Vom Hausmann zum eigenen Planungsbüro

Martin Schneider hat in Hohenems seit 2012 sein eigenes Planungsbüro für Architektur. Der Weg dorthin war nicht alltäglich. Die Herausforderungen der Baubranche spürt auch der 57-Jährige, doch mit seinen 3D-Visualisierungen hat er eine Nische gefunden.
zur person
Geboren und aufgewachsen in Altach absolvierte Martin Schneider die Matura am BRG Schoren in Dornbirn und danach das Fremdenverkehrskolleg in Innsbruck, bevor er Architektur an der Universität Innsbruck studierte. Nach Stationen in Architekturbüros in Wien, Linz und Dornbirn ist er seit 2003 selbstständig tätig, zunächst vorwiegend als Dienstleister für angesehene Vorarlberger Architekten. Seit dem Bau seines eigenen Hauses mit Büro für Architektur 2012 widmet er sich verstärkt eigenen Projekten. Martin Schneider ist verheiratet mit der Kommunikationsexpertin Barbara Schmiedehausen, Vater von zwei Töchtern und wie er sagt, „ein aktiver und passiver Fußballenthusiast“.
Die Anfänge: „Ich wollte nach der Matura nicht studieren. Es schien mir damals einfach zu lang“, erinnert sich Martin Schneider. Stattdessen besuchte er das Fremdenverkehrskolleg in Innsbruck und sammelte erste Erfahrungen im Gastgewerbe. Doch schnell wurde klar: Das war nicht seine Welt. „Ich wollte etwas machen, das mich wirklich erfüllt“, sagt er heute. Nach einem kurzen Abstecher ins Studium der Politikwissenschaften wechselte er schließlich zur Architektur – ein Fach, das ihn schon seit seiner Jugend faszinierte.
Vollzeit-Hausmann
„Als meine Eltern gebaut haben, war ich begeistert von den Plänen, Zeichnungen und Perspektiven“, erzählt der heute 57-Jährige. Auch seine Schwester, selbst Architektin, prägte diesen Weg. Doch der Start ins Berufsleben verlief alles andere als linear. Während des Architekturstudiums in Innsbruck arbeitete er in diversen Jobs, von Zeltbau, Messebau bis Journalismus. 1996 wurde er zum ersten mal Vater. „Meine Frau hatte ein sehr gutes Angebot bekommen, da haben wir uns entschlossen nach Wien zu ziehen und ich wurde Vollzeit-Hausmann, um meiner Frau den beruflichen Aufstieg zu erleichtern. „Diese Entscheidung hat uns als Familie enorm gestärkt“, sagt er.

Die Kombination aus Kinderbetreuung und Studium war herausfordernd. „Tagsüber kümmerte ich mich um die Kinder, abends studierte ich oder arbeitete als Dienstleister für Architekturbüros.“ Dabei spezialisierte er sich früh auf computerbasierte 3D-Visualisierungen, ein Bereich, den er kontinuierlich weiterentwickelte.
Eigenes Büro
Nach der Geburt seiner zweiten Tochter ging es mit Zwischenstation Oberösterreich wieder zurück nach Vorarlberg, wo er auch 2003 sein Studium abschloss und zunehmend als selbstständiger Dienstleister für Architekturbüros tätig wurde. „Die Aufträge wurden mit der Zeit immer mehr, und irgendwann war klar, dass ich meine eigenen Projekte umsetzen möchte.“ 2012, mit dem Bau seines eigenen Hauses und Büros in Hohenems, folgte dann der nächste große Schritt: das Planungsbüro für Architektur war geboren.

