Umfrage: Ein Verbot spaltet die Gesellschaft

Ab 2026 soll an Österreichs Schulen ein Kopftuchverbot gelten. Die NEUE hat nachgefragt, wie die Vorarlberger dazu stehen.
Es ist beschlossene Sache: Das neue Gesetz, das Kindern unter 14 Jahren das Tragen eines Kopftuches in Schulen untersagt, wird ab dem kommenden Jahr gelten.
Für unkooperative Eltern können sogar Strafen bis zu 1000 Euro fällig werden. Die Bundesregierung begründet den Schritt mit dem Ziel, die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu stärken und religiöse Einflussnahme aus dem Schulalltag herauszuhalten. Kritiker sehen darin aber einen Eingriff in die Religionsfreiheit und zweifeln an der Verfassungsmäßigkeit der Regelung. Auch islamische Glaubensgemeinschaften äußerten Bedenken. In Vorarlberg sorgt das Thema für Diskussionen. Die NEUE hat sich umgehört, wie die Bevölkerung zu dem geplanten Verbot steht.

Ist nicht sinnvoll
Ein Kopftuchverbot finde ich nicht sinnvoll. Es geht dabei um religiöse Freiheit. Ich halte Gesetze und Regeln, die Kleidung und Selbstausdruck betreffen grundsätzlich für falsch. Der einzige Grund für dieses Gesetz ist, dass es um eine religiöse Bekleidung geht. Allerdings nicht um religiöse Bekleidung oder Accessoires generell. Weil ein Kreuz, zum Beispiel eine Kreuzkette oder etwas in diese Richtung, wird auch nicht verboten. Es ist bloß ein so großes Thema, weil es muslimisch ist. Wenn es um das Christentum gehen würde, würde kein Mensch darüber diskutieren. Ich bin für Gleichberechtigung in jeder Hinsicht. Das fängt meiner Meinung nach schon bei den Kindern an.
Moira

Es ist Unterdrückung
Zu Beginn möchte ich sagen, dass in unserer Gesellschaft oft Freizügigkeit mit Freiheit verwechselt wird, was ich als extrem falsch empfinde. Denn Freiheit kann genauso bedeuten, sich bedeckt anziehen zu dürfen. Natürlich ist das schlimm, wenn jemand dazu gezwungen wird, ein Kopftuch anzuziehen. Aber es ist auch Unterdrückung, jemanden zu zwingen, etwas auszuziehen. Für uns ist es zum Beispiel nicht normal, überall in Unterwäsche herumzulaufen. Wenn wir es müssten, würden wir uns in der Öffentlichkeit unwohl fühlen. Das ist unsere Grenze und für viele andere Menschen ist das Kopftuch die Grenze. So wie wir uns nackt fühlen, wenn wir in Unterwäsche herumlaufen müssten, so fühlen sie sich nackt, wenn sie kein Kopftuch tragen dürfen. Jede Frau sollte selbst über ihre Kleidung entscheiden dürfen. Also meiner Meinung nach ist es Unterdrückung, wenn man die Mädchen nicht das tragen lässt, was sie wollen. Darum bin ich gegen das Kopftuchverbot an Schulen.
Nasteen

Schule sollte ein neutraler Ort sein
Ich bin für das Kopftuchverbot, aus verschiedenen Gründen. Und zwar zum einen betrifft das Mobbing. Ich kann mir vorstellen, dass viele Mädchen aufgrund ihres Kopftuchs gemobbt werden. Mit einem generellen Verbot kann dem entgegen gewirkt werden. Zudem das Thema Gleichbehandlung. Ich denke, dass viele Menschen automatisch und auch unbewusst Menschen, die in ihren Augen „anders“ aussehen oder einfach „anders“ sind, auch so behandeln. Wenn es nicht so offensichtlich ist, passiert das vielleicht auch nicht mehr so oft. Was mir noch einfällt, ist das Thema Neutralität. Schule sollte ein neutraler Ort sein. Das Tragen von offensichtlich religiösen Symbolen führt immer wieder zu Konflikten, das ist in der Schule nicht anders als auf der Straße. Außerdem ist es meistens im Unterricht sowieso nicht erlaubt, eine Kopfbedeckung zu tragen. Das gilt für Mützen und Caps und sollte auch Kopftücher betreffen. Und durch eine gesetzliche Regelung wird es da auch bestimmt weniger Probleme geben.
Lena

