Wie Claudia Sutterlütys Mode in schweren Zeiten helfen kann

Claudia Sutterlüty (39) ist die Geschäftsführerin von „Flowers in Bed“ in Egg. Doch hinter ihren Kleidungsstücken steckt weit mehr, als bei erstem Hinsehen bewusst ist.
Die bunten Blätter schaukeln im Wind, das Sonnenlicht fällt warm durch die Fenster auf den Holzboden. Draußen ist längst der Herbst eingezogen, die Farben von Rot, über Gelb und Orange und die kühle Herbstluft lassen die Innenräume in den Häusern wieder gemütlich werden.

Doch betritt man das Geschäft von Claudia Sutterlüty (39) in Egg, entkommt man dem Herbst nicht. Drinnen findet man mindestens genauso viele orange, gelbe und pinke Blätter und Blüten, wie draußen. Bei Claudia Sutterlüty dreht sich alles um Blumen. Auch sie selbst trägt einen ihrer farbenfrohen Blumen-Anzüge.
Die Geschäftsführerin von „Flowers in Bed“ möchte mit ihren hochwertigen Kleidungsstücken Geschichten erzählen. Doch das Konzept ihres Ladens beinhaltet keinesfalls nur oberflächliche, bunte Flowerpower-Kleidung.
Wie die Mutter
„Ich hatte einen Job, in dem ich viel Businesskleidung tragen musste. Ich habe aber immer schon Pyjamas geliebt. Allerdings habe ich nie einen gefunden, der genau so geschnitten war, wie ich es gerne hätte“, erzählt Sutterlüty die Anfänge ihrer Geschäftsidee. „Schon seit Kindertagen bin ich eine Blumenliebhaberin. Meine Mutter war genau wie ich, sie hat mir das Bewusstsein für das Thema Blumen beigebracht“, so die Geschäftsführerin. Schon als kleines Mädchen trägt sie gerne Blumenkleidung. „Mir ist immer aufgefallen, dass die Blumen auf den Stoffen andere Farben tragen als in der Natur. Ich habe als Kind schon gesagt: Irgendwann designe ich einen Stoff, auf dem die Blumen die Farben der Natur tragen. Denn die Natur ist der schönste Künstler.“

Irgendwann kam der Bregenzerwälderin die Idee, das Thema Blumen und Pyjama zu verbinden. „Blumen sind ein sehr schönes und wohltuendes Motiv. Man schenkt sie gerne“, so Sutterlüty. Mithilfe der Pyjamas soll man die Blumen jetzt auch mit in die Nacht nehmen können und seine Träume positiv beeinflussen. „Die originalgetreue Abbildung ist mir daher sehr wichtig.“
Inspiration aus der Natur
Die Fotos für ihre Kollektionen macht Sutterlüty selbst, direkt in Blumenfeldern. Für ihre neueste Kollektion, die Jubiläumskollektion zum fünften Geburtstag, fotografierte sie in einem Pfingstrosengarten in Oberösterreich. „Out Of Bed“ heißt die Loungewear-Kollektion, die nach der Nachtwäsche jetzt einen neuen Schritt für Claudia Sutterlüty darstellt. „Für die Nachtwäsche verwende ich die hochwertigste Qualität der Baumwolle, die Suprima Baumwolle. Sie wird in Vorarlberg gestrickt“, erklärt sie. Die Jubiläumskollektion hat einen etwas festeren Stoff, der auch untertags getragen werden kann. Es ist eine Weiterentwicklung der bereits bestehenden Kollektion, nur mit noch fulminanterem Blumenprint. „Die Idee war, dass man zum Geburtstag einen vollen Blumenstrauß schenkt“, lacht Sutterlüty.

„Meine Inspiration, mein Atelier, ist die Natur. Egal, ob das ein Waldspaziergang ist, die erste Baumblüte im Frühling, oder die Seerose am See. Für mich sind diese Orte wie Wohlfühlinseln. Ich will mit Motiven arbeiten, die ein gewisses Gefühl auslösen. Dieses Gefühl will ich in der Welt verteilen.“
Ein Lichtblick in schweren Zeiten
Doch nicht nur rosige Wohlfühlgefühle sind der 39-Jährigen wichtig. Hinter der Idee der Blumenpyjamas steckt weit mehr. „Pyjamas werden oft in Situationen getragen, in denen es jemandem nicht so gut geht. Sie sind Begleiter bei Krankheit, oder auch im Krankenhaus.“ Sutterlüty erklärt, dass sie mit ihrer Nachtwäsche ein Lächeln ins Gesicht zaubern möchte. Sie habe schon von einigen Kunden gehört, dass der Pyjama in Krisensituationen geholfen habe. „Er ist ein wohltuender Begleiter, wenn man am Morgen aufsteht und schmunzeln muss.“

