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Weihnachtspost aus den 80ern

HEUTE • 13:00 Uhr
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Meine Schwester hat einen alten Weihnachtswunschzettel von mir gefunden und diesen mir – passend zur derzeitigen Saison – überreicht.

Ich dürfte etwas zwischen zwölf und vierzehn Jahre alt gewesen sein. Die Schrift noch rund und mit überdimensionierten i-Pünktchen, also besser gesagt – Knödel, habe ich Folgendes formuliert.

Hallo! Hier ist meine „bescheidene“ Wunschliste. Zuerst etwas, was ich ganz besonders nötig habe! Ein Nachthemd (doppelt unterstrichen), was nicht meine Ur-Ur-Uroma (etwas übertrieben) auch schon zu Bett getragen hat. So etwas zum Beispiel, ich finde das nicht schlecht:  (Hierauf folgen wunderschöne, poppige Nachtpullover im 80er Jahre Stile, ausgeschnitten aus einer Zeitung und mehr oder weniger liebevoll auf das Briefpapier geklebt. Heute jedenfalls nicht mehr der Traum meiner Wohlfühlnächte). Und hier etwas, was sich Mama wahrscheinlich schon denken hat können. Ein Hut! Keiner mit so Federn dran, einfach ein ganz bescheidener, schwarzer oder grauer Hut. Dann etwas für unten drunter. Aber mit Stehkragerl. (Hier verzichte ich auf die Beschreibung, man kann aber modisch in Richtung Flash-Dance denken, wenn man möchte). Natürlich auch etwas „drunten über“ (die Wortkreation erschließt sich mir nicht ganz, aber anno dazumal habe ich mir sicher etwas dabei gedacht)  – a biz a Häs, Pullover zum Beispiel. Und dann wäre da noch sowas (es folgen Fotos von kleinen pinken Kameras) damit ich auch ein bisschen fotografieren kann. Auf Schiewoche und so. Dann gibt’s da noch das Spiel der Spiele zum allgemeinen Zeitvertreibnis und natürlich auch noch ein paar „Kleinigkeiten“ (Schminksachen etc). Wichtig: Eine Platte von Jerry Lee Louis.  Ned so wichtig (ich habe damals schon zwischen Vorarlbergerisch und Wienerisch geswitched): Eine Platte von den Beach Boys. Das wärs fürs Erste. Bussi Heidi. PS: Wenn noch etwas dazu kommt, melde ich mich schon!

Summa summarum würde ich diese Liste auf 300 Euro bis 400 Euro. Heute wäre so manch ein Elternteil über derartige Christkindpost wohl nicht unglücklich. In Zeiten von Handy und Co kommt pro Kind oftmals mehr an vermeintlichen Bedürfnissen heraus. Bescheidener als all die Jungs und Mädels heute war ich als Kind aber sicher nicht. Ich hatte einfach nicht diese überdimensionierte Auswahl an teuren Konsumgütern. Es könnte sogar sein – aber das ist nur eine von mir eigens aufgestellte Theorie – dass ich deshalb als Kind auch etwas entspannter war, weil ein kleines bisschen weniger Zwang und Drang war, besitzen zu müssen. Vielleicht.