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Evangeliumkommentar: Trost, der über den Tod hinausreicht

HEUTE • 10:00 Uhr
Evangeliumkommentar: Trost, der über den Tod hinausreicht
apa

In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Norman Buschauer, Vikar in Bregenz.

Sonntagsevangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott    und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt:  Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Johannes 14,1-6

Trost, der über den Tod hinausreicht

Es ist gar nicht so einfach, einen Evangelienkommentar zum Fest Allerseelen zu schreiben, denn es stehen drei verschiedene Texte zur Auswahl. Bevor ich ein paar Gedanken zum ausgewählten Evangelium niederschriebe, möchte ich gerne etwas Grundsätzliches loswerden:

Wenn die Rede von Allerheiligen-Allerseelen ist, dann denken die meisten Menschen zuallererst an Friedhofsbesuch und Verstorbene oder gar, welch feierliche und warme Kleidung sie anziehen sollen. Die Medien leiten unsere Gedanken auch Richtung Friedhof, denn es springt uns ständig Werbung für Kerzen und anderen Friedhofsschmuck entgegen. Weil der Allerseelentag – außer, wenn er wie heuer auf einen Sonntag fällt, ein ganz normaler Arbeitstag ist – außer für … – wird der Friedhofsbesuch als Allerseelenbrauchtum auf den Nachmittag des Allerheiligentages vorgezogen. Somit ist das Fest-Paar für viele Menschen ein Anlass zu Trauer und Gedenken. Dabei hat dieses Fest-Paar eigentlich eine ganz andere Botschaft, die nur indirekt mit Tod und Trauer zu tun hat.

An Allerheiligen gedenken wir, wie es im Namen klar anklingt, an jene Menschen, die ihre Verbundenheit mit Gott so gelebt haben, dass sie für uns zu Glaubensvorbildern geworden sind. Vergessen wird meist, dass der Begriff „heilig“ eine viel Bedeutung hat, die weit über die offiziell Heiliggesprochenen hinausgeht. Heilig ist, wer in Verbindung mit Gott, dem Allerheiligsten steht (lebt und wirkt). Und da denke ich nicht nur an Verstorbene vor Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten, sondern auch an ganz konkrete Quietschlebendige, die mir – auch heute, hier und jetzt – Vorbild durch ihr Leben aus ihrem Glauben heraus sind.

An Allerseelen wird unser Blick auf die Menschen gelenkt, die uns im Sterben in den Tod vorausgegangen sind.

Und damit geht uns die frohmachende Botschaft dieses Fest-Paares flöten. Denn eigentlich ist es doch so, dass wir am ersten der beiden Tage hinschauen dürfen auf die Glaubensvorbilder auch in der Gewissheit, dass sie nun endgültig in Verbundenheit mit Gott dem Allerheiligsten leben und aus dieser Freude heraus, könnte doch unser Blick auf unsere ganz persönlichen verstorbenen Angehörigen, Freunde und Bekannten eine getröstete und tröstende Bedeutung erhalten.

Trauer über den Verlust einen (lieben) Menschen hat seine absolute Berechtigung. Aber welchen Trost kann uns in dieser Situation das oben erwähnte Evangelium geben, wenn wir von Jesus selbst erfahren, dass er für unsere Verstorbenen eine Wohnung = ein neues Zuhause bereitet (hat).

Ich wünsche uns allen ein tröstliches Fest-Paar-Wochenende.