Blum: Umsatz leicht zurückgegangen

Im Geschäftsjahr 2023/24 steht beim Höchster Beschlägehersteller ein Umsatzminus von 1,2 Prozent auf 2,23 Milliarden Euro in den Büchern.
Der Beschlägehersteller Blum hat im Geschäftsjahr 2023/24 (30. Juni) einen Umsatz von 2,297 Milliarden Euro erzielt. Das ist ein Rückgang um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie die Geschäftsführer Philipp und Martin Blum bei der Bilanzpressekonferenz am Stammsitz in Höchst bekanntgaben.
Damit konnte das Familienunternehmen die Abwärtsbewegung beim Geschäftsvolumen deutlich einbremsen. Zur Erinnerung: Im Vorjahr ist der Umsatz noch um zwölf Prozent gesunken.
Angesichts der internationalen Begleitumstände sei man mit der Entwicklung vergleichsweise zufrieden. Sie stimme zumindest ein wenig optimistisch, vor dem Hintergrund der ansonsten hereinprasselnden Negativnachrichten aus dem Wirtschaftsleben. Die ersten sechs Monate bis Dezember 2023 seien noch durchgehend von Rückgängen gezeichnet gewesen. „Aber ab Jahresbeginn 2024 gab es in vielen Ländern eine jedenfalls stabile und mitunter sogar leicht wachsende Tendenz“, so Philipp und Martin Blum.
Investiert
287 Millionen Euro wurden im abgelaufenen Wirtschaftsjahr von Blum investiert, 182 Millionen Euro davon in Vorarlberg. Im Wirtschaftsjahr davor betrug die Investitionssumme 390 Millionen Euro.
Unterschiedlich
Dabei zeigt sich geografisch allerdings eine deutlich unterschiedliche Entwicklung. So verzeichne man in Nordamerika eine „stabile Seitwärtsbewegung“. Im Wirtschaftsraum Asien/Pazifik/China könne man eine verhalten positive Entwicklung beobachten. Und auch im Mittleren Osten sowie in Afrika gebe es grundsätzlich positive Tendenzen. Der größte und wichtigste Markt Europa – rund 44 Prozent des Umsatzes entfallen auf EU-Staaten – zeigt sich unterdessen zwiespältig. In Osteuropa habe man eine „sehr positive Entwicklung“ zu verzeichnen. „Einzig in Nord- und Zentraleuropa beziehungsweise in Westeuropa haben wir es noch immer mit teils erheblichen Umsatzrückgängen zu tun“.
Wo kommt der Umsatz her?
44 Prozent des Umsatzes erzielte das Familienunternehmen im Wirtschaftsjahr 2023/24 in der Europäischen Union. 15 Prozent des Umsatzes stammten aus den USA. Andere Märkte steuerten 41 Prozent zum aktuellen Ergebnis bei.
In Westeuropa spüre man die massive Verunsicherung der Endverbraucher am stärksten. Es gehe um Inflation, steigende Preise sowie die politische Unsicherheit, wie es in Europa weitergehen werde. In so einem Klima investiere man nicht gerne in neue Küchenmöbel. Dazu komme der Jojo-Effekt aus der Coronazeit. Weil viele Haushalte während der monatelangen Corona-Einschränkungen ihr Geld in Möbel und Küchen steckten, ist der Bedarf jetzt oftmals gedeckt. Diesen Vorzieheffekt merke man speziell in Westeuropa besonders.
Ganzer Umsatz
2297 Milliarden Euro betrug der Umsatz von Blum im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2023/2024. Den bisherigen Rekordwert erzielte das Unternehmen mit 2,643 Milliarden Euro im Wirtschaftsjahr 2021/22.
Personal
Die verhaltene Geschäftsentwicklung hat naturgemäß auch Auswirkungen auf den Personalstand. So betreibe man eine „vorsichtige Personalpolitik“. Nicht zuletzt durch die Nicht-Nachbesetzung der natürlichen Fluktuation sei der Personalstand in der Gruppe 2023/24 leicht gesunken, wie es heißt. Aktuell beschäftigt Blum weltweit 9294 Mitarbeitende, davon 6637 in Vorarlberg. Gleichzeitig habe man Gleitzeitkonten nach oben geschraubt und Überstunden abgebaut. Zudem sei das Personal sehr flexibel an jenen Standorten eingesetzt worden, wo es gerade gebraucht wurde. „Das ist nicht immer angenehm. Aber so sind wir bislang ohne Kurzarbeit durch diese schwierige Zeit gekommen“, so Philipp Blum. Unverändert setzt das Unternehmen auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses. So beginnen im Herbst 106 neue Lehrlinge beim Beschlägehersteller. Insgesamt gibt es fast 350 Lehrlinge bei Blum.
Personal
6637 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hatte das Familienunternehmen mit Stand 30. Juni in Vorarlberg. Weltweit waren es 9294. Die Zahl wurde abermals über natürliche Fluktuation verringert. 2022/23 waren es noch 9330 weltweit. Im Wirtschaftsjahr 2021/22 beschäftigte Blum 9422 Mitarbeitende.
Unabhängig von den wirtschaftlichen Herausforderungen hat Blum nach wie vor ein ambitioniertes Investitionsprogramm. So seien in der Gruppe im Vorjahr 287 Millionen Euro an den diversen Standorten investiert worden, davon allein 182 Millionen Euro nur in Vorarlberg. Und auch bei den Innovationen spielt Blum unverändert in einer eigenen Liga. So habe man im Vorjahr 82 neue Patente angemeldet.
St. Pölten
Angesprochen wurde auch das geplante Werk 9 in St. Pölten, über das bereits berichtet wurde. Hier gebe es noch keinen konkreten Termin für den Baubeginn. Das hänge stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. Jedenfalls habe man mit St. Pölten eine sehr gute Flächenreserve für die Bedienung des europäischen Marktes bekommen.
In dem Zusammenhang sagten die Blum-Geschäftsführer, dass man sehr intensiv die Argumente für oder gegen einen neuen Werksstandort in Österreich abgewogen habe. Die Argumente Logistik, Rechtssystem und politische Stabilität hätten dann den Ausschlag für Österreich gegeben. Allerdings warnt man so wie auch in anderen Industriebetrieben vor einer immer stärker bedrohten Wettbewerbsfähigkeit des Landes. „Wir müssen darauf achten, dass Österreich attraktiv bleibt.“ Es gehe um gut ausgebildetes und verfügbares Personal, Rohstoffe und Energie zu vertretbaren Preisen und um ein Zurückfahren der massiven bürokratischen Hindernisse. Die Kostenbelastungen seien in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. „Wir brauchen nicht immer noch mehr Belastungen und Vorschriften, sondern weniger.“
Löhne
Am Rande der Pressekonferenz wurde Geschäftsführer Philipp Blum von der wpa auch dahingehend angesprochen, ob das Unternehmen im Vorjahr Geld verdient habe. Bei Blum geht man zwar auf solche Fragen erfahrungsgemäß nie im Detail ein. Allerdings verweist Philipp Blum in seiner Antwort auf die Entwicklung der Löhne und Gehälter. „Wir hatten in der jüngeren Vergangenheit Lohnsteigerungen von insgesamt über 20 Prozent. Da muss man sehr viele Beschläge mehr verkaufen, um das kompensieren zu können.“ Er vergönne jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter das Einkommen. Allerdings mache es sich die Politik zu einfach, wenn sie sage, die Unternehmen müssten den Menschen einfach mehr bezahlen, damit diese aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten über die Runden kommen.
wpa, red