Fehlendes Talent fürs Shopping zu Weihnachten

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Ich bin keine talentierte Weihnachtseinkäuferin. Mein Know-how bezüglich organisierter Einkäufe rund um und für den 24. Dezember ist in etwa so groß wie mein Rechtschreibtalent bezüglich selbigen Festtags. Wo steht noch einmal das „h“? Nach dem W? Oder kommt es doch später? Seit ich als legasthenisch begnadetes Kind einmal „Weinnachten“ geschrieben habe und mich meine Mutter fragte, ob mir zu diesem Feste denn immer zum Weinen zu Mute sei, weiß ich zumindest: Da kommt wo ein H! Hat es doch mehr mit Weihen als mit Weinen zu tun. Rechtschreibung, Weihnachtseinkäufe und Heidi verstehen sich also nicht so gut. Nachdem die Schenkerei aber ein Brauch ist und man vor allem die Augen der Kids ein wenig zu leuchten bringen will, kommt man – also ich – nicht drum herum.
Aber wann, wo und was geht man am besten einkaufen? Es ist kein Leichtes, so aus dem Stegreif und für einen bestimmten Moment des Schenkens, das Passende zu finden. Meine Mädels sind keine große Hilfe dabei. „Wir wissen gar nicht, was wir uns wünschen sollen!“ Gar rutschte Tochter 16 Jahr ein nahezu verhängnisvolles: „Ich hab eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass wir was bekommen!“ heraus. Auf mein sehr erfreutes: „Super!“ hat sie dann doch mit einem bemüht verhaltenen Gesichtsausdruck der Enttäuschung reagiert. Ich bin eigentlich eine Aus-dem-Moment-heraus-Schenkerin. Ich sehe etwas –, mir schießt ein bestimmter Mensch passend zur Mitbringselsichtung ein und dann würde ich es gerne gleich mitnehmen. Halborganisiert wie ich bin, denke ich mir aber: „Das ist ein tolles Geschenk zu Weihnachten“, die unorganisierte andere Hälfte meinerseits notiert sich aber diese glühende Idee nicht. Und am Tag X des Shoppens habe ich dann keine Ahnung, was ich kaufen soll. Verschreckt stecke ich dann zwischen den Menschenmassen fest und spioniere Einkäufe aus, um mir Ideen zu holen.
Inspiriert werde ich aber nur zur Idee, mich für ein Prinzip des gestaffelt ausbezahlten Weihnachtsgeldes stark zu machen. Das könnte den Ansturm aller zur gleichen Zeit auf jedes Geschäft mindern. Ein Drittel bekommt das Geld im Oktober, ein Drittel im November und ein Drittel im Dezember. Ähnlich wie bei den gestaffelten Sommerferien könnte das doch Staus vor den Geschäftszentren verhindern? Irgendjemand mit einem roten Rentierpulli hat mich versehentlich angerempelt und sich mit einem: „Frohe Weihnachten!“ entschuldigt. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Weihnachtspullis! Für alle! Das hatten wir noch nie! Und für mich vielleicht ein Wein-Nachtspulli. Zum Wohl und Frohe Weihnachten!
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.