Rüstungsaktien im Fokus

Europa soll aufgerüstet werden. Die EU-Staats- und Regierungschefs begrüßen den Vorschlag der Ratspräsidentin, den Verteidigungsetat massiv zu erhöhen. So steuert die Europäische Union auf ein 800-Milliarden-Verteidigungsbudget zu, für das sogar die Schuldenbremse gelockert werden soll.
Und obwohl die USA die ausgesetzte Militärhilfe für die Ukraine inzwischen wieder freigegeben hat, ist das Vertrauen der Europäer in die transatlantische Verteidigungspartnerschaft dahin.
Das Geschäft mit der Aufrüstung zieht immer weiter an. Der Beginn des Ukrainekriegs 2022 verpasste der Aktie des Branchenriesen Lockheed Martin ordentlich Rückenwind. 90 Prozent vom gesamten Umsatz des US-Konzerns (2023: 60,8 Milliarden US-Dollar) entfallen auf Waffensysteme, die überwiegend im eigenen Land vertrieben werden. Das Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungsunternehmen Raytheon, heute RTX, verkaufte 2023 Kriegsgeräte um 40,7 Milliarden US-Dollar (59 Prozent vom Gesamtumsatz). Es produziert unter anderem die Kernbestandteile des Patriot Luftverteidigungssystems. Der US-Flugzeughersteller Northrop Grumman erzielte 2023 einen Rüstungsumsatz von 35,6 Milliarden US-Dollar (90,5 Prozent vom Gesamtumsatz). Er fertigt unter anderem Interkontinentalraketen für das Atomarsenal der Vereinigten Staaten oder die Tauchdrohne Manta Ray. Auch die im Vergleich kleine Rüstungsindustrie unseres deutschen Nachbarn profitiert vom aktuellen Boom. Rheinmetall, KNDS, TKMS oder Diehl beschäftigen aktuell rund 60.000 Mitarbeiter. Experten sprechen schon davon, dass neue Produktionsstätten errichtet werden müssen und zivile Industriewerke in die Waffenproduktion einbezogen werden sollten (tagesschau.de).
Dem schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri zufolge ist aktuell die Ukraine der größte Waffenimporteur weltweit. 8,8 Prozent der globalen Rüstungsimporte an schwerem Kriegsgerät wandert in den schon seit drei Jahren anhaltenden russischen Angriffskrieg. Aber auch Indien (8,3 Prozent), Katar (6,8 Prozent) und Saudi Arabien (4,6 Prozent) rüsten ordentlich auf. Die Waffenimporte in die EU stiegen zwischen 2020 und 2024 um 155 Prozent. Bislang kaufen die Europäer am liebsten in den USA ein. 65 Prozent der Waffenimporte der europäischen NATO-Staaten sind „Made in USA“.
Kaum zu glauben, ist die Rüstungsindustrie auch wieder für Anbieter nachhaltiger Fonds salonfähig geworden. Die Nachhaltigkeitstaxonomie schließt die Verteidigungsbranche nicht explizit aus. Geächtet sind nur umstrittene Waffen wie Streumunition oder Giftgas.