Dornbirner ÖVP stellte die Weichen für die Zukunft

Bürgermeisterin Andrea Kaufmann tritt bei den Wahlen 2025 nicht mehr an und präsentierte ihren Wunschnachfolger.
Ein neues Stadtoberhaupt wird es nach den Gemeindewahlen im kommenden Jahr in Dornbirn geben. Denn am Donnerstag hat Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP) bekanntgegeben, dass sie beim Urnengang im März 2025 nicht mehr für das Amt kandidieren wird.
Wunschnachfolger
Ihr Nachfolger als Spitzenkandidat der Dornbirner Volkspartei und damit möglicher neuer Bürgermeister wird der derzeitige Vize-Stadtchef Julian Fässler. Das wurde am Mittwoch von den Parteigremien einstimmig beschlossen. Schon vor knapp einem Jahr habe sie mit ihrem Stellvertreter das erste Mal über die heute präsentierte Weichenstellung gesprochen, berichtete Kaufmann. Die Entscheidung habe daher Zeit gehabt, um reifen zu können. Die frühzeitige Ankündigung – über ein Jahr vor der nächsten Wahl – ermögliche es, nun die Weichen entsprechend zu stellen und eine professionelle Übergabe durchzuführen. Fässler sei ihr Wunschkandidat gewesen, ließ die Bürgermeisterin wissen. Er habe als Klubobmann der ÖVP in der Stadtvertretung, als Vizebürgermeister und davor als Landtagsabgeordneter viel politische Erfahrung gesammelt. Durch seine Tätigkeit in der Stadt sei er auch mit den dortigen Abläufen vertraut. Ebenso habe er die notwendigen Führungsqualitäten. Immerhin habe die Stadt über 2000 Mitarbeitende und müsse wie ein Unternehmen geführt werden. Ihren Wunschnachfolger beschreibt Kaufmann als geradlinig und lösungsorientiert. Dazu verfüge er über die nötige Belastbarkeit. „Er ist der ideale Nachfolger“, fasste die Stadtchefin zusammen.
Keine Pläne
Ihre persönliche Zukunft nach dem Ausscheiden aus dem Amt im kommenden Jahr ließ die 54-Jährige am Donnerstag noch offen. Diesbezüglich habe sie noch keine Pläne. Die frühzeitige Weichenstellung gebe ihr die Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten. Befragt nach einer möglichen Kandidatur bei den Nationalrats- oder Landtagswahlen im heurigen Jahr, winkte Kaufmann ab. Diesbezüglich gebe es keine Pläne. Sie stellte zudem klar, dass die Ankündigung kein vorzeitiger Rücktritt ist. Sie werde das Amt bis zur Wahl im kommenden Jahr weiter bekleiden. Nach zwölf Jahren als Bürgermeisterin sei es aber der richtige Zeitpunkt für einen Rückzug. „Man muss auch die schönste Aufgabe einmal loslassen können“, meinte Kaufmann.

Ihr Nachfolger als Spitzenkandidat der Volkspartei bedankte sich bei der Pressekonferenz als Erstes für das Vertrauen, das ihm von der Bürgermeisterin und den Parteigremien entgegengebracht wurde. Die Entscheidung, bei den kommenden Wahlen für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, begründete Fässler mit seiner Bindung zur Stadt. Diese liege ihm einfach am Herzen, meinte er. Es sei ein Privileg, die Kommune mitgestalten zu dürfen. Doch bei aller Freude über die Entwicklung der Stadt bereite ihm die zunehmende Tendenz zur Polarisierung und Spaltung auch Sorgen. Dem müsse „aus einer starken Mitte heraus“ begegnet werden. Ziel sei es, die Menschen zusammenzuführen und die Stadt so zu gestalten, dass sie für alle lebenswert ist.
Rückblick
Kaufmann nutzte die Pressekonferenz auch, um einen kurzen Rückblick auf ihre Amtszeit zu werfen. So habe sich die Stadt in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt. Die Grundlage dafür sei eine konsequente Finanz- und Wirtschaftspolitik gewesen. Diese habe es ermöglicht, auch sehr viele Projekte und Initiativen in gesellschaftlich wichtigen Bereichen umzusetzen – etwa bei der Unterstützung von Familien oder in der Pflege. Es sollte ein möglichst gutes Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen ermöglicht werden, sagte die Bürgermeisterin. Trotz aller Herausforderungen der jüngsten Zeit stehe die Stadt „sehr, sehr gut da“.
Zur Person
Andrea Kaufmann wurde am 19. März 1969 in Dornbirn geboren. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder (zwei Töchter und zwei Söhne). Kaufmann ist seit Mai 2013 Bürgermeisterin in Dornbirn. Zuvor war sie von 1995 bis 2009 Stadträtin in Dornbirn und von 2009 bis 2013 Landesrätin für Kultur, Wissenschaft, Weiterbildung und Hochbau. Seit 2020 ist Kaufmann Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbands. Im österreichischen Gemeindebund ist sie seit 2022 Vizepräsidentin und führt diesen seit Juli 2023 interimistisch gemeinsam mit dem Steirer Erwin Dirnberger.
Julian Fässler wurde am 9. Februar 1986 in Dornbirn geboren. Er ist verheiratet und Vater eines zweijährigen Sohnes. Mit seiner Familie wohnt er in Dornbirn-Rohrbach. Beruflich war er zuletzt seit zwölf Jahren Prokurist und Standortleiter in einem Vorarlberger Industrieunternehmen tätig. Nach vier Jahren als Stadtrat wurde der neue Spitzenkandidat 2022 zum Vizebürgermeister der Stadt Dornbirn gewählt. Zuvor war Fässler von 2014 bis 2019 Abgeordneter im Vorarlberger Landtag.

Der frischgebackene Spitzenkandidat streute der scheidenden Bürgermeisterin sowie ihren Vorgängern daher auch Rosen. Diese hätten die Stadt vorausschauend entwickelt, weshalb Dornbirn auch „enormes Potenzial“ habe. Dies sei mit ein Grund, warum er sich entschieden habe, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Bis zur nächsten Wahl sei es das Ziel, mit möglichst vielen Menschen in der Stadt ins Gespräch zu kommen.Außerdem soll das Team der ÖVP für die Wahl im Jahr 2025 teilweise neu aufgestellt werden. Der Gesamtklub der Dornbirner Volkspartei umfasse rund 70 Personen, erläuterte Fässler. Darunter seien naturgemäß auch manche, die – so wie die Bürgermeisterin – beim kommenden Urnengang nicht mehr antreten werden. Diesbezüglich gebe es schon Gespräche mit möglichen neuen Kandidaten aus den unterschiedlichsten Kreisen, um möglichst breit in der Dornbirner Gesellschaft verankert zu sein.