Weltfrauentag: Drei inspirierende Frauen in Vorarlberg erzählen ihre Geschichte

Anlässlich des heutigen Weltfrauentag hat die NEUE inspirierende und starke Frauen in Vorarlberg getroffen. Darunter Tanja Eiselen, die Karriere und Familie locker vereinte.
Wenn man Tanja Eiselen zuhört, dann wirkt vieles einfach. Karriere und Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind für sie keine Fremdwörter.
Seit 1990 ist sie berufstätig und seit acht Jahren ist die gebürtige Norddeutsche Rektorin der FH Vorarlberg (FHV). „Ich habe nie erlebt, dass ich einen Nachteil gehabt hätte“, resümiert Eiselen. Auch als weibliche Führungskraft habe sie nie Hindernisse erlebt. Gerade deswegen rät sie Frauen, dass sie sich einfach trauen sollen. „Wir können sehr viel erreichen“, bekräftigt die Wahltschaggunserin. Außerdem möchte sie junge, womöglich noch orientierungslose Frauen dazu ermutigen, sich erst auszuprobieren und nicht unter Druck setzen zu lassen, bis sie das finden, was sie auch wirklich von Herzen viele Jahre lang ausüben möchten. „Ich wusste mit 18 Jahren selbst noch nicht, was ich einmal werden will. Das einzige, was ich wusste, war, dass ich einmal Kinder will“, erzählt die jetzige Rektorin der FHV. In Sachen Mut ist sie wohl ein gutes Vorbild. Darüber, ob die Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung nicht funktionieren könnte, hat sie sich in jungen Jahren selbst etwa keine großen Gedanken gemacht: „Ich dachte, es wird sich schon richten und das hat es sich dann auch.“
Studierende Mutter
Sie ist geplant mit 20 Jahren noch während des Studiums schwanger geworden. Trotz Kleinkind vermisste sie nichts am Studierendenleben. „Man ist ja nicht aus dem Leben ausgeschieden, wenn man Kinder hat“, meint sie. Stattdessen war sie dadurch noch strukturierter und im Gegensatz zu anderen Mitstudierenden täglich an der Universität. Als ihre Tochter ein Jahr alt war, wechselte die Physikstudentin zum Psychologiestudium, welches sie später abschloss. Die Tochter war dann in der Kindertagesstätte, die von acht bis 16 Uhr offen hatte. Wenn abends Vorlesungen stattfanden oder sie mal Freizeit erleben wollte, passte der Vater auf das Kind auf.
Als sie vor 22 Jahren nach Vorarlberg zog, waren ihre Kinder schon erwachsen und zogen nicht mit. Doch für Skiurlaub kommen sie regelmäßig mit den Enkeln die Oma in Tschagguns besuchen. Ins Ländle kam sie auf der Suche nach einer Professur – mit einer Prämisse: den Blick auf die Berge – denn sie ist begeisterte Wandererin und Skifahrerin. Aktuell verbringt sie etwa 30 Skitage pro Saison am Berg und sammelt im Sommer mit den zwei Hunden und ihrem Ehemann Pilze am Golm.
Pläne für die Pension
Besonders freut sie sich, die Zeit am Berg ab Ende des Jahres zu intensivieren. In der anstehenden Pension wird ihr sicher nicht langweilig: 90 Skitage peilt sie nächstes Jahr an. Doch nur entspannt wird dann nicht: Die 64-Jährige möchte sich in der Gemeinde engagieren. Bis dahin hat sie noch einiges als Rektorin zu tun. Dass die FHV aktuell keine reine männliche Spitze hat, sieht sie als Vorteil. „Frauen haben eine andere Perspektive, sie achten mehr auf das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter“, analysiert sie die Stärke, die oft weibliche Führungskräften einbringen. Das würde Vertrauen schaffen und vermitteln, dass die Mitarbeiter als Mensch wahrgenommen werden. So würden Frauen womöglich eher merken, wenn es einem Mitarbeiter nicht gut gehe oder eine Mitarbeiterin einen neuen Verlobungsring am Finger trägt. „Einem Mann fällt das eher nicht auf“, erklärt sie. Hingegen Männer hätten meist vermehrt die Zahlen, Fakten und Daten im Blick.
Einen Mann und eine Frau als gemeinsame Führungsspitze sieht sie deswegen als eine „super Kombination“. So seien beide Perspektiven vertreten – sowohl die männlichen als auch die weiblichen Qualitäten. Sie würde etwas anders sehen, als ihr Kollege sehen würde – das schafft einen vielseitigen Blick.
„Man erwartet sich einen Mann mit Krawatte“