„ Architektur ist für mich nicht nur technische Planung, sondern Lebensraum-Gestaltung für Menschen. Und das für viele Jahre, oft für Generationen.“
Martin Schneider
Kundenorientiert
Heute ist der ehemalige Altach-Kicker ein gefragter Planer in Vorarlberg, mit Fokus auf Einfamilienhäuser, Kleinwohnanlagen sowie Umbau- und Sanierungsprojekte. Sein Ansatz ist dabei immer innovativ und kundenorientiert: „Ich lasse meine Kunden virtuell durch ihre zukünftige Wohnung laufen.“ Dank moderner 3D-Programme wie ArchiCAD, Cinema4D und Lumion bringt er seine Entwürfe zum Leben. „Die Kunden können bei Bedarf direkt am Bildschirm Planänderungen mitverfolgen.“
Nachhaltigkeit sieht er als ein zentrales Thema der Zukunft. Verdichtetes Bauen, der Einsatz natürlicher Materialien und ein bewusster Umgang mit Bodenversiegelung sind für ihn entscheidende Aspekte. Gleichzeitig schätzt er die Flexibilität seines kleinen Büros: „Kurze Wege, persönliche Betreuung, rasche Umsetzung von Kundenwünschen – das ist etwas, was größere Büros oft nicht bieten können.“

Thema KI
Auch künstliche Intelligenz hat er im Blick. „Für mich ist KI aktuell ein nützliches Werkzeug, etwa in der Video-Visualisierung, aber noch kein zentrales Thema“, sagt Schneider. In großen Büros werde sie bereits intensiv genutzt, vor allem in der Forschung. „Ich glaube jedoch nicht, dass KI Architekten, Planer und Berater so schnell ersetzen wird.“
Baubranche in der Krise
Der zweifache Familienvater bleibt trotz der aktuellen Herausforderungen in der Baubranche optimistisch. „Natürlich spürt man den Rückgang“, sagt er. Die gestiegenen Baukosten, Grundstückspreise und die Schwierigkeiten, Eigenmittel aufzubringen, setzen viele Bauherren unter Druck. Dennoch ist er gut ausgelastet, auch wenn er im Moment weniger eigene Projekte realisiert als in den Boom-Jahren 2021 bis 2023. „Ich glaube, die Krise wird noch länger andauern, aber es gibt immer Möglichkeiten, kreativ und kundenorientiert zu arbeiten.“ Helfen wird dabei sicher auch das Auslaufen der KIM-Verordnung im nächsten Jahr.

planung ist wichtig
Für Martin Schneider beginnt ein Bauprojekt mit guter Planung. „Wichtig ist, sich die nötige Zeit zu nehmen, um sich umfassend zu informieren und die Finanzierung solide zu kalkulieren – inklusive Nebenkosten wie Beleuchtung, Möbel, Anschlüsse und Gartengestaltung. Es gilt auch, eventuelle Förderungen abzuklären.“
Und die Wahl der Handwerker? „Mehrere Angebote einholen, auch von kleineren Betrieben“, empfiehlt Schneider. Außerdem müsse man sich ehrlich fragen: Was brauche ich wirklich?
Zum Thema Einsparungen führt Schneider weiter aus: „Eigenleistungen können Kosten sparen, erfordern jedoch Know-how und bieten keine Gewährleistungen. Etappenbau hingegen bietet Flexibilität und Entlastung fürs Budget. Auch Alternativen wie ein Doppelhaus können erheblich Kosten sparen.“
Auch Politik gefragt
Sanierung und Erweiterung von bestehenden Objekten, gemeinschaftliches Bauen oder einfach die Neustrukturierung bestehenden Wohnraums sieht er als Möglichkeiten, budget- und ressourcenschonend Lebensraum zu schaffen. Dazu wäre es wichtig, dass die Politik Bauherren möglichst wenig unnötige Steine in den Weg legt.
Stolz auf eingeschlagenen Weg
Seinen außergewöhnlichen Karriereweg sieht der gebürtige Altacher als Bereicherung: „Meine Frau Barbara und ich haben bewusst einen anderen Weg gewählt, und das hat uns als Familie und mich beruflich vorangebracht.“ Ohne die Unterstützung seiner Familie, betont er, wäre vieles nicht möglich gewesen. Martin Schneider zeigt, dass Erfolg viele Gesichter haben kann – und dass ein unkonventioneller Lebenslauf kein Hindernis, sondern eine Stärke ist. „Es war ein anderer Weg, aber er hat bestens funktioniert. Und darauf bin ich stolz.“
