Warum 2023 weniger Schnellfahrer geblitzt wurden

Blitzer-Bilanz der Bundespolizei: Erstmals seit vielen Jahren ist in Vorarlberg die Zahl der beanstandeten Tempoüberschreitungen leicht zurückgegangen.
Durch den verstärkten Einsatz modernster Lasertechnik erwischt die Polizei seit Jahren immer mehr Fahrzeuglenker, die zu schnell unterwegs sind. Einen massiven Sprung nach oben gab es im Jahr 2022, als allein die Bundespolizei 230.000 Anzeigen und Organmandate wegen Geschwindigkeitsübertretungen ausstellte – ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2023 schien sich dieser Trend zunächst fortzusetzen, die Jahresbilanz brachte dann aber ein überraschendes Ergebnis. Erstmals seit Jahren ist die Zahl der Beanstandungen leicht zurückgegangen. Woran liegt das?
Gerät ausgefallen
Ein Blick in die Statistik zeigt (siehe Factbox), dass vor allem auf der Autobahn deutlich weniger Temposünder erwischt wurden. Zum Einsatz kommt hier ein Gerät, das neben der Geschwindigkeit auch den Abstand zwischen zwei Fahrzeugen messen kann und durch qualitativ hochwertige Fotos weitere Verstöße, etwa gegen das Handyverbot am Steuer oder die Gurtpflicht erkennen kann. In Vorarlberg gibt es nur ein solches Gerät. „Wenn es ausfällt oder gewartet werden muss, fehlen natürlich die Zahlen“, begründet Vorarlbergs Verkehrsabteilungsleiter Rudolf Salzgeber den fast 50-prozentigen Anzeigenrückgang in diesem Bereich.


Weniger Kontrollen
Ebenfalls ein deutliches Minus – wenn auch in geringeren absoluten Zahlen – ist bei den Übertretungen zu verzeichnen, die mit einerm Organmandat geahndet werden, also unmittelbar nach dem Anhalten des Lenkers. Der Rückgang in diesem Bereich sei dem Personalmangel bei der Polizei geschuldet, räumt Salzgeber ein. „Mir wäre es natürlich lieber, wenn wir mehr Beamte auf der Straße hätten. Denn es ist erwiesen, dass sichtbare Polizeipräsenz die Verkehrssicherheit deutlich erhöht.“ Auch der Lerneffekt sei bei einer Anhaltung vor Ort deutlich höher als bei einer Anonymverfügung, gibt der oberste Verkehrspolizist zu bedenken.

Kaum Veränderungen gibt es hingegen bei den stationären Laser- und Radargeräten, die an den Landesstraßen und der Arlberg-Schnellstraße stehen. Die Bundespolizei unterhält mittlerweile 44 Standorte (siehe oben), etwa ein Drittel der Boxen ist gleichzeitig in Betrieb. Fast alle Geräte sind mit moderner Lasertechnik ausgestattet, die mehrere Fahrstreifen in beiden Fahrtrichtungen gleichzeitig überwachen kann und gestochen scharfe Bilder liefert. Eingebaut in sogenannte Wanderkabinen kommen diese Geräte seit 2021/2022 verstärkt im Pfänder-, Amberg- und Achraintunnel zum Einsatz. „Zu Beginn haben wir sehr viele und zum Teil massive Geschwindigkeitsübertretungen registriert. Mittlerweile stellen wir einen deutlichen Rückgang fest. Die Überwachung wirkt also, das ist erfreulich“, sagt Salzgeber.

Die wenigsten sind Raser
Extreme und notorische Raser sind in der Statistik glücklicherweise die Ausnahme. Der Großteil der Geschwindigkeitsübertretungen auf Vorarlbergs Straßen liegt laut Salzgeber zwischen 15 und 20 Stundenkilometern. Ein Kavaliersdelikt sei zu schnelles Fahren aber keineswegs, betont der Verkehrspolizei-Chef.
Apropos Bleifuß: Wer extrem rast, riskiert seit Anfang des Monats den Verlust seines Fahrzeugs. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 60 km/h innerorts und 70 km/h außerhalb des Ortsgebiets kann das Auto beschlagnahmt werden. In einigen Bundesländern wurden bereits Fahrzeuge abgenommen, in Vorarlberg gibt es bis dato noch keinen Fall.
Wohin die Strafgelder fließen
Im Jahr 2022 mussten Fahrzeuglenker 26,6 Millionen Euro an die Vorarlberger Bezirkshauptmannschaften überweisen, weil sie gegen die Straßenverkehrsordnung (StVO), das Kraftfahr- oder Führerscheingesetz (KFG, FSG) verstoßen haben. Die Einahmen sind im Vergleich zu 2021 um acht Millionen gestiegen. Der Großteil des Geldes geht an den jeweiligen Straßenerhalter, also an Bund, Land, Gemeinde oder – wenn es sich um eine Autobahn oder Schnellstraße handelt – an die Asfinag. 20 Prozent gehen an das Innenministerium bzw. die Bundespolizei
– außer bei Verwaltungsübertretungen auf Straßen in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern, hier bleibt der gesamte Betrag bei der Gemeinde. Wer etwa mit dem Handy am Steuer erwischt wird oder nicht angeschnallt ist, wird nach dem KFG bestraft. Diese Gelder fließen in den Sozialfonds.