keine größeren Einkaufszentren. Wir brauchen Landespolitiker mit Größe und Weitblick, die hinter ihren Gemeinden stehen“, setzt sich Ursula Molitor, Gemeindevertreterin aus Wolfurt, für ihr Ortszentrum ein.

Ähnlich sieht das die Lauteracher Gemeinderätin Karin Schindler: „Wir haben im Ort viel Energie und Geld in den Ausbau von Fuß- und Radwegen und den Planungsprozess für die Attraktivierung des Ortszentrums gesteckt, damit die Lauteracher gerne hier einkaufen gehen und das Zentrum ein Treffpunkt bleibt.“ Diese Bemühungen dürften der Gewinnmaximierung des Messepark nicht zum Opfer fallen, meinte sie.

Appell

In einer Aussendung meldeten sich die ÖVP-Bürgermeister der Kummenbergregion zu Wort. Markus Giesinger (Altach), Christian Loacker (Götzis), Gerd Hölzl (Koblach) und Rainer Siegele (Mäder) wiesen darauf hin, dass sich die Gemeinden in ihren Stellungnahmen überwiegend ablehnend gegen eine Erweiterung ausgesprochen hätten. Diese Argumente müssten nun gebührend in die Beurteilung einfließen, appellierten die Gemeindechefs an die Mitglieder des Raumplanungsbeirates. Die auf Studien basierenden Bedenken könnten nicht einfach ignoriert werden, heißt es in der Aussendung. Zudem widerspräche sich das Land selbst, wenn einerseits Ortsentwicklung gewünscht, gefördert und gefordert wird und dann ein solche Erweiterung entgegen aller Bedenken eine Mehrheit bekäme.

In diesem Zusammenhang betonten die vier Bürgermeister, dass sich die ganze Region seit Jahrzehnten um eine positive Zentrumsentwicklung bemühe. Sie erwarten sich von der Landesregierung nun „eine entsprechende Unterstützung und Absicherung der getätigten Investitionen und Entwicklungen, statt Unterstützung von überwiegend privaten Interessen, die diese Bemühungen konterkarieren“.