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Nicht alles, was einfach ist, saugt – ähm – taugt.

06.04.2025 • 15:00 Uhr
Neue Kopfkino Salmhofer Kolumne

Man – also ich – muss sich schon manchmal über sich selbst wundern. Eines meiner Lieblingshaushaltsgeräte, abgesehen von inzwischen zum Standard gehörende Waschmaschine und Geschirrspüler, ist mein selbstfahrender und mit mir sprechender Saugroboter.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Er befreit meinen Boden von Katzenhaaren, Staub und sonstigem Gefusel –, ganz ohne mein Zutun und ohne die genervte Rückfrage: „Warum ich?“ Damit gibt er mir das wunderbare Gefühl, unfassbar viel Zeit zu sparen und mich einer Aufgabe zu entledigen, die ohnehin nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Also brummt der Sauger durch meine Räumlichkeiten, während ich – eine Tasse Kaffee neben mir –, tippen kann. Schön.

Vor lauter Superbequemlichkeit verdränge ich allerdings, dass ich nach jeder Saugaktion den Roboter auseinandernehmen und meine Zeit damit verbringen muss, sämtliche Haare und anderes „Verfängliches“ aus seinen Rädchen, Bürstchen und sonstigen Teilen herauszupulen, damit das Ding überhaupt weiterfährt. Außerdem verwickelt er sich regelmäßig in den Schnürsenkel der unter dem Tisch herumliegenden Sneakers meiner Töchter oder fährt mit großer Motivation unter mein Bett –, nur um dann keinesfalls wieder herauszufinden. Dann verkündet er mir mit blecherner Frauenstimme: „I’m stuck!“ (Mein Roboter ist Engländerin.)

Es ist jedes Mal eine Heidenarbeit, den gestrandeten Staubsauger unter dem Schrank oder Bett hervorzufischen. Ich liege auf dem Boden – der natürlich noch nicht fertig gesaugt ist – und versuche mit dem ältesten Bodenreinigungsgerät der Welt, dem Besen, das unfassbar intelligent entwickelte Haushaltsgerät aus seiner misslichen Lage zu befreien. Daumen mal Pi gerechnet, ist die Zeitersparnis somit ungefähr gleich null. Aber Hauptsache, Heidi muss nicht saugen! (Dafür sieht mein Pullover nach dem Robben unter dem Bett aus, als wäre er das schwarze Loch für sämtliche Feinstaubpartikel dieser Welt.)

Nicht immer, merke ich, ist das, was dir als einfache Lösung verkauft wird, wirklich so bequem, wie es scheint. Meist bedeutet „einfach“ nur, dass sich das Problem verlagert. Zwar muss ich tatsächlich nicht mehr selbst saugen, dafür habe ich jedes Mal ein Kleidungsstück mehr in der Wäsche – und mindestens einen schnaufenden Zornwitzerl-Ausbruch. Wie kann man auch ein Sauggerät entwickeln, das ein absolutes Problem mit langen Teenie-Haaren hat? Herrschaftszeiten!

Aber so ist das mit den einfachen Lösungen – am Ende hat man meist genauso viel Arbeit, und dazu noch mehr Flucherei… und extra Wäsche.

PS: Das gilt nicht nur fürs Staubsaugen.