Lebensgefahr für Haustiere in Dornbirn

In Dornbirn sind präparierte Köder zu einer häufigen Gefahr für Haustiere geworden. Kater Luis entging nur knapp dem Tod, seine Besitzerin Melanie (34) ist erschüttert.
Etwa eine Woche ist es her, dass Kater Luis am Morgen nicht wie gewohnt nach Hause gekommen ist. Seine Besitzerin Melanie (34) aus Dornbirn hatte gleich ein mulmiges Gefühl, dass ihm etwas passiert sein könnte: „Luis ist sehr anhänglich und geht sogar mit uns spazieren, wenn wir mit unserer Hündin Sparkly unterwegs sind. Als Luis dann am Morgen nicht wie gewohnt aufgetaucht ist, habe ich mir große Sorgen gemacht“, berichtet die Dornbirnerin. Zum Glück ist er dann doch noch aufgetaucht, aber er war ein erschreckender Anblick: „Sein Gesicht war total ramponiert und er war von oben bis unten verdreckt. Im ersten Moment hab ich gedacht, er sei angefahren worden, und bin darum sofort mit ihm zum Tierarzt gefahren.“

Vergiftet!
Beim Arzt wurde Luis zuerst geröntgt, weil eben der Verdacht da war, dass er angefahren und dabei verletzt worden sein könnte. Auf dem Röntgenbild zeigte sich dann aber die erschreckende Wahrheit: „Sein Magen war voll mit Gift, der Arzt vermutete Schneckenkorn. Ich habe extra nachgefragt, ob es möglich ist, dass er das absichtlich gefressen hat“, erzählt Melanie. „Das hat der Tierarzt entschieden verneint und gesagt, dass das auf jeden Fall irgendwie mit Streichwurst oder so vermischt sein muss, damit eine Katze solche Mengen zu sich nimmt. Damit dieses Gift tödlich ist, muss die Katze etwa drei Teelöffel davon zu sich nehmen. Die Menge in Luis‘ Magen hätte ihn wirklich umbringen können. Der Arzt hat ihn bei sich behalten müssen und gemeint, er könne mir erst am nächsten Tag sagen, ob Luis durchkommt.“ Zum Glück ist es gut ausgegangen und obwohl er immer noch etwas groggy wirkt, geht es dem Stubentiger den Umständen entsprechend wieder gut.

Hohe Kosten
Auch Melanies Hündin Sparkly hat vor rund zwei Monaten vermutlich einen Giftköder erwischt. „Wir sind beim Spazieren immer sehr aufmerksam, aber es kommt halt auch vor, dass man sie nicht permanent im Auge hat, wenn man sich zum Beispiel mit anderen Hundebesitzern unterhält. Das kann dann leider sehr schnell gehen und auch Sparkly musste wegen des Vorfalls einige Stunden in der Klinik verbringen.“ Diese Tierarztbesuche bringen neben der emotionalen auch eine finanzielle Belastung mit sich: „Beim Sparkly hat es 260 Euro gekostet, bei der Katze jetzt sogar 480 Euro, weil er über Nacht bleiben musste. Es ist selbstverständlich, dass man das für ein geliebtes Tier zahlt, aber das muss man sich auch erst mal leisten können“, betont Melanie.
Tierhalter helfen zusammen
In den vergangenen Wochen häufen sich in Dornbirn die Meldungen über Gift- oder böswillig präparierte Köder, die insbesondere an beliebten Spazierwegen entdeckt werden: „Ich höre sehr oft davon und lese immer wieder darüber in den Sozialen Medien. Da gibt es einige Gruppen, in denen sich Tierbesitzer austauschen und gegenseitig warnen, wenn sie irgendwo Giftköder oder dergleichen finden“, so Melanie. „Richtig ekelhaft finde ich, dass mancherorts sogar mit Nägeln präparierte Käsebrocken gefunden werden. Wenn ein Hund so etwas schluckt, sorgt das für schlimme innere Verletzungen und das Tier krepiert elendig“, erklärt die Dornbirnerin. Aktuell wird online vor Giftködern in Dornbirn Rohrbach und im Bereich der Eisengasse gewarnt, aber auch in Rankweil, Mäder und anderen Orten wird darüber berichtet.
Familienmitglieder
Warum jemand so etwas macht, ist Melanie ein Rätsel. „Natürlich kann es sein, dass es ärgerlich ist, wenn man im Tierkot im eigenen Garten hat, aber dass jemand die Tiere deswegen umbringen will, verstehe ich nicht. Wenn ich an diesem Tag gearbeitet hätte, wäre ich vermutlich erst am Tag danach zum Tierarzt gegangen. Das hätte für ihn ziemlich sicher den Tod bedeutet“, erzählt sie. „Ich weiß nicht, was in solchen Menschen vorgeht, dass sie anderen so etwas antun. Diese Tiere sind Familienmitglieder und es gibt auch keine Garantie, dass nicht mal ein Kind so ein verstreutes Gift in den Mund nimmt. Die ganze Sache macht mich gleichermaßen traurig, aber auch wütend. Eigentlich müsste ich sagen, dass die mal ihr eigenes Gift kosten sollten. In erster Linie wünsche ich mir aber nur, dass das aufhört!“

Drei Fragen an Susanne Planner, Tierärztin
Bemerken Sie in Ihrer Praxis in Dornbirn, dass sich die Meldungen zu Giftködern häufen?
Planner: Ja, leider haben wir in letzter Zeit wieder öfter mit tierischen Patienten zu tun, die Vergiftungserscheinungen zeigen. Das ist nicht nur in Dornbirn der Fall, sondern auch aus dem Oberland höre ich in letzter Zeit, dass wieder vermehrt Giftköder platziert werden. Wenn sich das an gewissen Plätzen häuft, kann das kein Zufall sein, sondern die Köder werden mutwillig gestreut.
Wie kann man als Tierhalter erkennen, dass der Hund oder die Katze vergiftet wurde?
Planner: Das ist leider sehr schwierig, denn die ersten Symptome sind meist Übelkeit und Erbrechen, was gerade bei Katzen nicht unüblich ist. Wir behandeln die Tier dann auch mit Brechmittel, was in den meisten Fällen ausreicht. Wenn aber zum Beispiel Käse mit Nägeln präpariert wird, kann es auch sein, dass wir operieren müssen.
Kann man sein Haustier davor schützen, dass es so einen Giftköder zu sich nimmt?
Planner: Bei Freigänger-Katzen ist das so gut wie unmöglich. Öfter sind aber Hunde betroffen. Hier haben die Besitzer nur die Möglichkeit, beim Spazieren aufmerksam zu sein und ihren Hund so gut es geht im Auge zu behalten. Es muss nicht unbedingt ein Giftköder sein, sondern kann auch passieren, dass eine vergiftete Maus gefressen wird und ein Tier auf diesem Wege Gift zu sich nimmt.
