Vergewaltigungsvorwurf gegen Ex-Fußballstar Dani Alves

Missbrauchte Ex-Barcelona-Star Dani Alves eine junge Frau auf der Toilette einer Disco? Brasiliens Ex-Fußballstar auf der Anklagebank.
Der brasilianische Ex-Nationalspieler kam im Gefangenentransporter, der ohne anzuhalten in die Tiefgarage des Gerichtspalastes in Barcelona fuhr. Schon mehr als ein Jahr sitzt der frühere Fußball-Weltstar Dani Alves, der unter anderem für den FC Barcelona, für Juventus Turin und Paris Saint-Germain spielte, in Barcelona in Untersuchungshaft. Der Vorwurf gegen den ehemaligen Abwehrspieler, der mit Barça dreimal die Champions League gewann, wiegt schwer: Er soll in einer langen Partynacht kurz vor Silvester des Jahres 2022 eine junge Frau auf der Toilette einer Diskothek brutal vergewaltigt haben. Nun startete der Prozess vor dem Landgericht in Barcelona. Dem Beschuldigten drohen bis zu zwölf Jahre Haft.
Im blütenweißen Hemd sitzt der 40-Jährige vor den drei Richtern. Schweigend hört er sich die harten Vorwürfe an, die von der Staatsanwältin verlesen werden. Auch das mutmaßliche Opfer, eine heute 24 Jahre alte Spanierin, sitzt im Gerichtssaal – aber gegen Blicke abgeschirmt hinter einer Trennwand. Um die Privatsphäre der Frau zu schützen, dürfen von ihr weder Fotos noch Personendaten veröffentlicht werden.
Der Druck von Alves, seiner Familie und seinen Fans auf die junge Spanierin, die den prominenten Ex-Kicker mit ihrer Aussage vor Gericht brachte, ist groß. In sozialen Netzwerken läuft eine Kampagne, mit der die Frau unglaubwürdig gemacht werden soll. Noch kurz vor Prozessbeginn hatte Alves versucht, per Scheckheft eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Die Frau lehnte ab. Sie wolle kein Geld, sondern Gerechtigkeit, ließ sie über ihren Anwalt ausrichten.
Die mutmaßliche Vergewaltigung ereignete sich in der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 2022 in Barcelonas bekannter Diskothek „Sutton“. Dort feierte Alves mit Freunden. Zu vorgerückter Stunde soll er dann zunächst mit der jungen Frau getanzt haben. Dann habe er sie, so die Aussage des mutmaßlichen Opfers, in den Toilettenraum einer privaten Suite gedrängt und unter Gewaltanwendung missbraucht.
Die Aussagen der Frau seien „eindeutig, glaubwürdig und stimmig“ schrieb die Ermittlungsrichterin in ihrem Untersuchungsbericht, der zur Anklage von Alves führte. Die DNA- und Spermaspuren sowie Verletzungen, die an ihrem Körper gefunden wurden, stützten ihre Ausführungen. Der beschuldigte Fußballer habe hingegen widersprüchliche Angaben gemacht und seine Version der Dinge im Laufe der Nachforschungen mehrmals geändert.
Zunächst hatte Alves angegeben, er kenne die Frau, die ihn beschuldigt hatte, überhaupt nicht. Später, als Bilder von Sicherheitskameras und Daten der Gerichtsmediziner das Gegenteil belegten, sagte er: „Es war einvernehmlicher Sex.“ In der neusten Version, die von Alves‘ Verteidigerin zum Prozessauftakt präsentiert wurde, heißt es: Der Ex-Fußballer sei in der Nacht des Geschehens betrunken gewesen und deswegen nur vermindert schuldfähig.
Alves selbst äußerte sich am ersten Prozesstag nicht zu den Vorwürfen. Es war der Tag der Ankläger und Verteidiger. Die Staatsanwältin forderte in ihrer Anklageschrift neun Jahre Gefängnis. Die Anwälte des mutmaßlichen Opfers verlangen sogar die Höchststrafe von zwölf Jahren. Alves‘ Verteidigerin beantragte hingegen die Einstellung des Verfahrens, weil in der Öffentlichkeit ein Parallelprozess geführt werde und die Richter dadurch beeinflusst seien – die Kammer wies dies zurück.
Nach bisheriger Lage sieht es nicht danach aus, dass Alves mit großem Verständnis des Gerichts rechnen kann. Spanien ist heute ein Land, in dem sexuelle Übergriffe härter bestraft werden, als in vielen anderen europäischen Ländern. Im Herbst 2022 wurde das Sexualstrafrecht noch einmal verschärft. Seitdem gilt in Spanien die „Nur-ein-Ja-ist-ein-Ja-Norm“, die besagt, dass jegliche sexuelle Beziehung, die nicht ausdrücklich von einer Frau gebilligt wird, als Vergewaltigung gilt. Der Umstand, dass keine Gegenwehr vorliegt, darf nicht mehr strafmildernd gewertet werden.
Den harten Kurs gegen sexualisierte Gewalt bekam bereits Spaniens früherer Fußballpräsident Luis Rubiales zu spüren. Rubiales hatte im vergangenen August, nachdem Spaniens Frauen-Fußballteam den WM-Titel gewann, bei der Siegerinnenehrung die Stürmerin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst. Anschließend musste er abtreten. Gegen Rubiales wird seitdem wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs ermittelt.