Ausgeräumt und umgeräumt

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Ich habe Freude daran, ein Jahr mit kleinen, aber feinen Veränderungen zu starten. Heuer waren zu Silvester meine Mädels „auf Lepschi“, und ich musste dementsprechend als Backup dienen und jederzeit bereit sein, ins Auto zu steigen, um die zwei von ihrer Auswärts-Silvesterparty abzuholen. Was tun also, wenn man wach bleiben muss, auch nach der Knallerei? (Hier macht sich übrigens die fortschreitende Taubheit meines alten Minihundes positiv bemerkbar. Hundsi hatte noch nie so entspannte Neujahrstage wie dieses Jahr.)
So. Wach bleiben war also die Devise. Mit der Kombination aus Lust nach Neuem wurde daraus eine tatsächliche Nacht-und-Nebel-Aktion von spontanem Zimmer-Umsiedeln. Mein Wunsch war, mein Schlafzimmer mit dem Wohnzimmer zu tauschen. Easy, dachte ich! Der ursprüngliche Plan, das über Silvester einfach mal schnell – alleine – zu organisieren, war heroisch, um nicht zu sagen eher illusorisch. Nur wusste ich das zum Zeitpunkt des Entschlusses noch nicht.
Man bedenke: Meine Wohnung besteht aus einem Sammelsurium an eher alten Möbeln, meistens Secondhand oder schon vor mehr als 15 Jahren bei einem schwedischen Möbelhersteller gekauft. Die Möbel haben also schon ein paar Umzüge hinter sich, mehrere Auf- und Abbauten und teilweise die Neigung zur Schiefheit. (Hier möchte ich kurz innehalten und ganz stolz noch einmal dafür plädieren, sich diesen Satz auf der Zunge zergehen zu lassen: „Neigung zur Schiefheit“. Danke für die Aufmerksamkeit.) Schlussendlich war ich mit dieser Arbeit, kalkuliert für eine Nacht, fast eine Woche beschäftigt. Beim Transportversuch des Kleiderschranks ist dieser einfach in sich zusammengefallen, mein Bett hatte die Annahme der Schrauben zum Zusammenhalt verweigert, und mein kolossaler alter Wiener Vitrinenschrank unterband so und so jede Art der Bewegungsform. Aufgeben war aber keine Option (mehr). Nachdem meine Wohnung aussah, als ob ein Mini-Tornado durch sämtliche meiner Zimmer gefegt wäre, musste ich zwangsläufig der Heimeligkeit wegen fertig machen. Den Kasten wieder flicken und stabilisieren, das Bett mit neuen Löchern vom Zusammenschrauben überzeugen sowie der Vitrine ihren Willen lassen und die Zimmergestaltung neu denken. Und tatsächlich: Ich habe es geschafft!
Mein neues Schlafzimmer ist an Lauschigkeit kaum zu überbieten, und das Wohnzimmer ist größer, heller und lässt Tochter zwei Platz für ihre neue Turnmatte. Was mich wiederum entspannt, weil die Gefahr, dass ein Flickflack direkt im Bücherregal endet, dezimiert ist.
Ich freu’ mich. Das wird ein tolles 2025.
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.