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Flug ohne Wiederkehr nach 86 Jahren enträtselt?

31.01.2024 • 10:59 Uhr
Amelia Earhart mit ihrer Lockheed Electra 10-E vor ihrem letzten Flug 1937 <span class="copyright">AP</span>
Amelia Earhart mit ihrer Lockheed Electra 10-E vor ihrem letzten Flug 1937 AP

1937 verschwand die legendäre Flugpionierin Amelia Earhart im Nirgendwo des Pazifiks. Nun endlich könnte ein neues Sonarbild zu ihrem Wrack führen.

Sie war eine frühe Flugpionierin, galt als außergewöhnliche und furchtlose Pilotin und absolvierte 1932 – also in der Frühphase der Luftfahrt – als erste Frau einen Alleinflug über den Atlantik.

Absturz im Pazifik

Nur fünf Jahre später endete die grandiose Vita der US-Amerikanerin Amelia Earhart jäh in tragischer Ungewissheit: Beim Versuch, die Erde am Äquator zu umrunden, stürzte Earhart kurz vor ihrem 40. Geburtstag mit Navigator Fred Noonan irgendwo im Nirgendwo des Pazifik ab. Das Wrack ihrer unter anderem mit Extratanks adaptierten Lockheed 10-E Electra wurde – samt Insassen – nie gefunden.

Der immer beunruhigender werdende Funkkontakt mit den Desorientierten („Wir fliegen hin und her …“) war schließlich kurz vor den winzigen Howlandinseln abgerissen – danach verlor sich jede Spur: Earhart verschwand am 2. Juli 1937, für tot erklärt wurde sie am 5. Jänner 1939 – doch Rätsel um ihr Schicksal blieben bis heute.

Das Sonarbild, das Hoffnung zur Lösung des Rätsels gibt<span class="copyright"> Deep Sea Vision</span>
Das Sonarbild, das Hoffnung zur Lösung des Rätsels gibt Deep Sea Vision

Auf der Suche nach dem verschollenen Flugzeug

Das könnte sich nun, gut 86 Jahre danach, ändern: Tony Romeo, Ex-Geheimdienstoffizier der US-Luftwaffe und engagierter Hobbyforscher, versucht seit Jahren, eines der großen Rätsel der Luftfahrgeschichte zu lösen. Nun legte er nach Jahren und im Rahmen einer 16-köpfigen Expedition Sonaraufnahmen vor, die das Ende des Flugs ohne Wiederkehr dokumentieren könnten. Deep Sea Vision (DSV), sein in Charleston (South Carolina) ansässiges Unternehmen für Meeresrobotik, war 100 Tage unterwegs und setzte die Hightech-Tauchdrohne „Kongsberg Discovery HUGIN 6000“ ein.

Dabei entstand 160 Kilometer vor den nur 2,6 km² kleinen Howlandinseln, die Earhart bei ihrem Flug ohne Wiederkehr mittels Funkpeilung finden wollte, ein Bild von einem Objekt in 4900 Metern Tiefe: Die Aufnahme ist naturgemäß pixelig und schemenhaft, doch sie könnte zum zweimotorigen Ganzmetallflugzeug mit seinem charakteristischen doppelten Seitenleitwerk gehören. „Wir sind alle hoffnungsvoll“, heißt es bei Deep Sea Vision, stimme doch auch die Größe des Objekts.

Es gibt auch Skeptiker, daher will man an die Stelle tauchen, um der Sache final auf den Grund zu gehen: Es gelte „möglicherweise das größte Rätsel der Moderne zu lösen“, sagen die Unterwasserarchäologen und Meeresrobotik-Experten. Von anderen Abstützen in dieser Ära und diesem Gebiet wisse man jedenfalls nichts.

Verschwörungsmythen

In der frühen Ära der heute allgegenwärtigen Verschwörungsmythen blühten bereits verschiedenste Theorien rund um Earhart: Sie sei Spionin gewesen, lautete eine. Andere Mutmaßungen gingen davon aus, dass sie durch japanische Truppen gefangen genommen wurde. Hartnäckig hielt sich auch der Mythos, Earhart hätte für gewisse Zeit auf einem unbewohnten Atoll der Phönixinseln überlebt: Menschenknochen, die auf Gardner Island (seit 1979: Nikumaroro) gefunden worden waren, gingen allerdings verloren.

Wie auch immer die weitere Suche ausgeht: Faktum ist, dass Earhart nicht nur wegen ihrer revolutionären Fliegerei eine beeindruckende Persönlichkeit war: In den USA wurde sie zu einem Idol und nutzte ihre Berühmtheit, um sehr geerdet für Frauenrechte und Pazifismus einzutreten. Mit der damaligen First Lady Eleanor Roosevelt verband sie eine innige persönliche und politische Freundschaft. Kurz nach deren Einzug ins Weiße Haus nahm die Starpilotin sie gar auf einen Nachtflug über Washington mit.

Fataler Fehler im Pazifik

Zum Unglück über dem Pazifik führte eine Verkettung fataler Umstände während eines ohnehin hochriskanten Pionierfluges: Die Howlandinseln waren auf den damaligen Karten falsch eingezeichnet, zudem dürfte der Navigator Noonan die Flugzeugposition fehlberechnet haben. Dazu kamen Probleme bei der Sprechfunkkommunikation und stark bewölkter Himmel zum Unglückszeitpunkt.

Ob sich die Nebel um das Ende Earharts und Noonans endlich lichten werden, ist abzuwarten.