Im Schnitt fast täglich ein Gebäudebrand im Land

Etwa die Hälfte davon betrifft Wohngebäude, berichtet Ralph Pezzey, Geschäftsführer der Brandverhütungsstelle.
Gleich mehrere Aufsehen erregende Großeinsätze hat es in den vergangenen Wochen für Vorarlbergs Feuerwehren bei Gebäudebränden gegeben. So wurde etwa in Bregenz und Göfis jeweils ein unbewohntes Haus ein Raub der Flammen. In Dornbirn musste ein Mehrparteienhaus aufgrund eines Brandes evakuiert werden. In Egg brannte eine bewohnte Hütte auf einem Maisäß ab, in Feldkirch wütete ein Feuer in einem Wohnhaus. Für Ralph Pezzey, Geschäftsführer der Brandverhütungsstelle, ist dies allerdings keine abnormale Häufung. „Es gibt in Vorarlberg jährlich zwischen 320 bis 350 Gebäudebrände – also fast einen pro Tag“, erläutert er. Etwa die Hälfte davon betreffe im Schnitt Wohngebäude – im Jahr 2022 waren es 145. Gerade in der kalten Jahreszeit seien derartige Brände nicht außergewöhnlich, da zu den üblichen Zündquellen auch noch die Gefahren durch Feuerungsanlagen hinzukommen. Zudem seien in fast allen Fällen unterschiedliche Ursachen festgestellt worden, und auch örtlich gebe es hinsichtlich subjektiver Zündquellen keinen Zusammenhang.
Brandverhütungsstelle
Pezzey weiß, wovon er spricht. Denn gemeinsam mit seinem Team hat er das Geschehen im Land genau im Blick. Die Brandverhütungsstelle ist eine Einrichtung des Landesfeuerwehrverbands und hat ihren Sitz in Bregenz. Insgesamt zehn Mitarbeiter – darunter acht Sachverständige – sind dort im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes tätig. Die Stelle wird als Dienstleistungsbetrieb geführt. So werden etwa Behörden und öffentliche Einrichtungen beraten. Ebenso werden Gutachten für Behördenverfahren erstellt und Betriebsüberprüfungen durchgeführt. Daneben gehören die Beratung von Unternehmen, Planern und Privatpersonen, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Brandursachenermittlung zum Aufgabengebiet der Brandverhütungsstelle. Darüber hinaus werden auch Personen aus dem Bereich des Brandschutzes ausgebildet und geschult. So haben im vergangenen Jahr bei 162 Fachvorträgen 822 Personen wichtige Informationen über das Thema erhalten.

Im Wohnbereich spielen für den Schutz der Bewohner laut Pezzey Rauchwarnmelder eine zentrale Rolle. Denn durch diese werden die Bewohner im Ernstfall frühzeitig gewarnt, sodass im Normalfall schlimmere Folgen und Schäden verhindert werden können. Auch in seinem eigenen Heim hat der Experte schon positive Erfahrungen mit Rauchwarnmeldern gesammelt, als sich eine Mikrowelle nicht mehr selber ausschaltete. Installiert werden sollten Rauchwarnmelder möglichst in allen Aufenthaltsräumen und in den Gängen, die als Fluchtweg dienen.
Dunkelziffer
Im Jahr 2022 wurden bei 22 Wohnungsbränden die Bewohner durch einen Rauchmelder alarmiert. Die Dunkelziffer dürfte jedoch wesentlich größer sein, da es durch die rechtzeitige Warnung eines Rauchmelders erst gar nicht erst zu einem größeren Brand samt Feuerwehreinsatz kommt. Pezzey ortet bei der Bevölkerung durchaus ein Bewusstsein für die Bedeutung der Warngeräte, wobei es natürlich immer Verbesserungspotenzial gebe.
Technische Defekte
Die möglichen Ursachen von Bränden in Wohngebäuden sind nach Angaben von Pezzey vielfältig. Aufseiten der Elektrotechnik könnten dies beispielsweise technische Defekte sein wie etwa ein kaputter Akku oder ein Kurzschluss aufgrund veralteter Leitungen oder einer mangelhaften Klemmstelle. Genauso gebe es aber auch Fälle, bei denen es aufgrund von unentdeckt gebliebenen Mängeln zu einem Feuer kommen kann. Beispielsweise könne dies ein Rauchrohr einer Feuerstätte sein, welches vor Jahren mit zu geringem Abstand zu brennbaren Bauteilen eingebaut worden ist. Jahrelang könne durch die Temperaturbelastung eine Röstkohlenbildung an Holzbauteilen voranschreiten, bis irgendwann einmal Sauerstoff hinzugelangt und es zum Brandausbruch kommt.

