Blumen, Bienen, Müllhaufen und Gesetzgebung

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Es frühlingt. Es zwitschert und tschilpt überall im Garten, vereinzelt stecken Blümchen ihre verschlafenen Köpfe in Richtung Sonnenlicht. Es duftet knoflig nach Bärlauch, und die Gartenwiese verlangt nach dem ersten Schnitt. Mit dem Frühling kommt aber auch noch weniger Liebevolles zutage. Im Garten offenbaren sich Müllhaufen. Plastikflaschen, Fast-Food-Kartons, Bierdosen und gar Plastikhütchen zur Vermeidung von Kinderniederkunft ruhen zwischen Krokus und Primel. Alles achtlos über den Zaun geworfen. „Saubatln!“, hätte meine Oma gemurmelt, „solche Saubatln!“, und wo sie recht hat, hat sie recht. Die Unart einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich einfach um nix scheren, außer um ihre eigene Bequemlichkeit, wird zur Arbeit für jene, die sich kümmern. Mich würde es nicht wundern, wenn bald einmal, wie in Großstädten, das Wegwerfen von Zigarettenstummeln und Co. unter Strafe gestellt wird. Es gibt ganz wenige Fälle, in denen der sogenannte gesunde Menschenverstand wirklich funktioniert. Ein Phänomen für mich ist zum Beispiel das Tragen des Skihelms. Nirgendwo gibt’s eine Verpflichtung diesbezüglich, dennoch ist jeder so gescheit und trägt einen. Selbst meine Mädels hatten von Anbeginn an keine Probleme damit. Ganz anders beim Fahrradhelm, großer Gott – war und ist das ein Kampf. „Aber die anderen …“ Genau das ist es nämlich. Auf der Piste gilt es als cool, einen Helm zu tragen, am Citybike mit Helm bist du für Teens eine 102-jährige, langweilige Oma. Für manche Kids, junge Typen und vermeintlich coole Gangster ist das ignorante Wegschmeißen von Müll in fremde Gärten und auf Straßen eine Art Bad-boy-(girl)-Statement, und womöglich fühlt man sich dabei ziemlich lässig. Es ist schade, dass so oft erst Verbote zum Umdenken bewegen.
Vom Verbot des Duellierens bis hin zur Gurtpflicht, wichtige, gesellschaftliche (Über-)Lebensmaßnahmen, weil einige es wohl nicht gleich durch die reine Information, dass beides eher ungesund ist, verstehen wollten. Ich habe meine Mädels mal gefragt, warum das so ist, dass manches für unsere Heimgemeinschaft erst getan oder erledigt wird, wenn ich mit Konsequenzen drohe. Sie konnten es mir nicht sagen. Ich frage jene Natur-Vermüller ebenso gerne: Warum ist es nötig, mit Strafe zu drohen? Jeder einzelne von uns hat doch etwas von einem schönen, unvermüllten Flecken Erde. Ich hole jetzt ein paar Müllsäcke und mach’ mich an die Arbeit. Vielleicht hat ja einer auch aus Versehen 500 Euro übern Zaun geschmissen. Har, har. Man darf noch träumen!
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.