Wenn Frauen sich helfen, anstatt Konkurrenz zu sein: Magdalena Meusburger unterstützt Gründerinnen, sich zu trauen.
Die gebürtige Bizauerin Magdalena Meusburger träumt davon, dass sich jede Frau traut, alle Visionen umzusetzen. Die WU-Wien-Absolventin war bereits selbst in Südafrika mutig und hat ein Start-up in der Haarindustrie gegründet und dort auch ihr Doktorat absolviert. 2017 hat die 40-Jährige mit Thomas Metzler das Start-up-Center an der FHV „Start-upStube“ ins Leben gerufen, um andere beim Weg zur Gründung zu begleiten. Die beiden haben jedoch gemerkt, dass mehr Männer als Frauen auf sie zugekommen sind. Generell sind Gründer von Startups vermehrt männlich. „Nur 19 Prozent der Startups sind von Gründerinnen“, erläutert sie. Deswegen möchte sie Frauen am Weg zum eigenen Startup unterstützen.
„Fempower-Community“
Vor zwei Jahren hat sie gemeinsam mit Diana Eglseder die Initiative „Fempower-Community“ gegründet, welches sich an Frauen mit unternehmerischen Vorhaben richtet. Sie haben so einen geschützten Raum geschaffen, wo Frauen Soft Skills trainieren können, bevor sie sie im Alltag umsetzen. Etwa üben sie den Umgang mit Ängsten oder Verhandlungen. Frauen seien oft weniger risikobereit und zurückhaltender. Auch kann etwa der weibliche Zyklus bei der Terminlegung positiv genutzt werden.
Ein Ziel ist es, dass Frauen sichtbarer werden und mehr technische Innovationen auf den Markt bringen. „Es ist noch viel zu tun.“ Rückblickend hätte sich in den vergangenen zwei Jahren zwar schon einiges getan.
Aufbrechen von Stereotypen
Doch sie nimmt noch viele Stereotype wahr: „Wenn man sagt, es kommt ein Investor, erwartet man sich einen Mann mit Krawatte.“ Solche Stereotype müssten durch das Sichtbarmachen von weiblichen Vorbildern in der Start-up-Szene aufgebrochen werden. Denn dies kann Auswirkungen haben. Die Finanzierungsquote von männlichen Start-ups sei viel höher als von weiblichen, erklärt Meusburger. „Investoren investieren eher in männliche Start-ups und Investorinnen eher in weibliche Start-ups, gleichzeitig gibt es mehr Investoren.“
Doch die Verantwortung darf nicht in allen Aspekten nur bei anderen gesucht werden. „Start-up-Gründerinnen zahlen sich selbst ein geringeres Gehalt aus als Start-up-Gründer. Also es liegt auch an uns selber.“ Gerade deswegen sei es wichtig, durch „Fempower“ Mut zu machen und aufzuzeigen, dass man sich selbst ein sinnvolles Gehalt auszahlen darf. Trotzdem erhofft sie sich, dass Frauen irgendwann sofort in die Start-up-Stube gehen: „Unser großer Wunsch ist es, dass es Fempower nicht mehr braucht.“
Warum Klimaschutz ein Frauenthema ist

„Ich bin Feministin“, sagt Sophia Hagleitner von FFF. Denn Frauen sind vom Klimawandel besonders betroffen.
Sophia Hagleitner empfindet den heutigen Weltfrauentag zwar als netten Versuch, Frauen sichtbar zu machen, denkt jedoch, dass es noch viel mehr zu tun gibt. „Ich glaube, dass ein Tag dafür nicht ausreicht“, erklärt die 19-Jährige, die sich selbst als Feministin bezeichnet. Sie wünscht sich jedoch, dass sie sich selbst irgendwann nicht mehr Feministin nennen muss, weil es dann normal sei. „Feminismus bedeutet für mich, dass Frauen und Männer gleich viel wert sind und gleiche Chancen haben“, erläutert sie. Beide Geschlechter hätten zwar die gleichen Rechte, seien jedoch trotzdem in der Gesellschaft noch mit patriarchalen Strukturen konfrontiert. Als wichtigen ersten Schritt dem entgegenzuwirken, sieht sie an, die gesellschaftlichen Strukturen zu hinterfragen und diese aufzubrechen. „Glaube, das soll man nicht nur an einem Tag machen, sondern das ganze Jahr lang“, führt sie aus.
Hagleitner wurde in ihrer Familie von zwei Frauen geprägt, die dies selbst auch taten: ihre Mama und ihre Oma. So hat sich ihre Mutter, die Theologie studiert hat, dafür eingesetzt, dass Frauen den gleichen Platz wie Männer in der Kirche finden. Ihre Großmutter gab ihr das politische Interesse mit auf den Weg und ermutigte sie immer wieder folgend: „Sie hat uns immer gesagt, wir sollen uns dafür einsetzen, was uns wichtig ist.“ Das wird von Frauen nicht immer erwartet. „Ich habe gemerkt, dass ich mich öfter behaupten muss als männliche Kollegen, weil erst eine Überraschung da ist, dass eine Frau für sich sprechen kann.“
Klima und Feminismus
Eigentlich kennt man Hagleitner mit Mikrofon und Banner in der Hand, wenn sie sich auf der Straße für den Klimaschutz stark macht. Mit 15 Jahren begann sich die Hohenemserin 2020 für das Klima zu engagieren. „Als ich das erste mal von der Klimakrise gehört habe, hat mich das emotional berührt“, erinnert sich die BG-Lustenau-Absolventin zurück. Doch Klimakrise und Feminismus sind nicht komplett voneinander getrennt zu betrachten, wird schnell klar, wenn man der Presseverantwortlichen von Fridays for Future (FFF) in Vorarlberg zuhört.
So würden Frauen die Folgen des Klimawandels teilweise im globalen Süden anders erfahren als Männer. „Frauen und Kinder sterben bei einer Katastrophe mit 14 Mal höherer Wahrscheinlichkeit als Männer – unter anderem, weil sie später gewarnt werden, seltener schwimmen können und sich auf der Flucht um Angehörige kümmern.“ Auf der Flucht von klimabedingten Katastrophen bestünde für Frauen ein erhöhtes Risiko für körperliche und sexualisierte Gewalt, Zwangsprostition und Ausbeutung.