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Allgemeinwissen: Es gibt Luft nach oben

22.06.2025 • 15:00 Uhr
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Manche Dinge können bei mir, für einen kurzen oder längeren Zeitraum, ein gewisses Suchtverhalten auslösen: Schokolade, sämtliche Filme und Serien mit Pedro Pascal, Kaffee am Morgen mit Milchschaum – und nun hat sich etwas Neues dazugesellt. Quizzen. Online-Quizzen.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Aber nicht einfach nur eine für sich alleinstehende Analyse des eigenen Wissensstandes, oh nein. Dieses Quiz ist verpackt als Online-Fight um die Vorherrschaft im Stand der Allgemeinbildung. Hier wird es richtig ernst. Mein Lieblingsmensch und ich batteln uns derzeit täglich im Suchtrausch nach Sieg um die Gunst der zu sammelnden Flammen und Pokale. Wer weiß mehr? Oder besser gesagt: Wer hat das intelligentere Ausschlussverfahren? Immerhin ist dieses Quiz so nett und gibt vier Antworten pro Frage zur Auswahl. Da kann man dann schon mal einen Glückstreffer landen.

„Wie heißt die größte zu Russland gehörende Insel?“ Ohne Vorschläge bin ich hier schon am Ende meines Know-hows. Werden aber Sardinien, Honshū, Island und Sachalin als mögliche Antworten vorgeschlagen, wird die Angelegenheit etwas einfacher. Sardinien und Island kann ich ausschließen, Honshū klingt mir zu japanisch für russisches Eigentum (und ich weiß, dass hier jetzt geographieaffine Menschen bei solchen Aussagen Schmerzen im Knie bekommen, weil sie einfach wissen, dass Honshū japanisch ist). So wurstel ich mich durch die Fragen – manchmal ganz gut, manchmal mit hohem Peinlichkeitsfaktor – und wenn mein Lieblingsmensch seine Spezialkategorie „Sport“ auswählt, dann muss ich den Reflex, mein Telefon an die Wand zu schmettern, mühselig unterdrücken. Nicht ein einziger Name irgendeines Trainers von irgendeiner Mannschaft ist mir geläufig. Und wie bestimmte Ball-Schuss-Arten namentlich heißen, ist mir für mein persönliches Leben eigentlich immer egal gewesen. Nun kostet mich dieses Desinteresse aber kostbare Punkte für den Sieg gegen meinen Lebensmenschen. Letztens habe ich erstmals konzentriert versucht, einem Interview nach einem Fußballmatch zu folgen. Der erste Start, um Fehlendes aufzuholen (ich ignoriere die Tatsache, dass Herr Lieblings etwa 40 Jahre Vorsprung diesbezüglich hat. Pfft, kleine Fische). Ach ja, und in einen Atlas werde ich auch wieder einmal hineingucken. Mein Geographiewissen reicht leider nicht über die Bedienung eines Navis mittels Adresseingabe hinaus. Meine Stärken liegen anderswo. Vielleicht, vielleicht wäre es an der Zeit, dass der Herr und ich unser Können symbiotisch vereinen. Wir wären – nahezu – unschlagbar. Was für eine Parabel für Zusammenarbeit.

Heidi Salmhofer Portrait Kopfkino
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.