Allgemein

Die Dinge rund um uns

03.02.2025 • 10:18 Uhr
Neue Kopfkino Salmhofer Kolumne
Sonntags-Tagebuch von Heidi Salmhofer. NEUE

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.

Heute habe ich eine „Dreh und Trink“-Flasche, die sich eines meiner Kids irgendwo organisiert hatte, in den Plas­tikmüll geworfen. Schon sehr, sehr lange hatte ich eine solche Flasche nicht mehr in der Hand. Einerseits, weil ich ohnehin versuche, möglichst wenig Plas­tikflaschen und dergleichen in meinem Haushalt zu haben (mein Plastikchristbaum ist etwa ein Second-Hand-Baum – ein „Ich-wäre-sonst-auf-dem-Müll-gelandet“-Baum, den ich für die nächsten Jahre davor bewahrt habe, eben dort zu landen), andererseits aber auch, weil ich einfach nicht mehr an dieses Trinkutensil gedacht hatte.

Ohne hier heimlich Werbung machen zu wollen – aber wenn man an „Dreh und Trink“ denkt, hat man sofort diese kleine, spezielle Flasche im Kopf. Als Kind habe ich sie geliebt, und jede einzelne war für mich eine kleine Besonderheit. Sie fungierte noch lange nach ihrem ursprünglichen Gebrauch als Babyflasche für meine Puppen oder – besonders erbaulich – mit Wasser gefüllt als Spritzpistole. Allein das Ansehen dieses Gegenstands hat meine Fantasie beflügelt und mir Freude bereitet.

Genauso war es mit dem Sammeln der kleinen Kügelchen aus Tintenpatronen. In einem kleinen, hölzernen Töpfchen wurden die sorgsam gewaschenen Perlen aufbewahrt – einzig zu dem Zweck, sie ab und zu anzusehen und darüber zu staunen. Ein kleiner Schatz in meinem Kinderzimmer.

Und dann gab es noch meine pure Faszination für einfache Holzstöcke. Kein Spaziergang verging, ohne dass ich aus dem Dickicht des Waldes einen Ast zog und ihn den Rest des Weges mit mir herumtrug – schließlich war ich ein Kind auf Abenteuer­reise.


Oder Omas Esstisch! Unterhalb der Tischplatte verlief eine verzierte Strebe, die das hölzerne Gesamtkonstrukt stabilisieren sollte. Für Erwachsene lästig, weil sie die Beine nicht ausstrecken konnten – für mich jedoch das Tor zu einer anderen Welt. Unter dem Esstisch meiner Oma fanden entlang dieser Strebe Tierwanderungen mit Giraffen und Elefanten statt, siedelten Playmobil-Männchen und bauten unterirdische Städte, oder ich befand mich einfach in einem minimalistischen Häuschen mitten im Urwald.

Diesen Blick auf die Dinge um uns herum sollte man sich vielleicht ab und an wieder ins Gedächtnis rufen. Dieses Erstaunen, diese Faszination für die kleinen Details in unserem Leben. Ein Porsche ist krass, aber hast du schon einmal die raue Wärme eines Birkenastes in den Händen gespürt? Wäre mal wieder einen Versuch wert.

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.