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Arbeiten zu viele Lehrer in Teilzeit, Herr Frick?

29.04.2025 • 23:46 Uhr
Lehrervertreter
Lehrervertreter

Der Vorarlberger Pflichtschullehrer-Vertreter Alexander Frick über die Arbeits­belastung, Quereinsteiger und Erwartungen an die Politik.

Arbeiten zu viele Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit?
Alexander Frick: Die Frage lässt sich auch so stellen: Was tun, wenn die Teilzeitkräfte gänzlich fehlen würden? Viele arbeiten in Teilzeit, weil sie Betreuungspflichten haben oder ihre Belas­tungsgrenze erreicht ist. Von zu viel Teilzeitquote zu sprechen, halte ich für nicht zielführend. Jede Lehrperson hat da ihre persönlichen Gründe, die es zu respektieren gilt. Ich habe dafür vollstes Verständnis.

Wie stehen Sie zum Vorschlag des Bildungsministers, Quereinsteiger künftig verstärkt auch in der Volksschule einzusetzen?
Frick: Wenn sie als Assistenzen zur Entlastung der Volksschullehrpersonen angestellt werden, ist das eine gute Idee. Quereinsteigern als klassenführenden Lehrperson im Volksschulbereich kann ich nichts abgewinnen. Für den Unterricht in der Primarstufe verfügen Quereinsteiger nicht über die notwendige Qualifizierung. Pädagogik, Didaktik und Entwicklungspsychologie sind Dinge, die im Umgang mit Kindern im Volksschulalter essenziell sind.

Wie stabil sind die bisherigen Lösungen?
Frick: Es gibt keine Lehrpersonen auf Reserve. Lange Krankenstände und Mutterschaftskarenzen müssen durch Mehrdienstleistungen und zum Teil auch durch Umschichtungen aufgefangen werden. Das bringt einzelne Standorte an die Belastungsgrenze – das war im Vorjahr so und wird sich nicht so rasch ändern.

Wie hoch ist die Belas­tung? Was hören Sie von den Kollegen?
Frick: Sehr viele Lehrpersonen sind an der Belastungsgrenze und klagen über Müdigkeit und Erschöpfung. Kaum haben sie ein paar Tage frei, werden sie krank – für mich ein eindeutiges Zeichen von Überlastung.

Was erwarten Sie sich von der Politik?
Frick: Vom Dienstgeber – und da ist die Politik angesprochen – würde ich erwarten, dass die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern mehr Beachtung findet. Dazu gehören Entlastungsmaßnahmen, die die Arbeit der Kollegenschaft erleichtern: Neben Schulpsychologie und Schulsozialarbeit braucht es auch Möglichkeiten wie das Einrichten von Timeout-Klassen oder die Etablierung von Reha-Klassen für erziehungsschwierige Kinder. Entlasten würde auch eine gesetzliche Regelung, im Notfall Unterrichtsstunden entfallen lassen zu dürfen.

Wann könnte sich die Situation entspannen?
Frick: So schnell wird sich die personelle Situation nicht entspannen, rücken doch noch ein paar geburtenstarke Jahrgänge ans Pensionsantrittsalter heran. Außerdem muss sich das Image des Lehrberufs deutlich verbessern. Was mich positiv stimmt, ist die neue Studienarchitektur der Pädagogischen Hochschule und deren Bemühungen, das Studium attraktiver zu gestalten.