Ein immer wichtiger werdendes Thema bei den technischen Defekten stellen nach Ansicht des Experten die Elektro-Akkus dar. Nicht unbedingt deswegen, weil diese grundsätzlich gefährlich sind, sondern weil immer mehr davon in den Haushalten vorhanden sind. Umso wichtiger sei es daher, beim Laden der Akkus auf die Sicherheit zu achten. So sollten die Energiespeicher möglichst nur unter Aufsicht wieder aufgeladen werden. Nicht empfehlenswert sei es etwa, das Handy nachts auf dem Nachtkästchen neben dem Bett ans Stromnetz anzuschließen. Denn im Falle eines Defekts könne die Situation sehr schnell außer Kontrolle geraten, sodass es nicht mehr gelingen könnte, sich in Sicherheit zu bringen.
Feuerwehren 2023 mit fast 5500 Einsätzen
Genau 5496 Mal mussten im Jahr 2023 Vorarlbergs Feuerwehr ausrücken. In 39,41 Prozent der Fälle handelte es sich um einen Brandeinsatz. Die übrigen 60,59 Prozent entfielen auf technische Einsätze. Das haben die Verantwortlichen des Landesfeuerwehrverbands am Freitag in einer Aussendung bekanntgegeben. Gegenüber dem Vorjahr sei dies ein Rückgang um 872 Einsätze gewesen. Dies sei vor allem die Folge einer gesunkenen Zahl an technischen Einsätzen. Die 6600 freiwilligen aktiven Feuerwehrleute hätten etwa Einsatzstunden im Wert von etwa 4,1 Millionen Euro (40 Euro geschätzter Stundenlohn) geleistet.
Nicht vergessen dürfe man, dass die Freiwilligen nicht nur für Einsätze ihre Freizeit opfern. Landesfeuerwehrinspektor Herbert Österle berichtete, dass diese nur rund 20 bis 30 Prozent des zeitlichen Gesamtaufwandes der Feuerwehrleute ausmachen würden. Der überwiegende Teil der Zeit, werde in Ausbildung, die Wartung der technischen Ausrüstung sowie in Verwaltungsaufgaben investiert. Diese Grundlagenarbeit ermögliche es, die vorhandene Qualität in Sachen Sicherheit und Schutz für in Not geratene Personen zu bieten, betonte Österle.

Besondere Vorsicht ist bei Kinderspielzeug oder auch bei Elektro-Scootern und ähnlichen akkubetriebenen Spielgeräten geboten, warnt Pezzey. Denn diese würden für gewöhnlich nicht mit Samthandschuhen angefasst, weshalb es durch Stürze und ähnliche Ereignisse zu Beschädigungen des Energiespeichers kommen könne. Daher gelte es, beim Laden besonders aufzupassen. Keinesfalls sollten die Geräte über Nacht im Kinderzimmer an das Stromnetz angeschlossen werden. Neben den technischen Brandursachen in Wohngebäuden kann aber auch der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle spielen. Von „Klassikern“ wie dem auf dem Herd oder im Ofen vergessenen Essen, unzureichend abgelöschten Rauchzeugresten, Mehrzwecksteckdosen, an denen zu viele starke Verbraucher hängen, bis hin zu unbeaufsichtigt gelassenen Kerzen reicht hier das Spektrum. Gerade offenes Licht und Feuer müssten gut im Auge behalten werden, betont der Geschäftsführer der Brandverhütungsstelle.
Nicht mehr gewohnt
Doch gerade in diesem Bereich ortet er eine gewisse Sorglosigkeit. Durch die technischen Errungenschaften wie etwa die Zentralheizung seien viele Menschen den Umgang mit offenem Feuer nicht mehr so gewöhnt wie zu Zeiten, als noch in den meisten Häusern mit Holz geheizt oder gekocht wurde. Daher sinke auch das Bewusstsein dafür, welche Gefahr von Feuer ausgehen kann. Sichtbar werde dies beispielsweise im Sommer, wenn Grillstellen im Freien nicht gründlich abgelöscht werden. „Es reicht nicht, nur die Flammen abzulöschen, sondern man sollte sämtliche Glutteile der Feuerstelle mit Wasser vollkommen ablöschen“, klärt Pezzey auf. Ansonsten könne es bei aufkommendem Wind sehr rasch zu einem Wald- oder Wiesenbrand kommen. Auch zu Silvester sei alljährlich zu beobachten, wie sorglos mit pyrotechnischen Gegenständen umgegangen wird, was auch immer wieder zu Bränden und Feuerwehreinsätzen, aber auch zu schweren Unfällen führe.
Gut aufgestellt
Dennoch zeigt die Statistik, dass wir in Vorarlberg in Sachen Brandschutz gut aufgestellt sind, sagt der Experte. Laut langjährigem Durchschnittlich sterben jedes Jahr ein bis zwei Menschen bei Gebäudebränden, was im Vergleich mit anderen Ländern und Regionen eine niedrige Todesfallzahl bedeutet. Neben der guten Arbeit in Sachen Prävention liege dies in Vorarlberg vor allem am sehr guten System der freiwilligen Feuerwehren im Land. Denn die engagierten und gut ausgebildeten Einsatzkräfte seien im Notfall immer rasch zur Stelle, betont Pezzey.