Ein Problem zwischen Staat und Religion
Das Thema sehe ich als ein klassisches Problem zwischen Staat und Religion. Religion ist nie Privatsache, da sie ja das Handeln des Individuums in der Gesellschaft beeinflusst. Das heißt, so wie unser Glaube ausgeprägt ist, so verhalten wir uns natürlich auch in der Gesellschaft. Hier kommt jetzt natürlich der Staat ins Spiel, welcher die Verantwortung für Recht und Ordnung trägt. Und um diese zu gewährleisten, sind gemeinsame moralische Wertvorstellungen nötig, welche vom Staat durchgesetzt werden müssen. Mir stellt sich die Frage, für wen gilt dieses neue Verbot? Nicht etwa für die Stärksten, oder? Hier werden keine Menschen angegriffen, attackiert oder beeinflusst, die für den Staat irgendeine Gefahr darstellen können. Vielmehr werden die Schwächsten angegriffen, nämlich Kinder. Ich persönlich sehe einen unverhältnismäßigen und nicht begründbaren Eingriff in das Leben minderjähriger Menschen, welche eher Orientierung statt Unterdrückung benötigen.
Josia

Religionsfreiheit respektieren
Wahrscheinlich will die Regierung mit diesem neuen Gesetz erreichen, dass junge Mädchen in ihrer Selbstbestimmung gestärkt werden. In diesem Alter fällt es vielen Mädchen schwer herauszufinden, ob sie das Kopftuch aus eigenem Willen tragen wollen oder nur, weil es von ihrem Umfeld erwartet wird. Ich verstehe diesen Ansatz, weil Kinder in diesem Alter noch stark von Eltern, Familie und Kultur beeinflusst werden und auch abhängig sind. Das Gesetz sollte dazu beitragen, dass sie später, also ab 14 Jahren, selbstbestimmt entscheiden können, ob sie das Kopftuch tragen möchten oder nicht. Gleichzeitig finde ich, dass das ein sehr schwieriges Thema ist, weil es um persönliche Freiheit und Gleichberechtigung geht. Ich finde, man sollte gut darauf achten, dass solche Maßnahmen nicht bewirken, dass Kinder sich ausgegrenzt oder unfair behandelt fühlen. Jeder Mensch sollte das tragen dürfen, was er möchte. Religionsfreiheit sollte respektiert bleiben. Und wenn die Kinder nicht selbst entscheiden dürfen, was sie anziehen wollen, könnten sie sich unterdrückt fühlen.
Steffi

Schutz vor Zwang
Ich finde das Kopftuchverbot an Schulen gut, weil es dazu beiträgt, dass die Schule ein neutraler Raum bleibt. Die Schule sollte ein Ort sein, an dem das Vermitteln von Bildung und die persönliche Entwicklung im Vordergrund stehen. Religiöse Symbole, wie das Tragen eines Kopftuchs, können zu Spannungen oder sogar Ausgrenzung führen. Außerdem schützt das Verbot Mädchen vor Druck und Zwang aus ihrem familiären Umfeld. Zuhause werden sie oft überredet oder sogar gedrängt, das Kopftuch zu tragen. In der Schule können sie es ablegen und sich freier fühlen. Ich finde gut, dass die Kinder dann ohne äußere Zwänge sie selbst sein und sich ungehindert entfalten dürfen. Und zwar ohne dass der Fokus auf religiöse Symbole gelegt wird. Wie schon erwähnt, sollte die Schule ein neutraler Raum sein, in dem alle Kinder die gleichen Chancen haben.
Philipp