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Namen aus der sogenannten vierten Dimension

02.09.2024 • 09:00 Uhr
Neue Kopfkino Salmhofer Kolumne
Neue Kopfkino Salmhofer Kolumne

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.

Manchmal passieren kleine, gruselige Dinge, während man in seinem Alltag herumlebt. Das sind dann Momente, in denen bei mir ein Stirnrunzeln aufzieht und ich mich philosophierend Gedanken über eventuell mögliche vierte Dimensionen mache. Letztens hatte ich wieder einmal so ein kleines Erlebnis. Ich habe jemanden, mit dem ich schon lange Kontakt habe, aus dem Nichts heraus mit einem anderen Namen angesprochen. Aber nicht so, wie es mir mit meinen Töchtern passiert, dass ich permanent ihre Namen vertausche und ab und an sogar jene meiner Schwestern verwende, weil alle in derselben Region meines Gehirns abgespeichert sind und sich nur die falsche Schublade öffnet. Der Name kam von ganz woanders her, irgendwo aus dem Nichts tauchte er plötzlich auf und huschte über meine Lippen. Es stellte sich heraus, dass das der Name war, den ihre Mutter eigentlich für sie angedacht hatte. Wenn mir dasselbe passiert und mir ein bedeutungsloser Name heraussprudelt, wird das Thema abgehakt als: „OK. Ich werde nun mal älter und da oben funktioniert nicht mehr alles so wie es das früher tat.“ Jetzt aber war es spooky.

Ich hatte auch einmal einen Namens-Traum. Ich saß in der Straßenbahn in Wien und vor mir ein kleines Mädchen mit rötlich-blonden, lockigen Haaren. Sie dreht sich zu mir, schaute mir in die Augen und meinte: „Ich bin deine Tochter“. „Wie heißt du denn?“ habe ich sie gefragt und sie hat mir ihren Namen genannt. Ich bin aufgewacht und dachte mir nur: Das geht ja gar nicht, ich hab dunkle Haare, mein Freund hat dunkle Haare. Pffft. So ein blöder Traum! Jahre später schaute ich meine Tochter an, –rotblondes, lockiges Haar und dachte mir: Verdammt! Hier sitzt das Kind aus meinem Traum und ich hab ihr den falschen Namen gegeben. Wieder ein paar Jahre später habe ich meiner Tochter von dem Traum erzählt und sie meinte nur: „Danke, dass ich nicht diesen Namen bekommen habe!“
Ich musste lachen, aber irgendwie in meinem Inneren habe ich noch immer das Gefühl, da gäbe es noch einen zweiten Namen, der zu ihr gehört. Was war hier zuerst? Spielt einem der Kopf Streiche, vertauscht Traumerinnerungsbilder und setzt – a la KI – einfach das Gesicht meiner Tochter beliebig ein? Ich glaube, man sollte alle Möglichkeiten zulassen, ohne sich in einer zu verrennen. Womöglich gibt es da draußen Verbindungen, die uns noch nicht bewusst sind. Vielleicht ist alles aber auch ein einfacher biologischer Prozess. Ich finde beide Ideen total spannend. Denn tatsächlich wissen tun wir es nicht.

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.