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Lets talk about – Aufklärung im Zeitalter von Tiktok

13.07.2025 • 13:00 Uhr
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Meine Aufklärung in Sachen „Spaß am menschlichen Fortpflanzungsmodell ohne zwingende Absicht, Nachkommen zu erzeugen“ – kurz: Sex – fand so nebenher statt, dass ich heute den Eindruck habe, ich hätte schon immer alles rund um dieses Thema gewusst. Irgendwie lief das einfach mit – so beiläufig, dass ich nie an Störche oder andere fiktive Nachkommensbringer geglaubt habe.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Aber die Vorstellung davon entlockte auch mir in jungen Jahren entweder ein Kichern oder pures Grausen – je nachdem. Ich denke, das ist von der Natur so eingerichtet: Spannung und Neugier in Bezug auf dieses Thema kommen eben erst dann auf, wenn Mann und Frau in ein Alter kommen, in dem theoretisch die Möglichkeit bestünde, die Erdpopulation zu erweitern.

Womit ich nie wirklich mitkam, war die schimpfende Zeichensprache dazu. Die eine Hand in die Armbeuge der anderen schlagen und dabei den Mittelfinger in Richtung einer Person strecken – das erschien mir immer befremdlich und obszön. Einmal – in einem Kindersommercamp – zeigte mir ein Mädchen aus für mich nicht mehr nachvollziehbaren Gründen den sogenannten „Stinkefinger“. Ich war irritiert, wollte aber irgendwie cool reagieren. Doch vor lauter Aufregung wurde es der Zeigefinger, den ich ihr drohend entgegenstreckte. Das sorgte eher für Lacher als für die gewünschte verruchte Aura einer kleinen Revoluzzerin. Ich habe es danach lange Zeit nicht mehr versucht.

Bei meinen Mädels hilft in Sachen Aufklärung und Umgang mit dieser eigentlich wunderschönen Sache inzwischen das Internet mit – was eine echte Herausforderung ist, da hier oft Bilder vermittelt werden, die nicht immer den richtigen Umgang mit dem Thema vermitteln, nämlich einer Sexualität, die auf Respekt, Zuneigung und Vertrauen basiert und eben nicht – wie zuvor erwähnter Mittelfinger suggerieren will – obszön oder beschämend ist.

Dann ist es das wichtigste, offenzubleiben – für Unsicherheiten und Gespräche. Da zu sein, für Fragen aller Art. Ohne Scham. Als Bollwerk gegen die Übersättigung und Übersexualisierung. Denn am Ende zählt immer noch das Gefühl, verstanden, ernst genommen zu werden und sich sicher zu fühlen.

Und kaum sind die letzten Worte getippt, keimt schon mein Mama-Zwiespalt auf, der da in meinem Kopfkino brüllt: „Bevor meine Töchter 30 Jahre sind, hat da sowieso nix zu passieren!“ Ich denke, es wird bald eine Kolumne zum Thema „Loslösungsprozess im Mutterdasein“ geben …