Allgemein

Vom Koriander bis zur Saatkartoffel

17.04.2024 • 13:08 Uhr
Vom Koriander bis zur Saatkartoffel
Die Zitrusbäume, die bei Stephan Ludescher und seinem Team überwintert haben, kommen nun wieder zu ihren Besitzern. Klaus Hartinger

Der Ostermarathon ist für die Gärtner vorbei. Nun werden Gemüsesetzlinge gezogen, auch bei der Gärtnerei Ludescher in Klaus.

Bis Ostern geben wir Vollgas, das ist die wichtigste Zeit im Jahr für uns Gärtner“, sagt Stephan Ludescher, der die Gärtnerei Ludescher in Klaus führt. Das heißt allerdings nicht, dass danach Zeit zum Durchatmen wäre. Jetzt ziehen der 57-Jährige und sein Team nämlich Kräuter- und Gemüsepflanzen. Konkret: Lavendel, Basilikum, Kerbel, Koriander, Dill, Estragon, Kamille, Berg-Bohnenkraut, Borretsch und Rucola. „Nicht alles wird gleich stark nachgefragt, aber wir bieten einfach eine große Anzahl an Kräutern an.“ Darunter auch ein spezielles Basilikum.

Bienenpflanzen

„Diese Pflanze wurde als Bienenpflanze beworben. Seit wir auf biologischen Anbau mit Nützlingen und Pflanzenstärkungsmitteln umgestellt haben, stellen wir fest, die Bienen gehen auf alle Pflanzen, die blühen. Sie riechen wohl, ob die Pflanze chemisch behandelt wurde oder nicht. Wir haben einen Nachbarn, der Imker ist, unser Verhältnis ist sehr befruchtend.“ Ludescher lacht und erzählt dann von dem Betrieb auf der Insel Reichenau, der Nützlinge verkauft und die Pflanzen, auf die sie ausgebracht werden, regelmäßig kontrolliert. „Wir bekommen die Rückmeldung, dass unsere Pflanzen mehr bestäubte Blüten und in Folge Fruchtkörper haben als die Pflanzen konventionell arbeitender Betriebe.“

Vielfalt im Gemüsesektor

Die Jungpflanzen im Gemüsesektor bei Ludeschers teilen sich unter anderem auf verschiedene Zwiebelarten, Brokkoli, Blumenkohl, Kraut und Tomatenpflanzen auf. Ludescher stellt die Amarelli-Tomate vor, eine Erdbeertomate mit kirschgroßen Früchten, die süß und aromatisch schmecken. „Wir haben ungefähr 15 Tomatensorten, die verschiedenen Ansprüchen genügen. Sie mögen verschiedene Standorte oder sind robust gegenüber Tomatenfäule. Immerhin wollen wir unseren Kunden nicht nur die Pflanzen verkaufen. Wir wollen, dass sie wiederkommen“, sagt Ludescher.

Vom Koriander bis zur Saatkartoffel
Pflanzen wie die Tomaten ziehen Ludeschers selbst – auch wenn die Bioqualität sich kaum auszahlt. Klaus Hartinger

Betriebsübergabe in Sicht

So sorgfältig, wie er mit Pflanzen und Umwelt umgeht, so detailgenau und liebevoll ist er auch mit seinem Betrieb. Sein Sohn Mathias ist inzwischen 30 Jahre alt und bereits in den Betrieb eingestiegen. Bruder Tobias ist 24 und noch auf der Meisterschule in Heidelberg. „Das ist die einzige Schule im deutschsprachigen Bereich mit biologischer Ausrichtung“, erklärt Ludescher. Über fünf Jahre hat er seine Söhne an die Betriebsführung herangeführt, nun ist es soweit: Mit Ende des Jahres wird Stephan Ludescher den Betrieb übergeben. Guten Gewissens, wie er sagt: „Meine Söhne brennen fürs Gärtnern, und zwar fürs biologische Gärtnern.“ Er freut sich, dass die Gärtnerei Ludescher in seinem Sinne weitergeführt werden wird. Bis dahin ist er aber noch hauptverantwortlich.

Zum Beispiel für die Zitrus- und anderen mediterranen Pflanzen, die sie im Gewächshaus überwintert haben. Er zeigt „Buddhas Hand“, einen Strauch mit Zitrusfrüchten, von denen an jeder mehrere orangefarbene Finger nach vorne gewachsen sind. Ein exotischer Anblick. „Wir behandeln die Überwinterungspflanzen mit biologisch gewonnenen Ölen wie Rapsöl oder Neemöl etwa gegen Wollläuse. Die Erde versetzen wir mit Lavaerde, um sie gut zu durchlüften. Diese Pflanze hier zum Beispiel“, er zeigt auf einen Zitronenbaum, „ist ohne Dünger ausgekommen und hat jetzt hellgrüne, magersüchtige Blätter. Dagegen können wir nur übers Winterhalbjahr nicht ankommen, aber natürlich geben wir den Pflanzen auch einen guten Dünger.“

Vom Koriander bis zur Saatkartoffel
Klaus HArtinger

Gesund und leistbar

Der Austausch mit den Kunden ist nicht immer einfach, bestätigt Ludescher. So halten die Gärtner die Tomatenpflanzen, die schon so weit sind, mit niedrigen Temperaturen und wenig Wasser kurz, um große Wachstumsschübe zu verhindern: „Die Kunden möchten Pflanzen in einer bestimmten Größe, und jedes Blatt soll perfekt sein. Wir versuchen, sie zu mehr Toleranz zu bewegen“, beschreibt Ludescher. Gesunde Lebensmittel für wenig Geld, diesen Spagat versucht Ludescher zu machen. Im Glashaus ziehen sie die veredelten Tomaten heran. Im Wurzelbereich, der von Kürbispflanzen stammt, sind sie sehr robust. Oben wachsen Tomatenpflanzen mit viel Ertrag. Ludescher gibt den Tipp: „Wenn Sie ein Glashaus haben oder auch sonst den Boden nicht wechseln können, würde ich auf jeden Fall veredelte Sorten nehmen. Sie können besser Nährstoffe auch in eher nährstoffarmen Böden aufnehmen und aufschließen.“