Das Phänomen “Peak China”

Am 4. Februar 2025 verhängten die USA einen neuen 10-prozentigen Zoll auf Waren aus China und erhöhten diesen am 4. März auf 20 Prozent. Ausgenommen sind bis auf Weiteres Importe im Wert von maximal 800 US-Dollar.
Von Christoph Flatz
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Für die Volksrepublik kommt dies gerade zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Schon im vergangenen Jahr kämpfte Peking mit einer geringen Inlandsnachfrage und einer veritablen Schuldenkrise. Gegenzölle auf ausgewählte Agrarprodukte, Landmaschinen, Kohle und flüssiges Erdgas aus den USA haben deshalb nicht lange auf sich warten lassen. Dennoch scheint man an einer Einigung und nicht an einem Handelskrieg interessiert zu sein. Schließlich wollen beide Nationen „ihren Traum von einem besseren Leben für ihre Bevölkerung“ verwirklichen, lenkte eine Regierungsvertreterin ein.
Dass China für 2025 ein Wirtschaftswachstum von fünf Prozent anpeilt, wird allgemein für ziemlich ambitioniert gehalten. Seit der Pandemie kann das Land nicht mehr an seine Wirtschaftswachstumserfolge von vor der Krise anschließen. „Peak China“ nennen Ökonomen das Phänomen und erinnern an Japan, das nach einem wirtschaftlichen Hoch seit den 1990er Jahren wirtschaftlich stagniert. Die schon seit fünf Jahren anhaltende Flaute am chinesischen Immobilienmarkt dürfte sich weiter fortsetzen. Wohnungen wurden für eine wachsende Bevölkerung gebaut, stehen aber jetzt leer. Denn mittlerweile schrumpft – als Folge der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik – die Einwohnerzahl wieder. Hohe Jugendarbeitslosigkeit und geringes Verbrauchervertrauen schwächen zusätzlich den Konsum.
Damit China wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren kann, setzt es auf massive Investitionen und will dafür langfristige Sonderanleihen im Ausmaß von 1,3 Billionen Yuan (umgerechnet rund 170 Mrd. Euro) ausgeben, so die Experten von Erste Asset Management und APA Finance. Die Staatsbanken sollen über weitere Sonderanleihen in Höhe von 500 Milliarden Yuan mit Kapital ausgestattet werden. Der Notenbankchef kündigte außerdem neue geldpolitische Instrumente an, um den Konsum und den Außenhandel zu stabilisieren und Investitionen in technologische Innovationen zu fördern. Die Kreditlinie für den Technologiesektor dürfte gar verdoppelt werden.
Die Chancen stehen gut, dass der Plan aufgeht. Immerhin ist die Volksrepublik zum Weltmarktführer bei erneuerbaren Energien geworden und produziert weltweit mit Abstand die meisten E-Autos. Und mit einem KI-Sprachmodell sorgte das Land unlängst für Aufsehen.