Aber auch Turbans bietet die 39-Jährige an, wenn wegen einer Krankheit, oder einer Therapie die Haare ausfallen. „Das Thema ist sehr schwierig zu bewerben. Es kommt aber tatsächlich oft vor, dass mich Leute anrufen und mir von einem schweren Befund erzählen. Dann bitten sie mich um einen Pyjama“, lächelt die Geschäftsführerin. „Das ist ein unglaublich emotionales Thema für mich.“ Die Tatsache, dass ihre Pyjamas in Krisensituationen helfen und ein Lächeln schenken, ist enorm wichtig für Claudia Sutterlüty.
Nicht nur für Frauen
Man würde vielleicht meinen, dass die Kundschaft für solch blumige Produkte hauptsächlich ein weibliches Publikum anzieht. Dem ist aber nicht so: „Es kommen tatsächlich mehr Herren, als man denkt. Lustig ist, dass die Herren bei Blumenmotiven erst einmal einen Schritt zurücktreten. Wenn sie erst einmal Kundschaften sind, dann sind sie allerdings heavy-user“, lacht die 39-Jährige. „Viele Herren sind die angenehme Qualität nicht gewohnt, weil sie in ausgeleierten T-Shirts schlafen.“

Das Konzept von „Flowers in Bed“ beinhaltet laut Sutterlüty eigene, individuelle Stoffdesigns und faire, nachhaltige Produktion. „Die Wertschöpfung soll so nah wie möglich stattfinden. Es bleibt nichts liegen, außer die Blumen im Bett. Wohltuende Wohlfühloutfits mit Mehrwert“, schmunzelt die 39-Jährige.
Sie verwendet kein Plastik, die Produkte werden in wiederverwendbaren Stoffsäcken verpackt. „Die einzelnen Schritte müssen verantwortungsvoll entschieden werden. Man muss das Gefühl haben, dass die nächste Generation auch noch eine Freude mit seinen Entscheidungen hätte.“
Ein langer Prozess
Von der Idee bis zur Umsetzung vergehen gut und gerne einmal sechs bis zwölf Monate. Wenn Sutterlüty eine neue Inspiration in der Natur findet, fängt die Zeit bereits an, davonzurennen. „Es hängt vom Sonnenstand, von der Jahreszeit und von so vielen anderen Faktoren ab. Oftmals habe ich die Inspiration für ein Motiv ein Jahr, bevor ich die Idee dann final umsetzen kann“, erklärt sie.

„Es ist ein Leben mit der Natur. Ich kann nicht einfach nur Stockfotos ausschneiden.“ Für ein Design benötigt sie zwischen 15 und 20 Blütenmotive. „Ich versuche die Blüte in allen verschiedenen Stadien zu fotografieren, von der Knospe bis zur vollen Blüte.“ Auch die Artenvielfalt spielt eine Rolle für sie. Für das Team aus drei Personen steckt hinter jedem einzelnen Teil enorm viel Arbeit.
Fast Fashion
In einer Modewelt, in der Fast-Fashion nicht mehr wegzudenken ist, nimmt die Vorarlbergerin mit ihrer hochwertigen und langlebigen Mode eine Vorreiterrolle ein. „Ohne Fast-Fashion wird es nicht gehen. Viele Menschen können sich hochwertigere Produkte einfach nicht leisten. Meine Einstellung ist aber ganz klar: lieber weniger, dafür vertretbare Qualität“, erklärt Sutterlüty.

Die Unternehmerin erlebt die schnelllebige Modebranche aber täglich am eigenen Leib. Sie ist Mutter eines einjährigen Sohnes. „Ich bemühe mich natürlich, auch für ihn nachhaltig einzukaufen. Er wächst aber so schnell, dass das oftmals einfach nicht leistbar ist.“ Allerdings verrät sie, dass der Sohnemann selbst auch schon Blumenprints trägt. „Wenn wir in der Natur unterwegs sind, zeigt er mir jetzt schon Blumen“, schwärmt sie.