Besser leben

Wandertipp: Kirchen, Seen und viel Historie

04.01.2024 • 23:00 Uhr
Wandertipp: Kirchen, Seen und viel Historie
Der Blick über den Egelsee nach Norden. Vylet

Wanderführer Hertha Glück und ­Gerhard Vylet lassen sich im Grenzgebiet von ­Feldkirch und Liechtenstein von der ­abwechslungsreichen Natur begeistern.

B ei Wanderungen gibt es immer Neues zu entdecken. Wer sich offen auf den Weg macht, wird positive Überraschungen erleben. So kann man auch im neuen Jahr schöne Erlebnisse sammeln.

Die alte Kirche St. Michael bietet sich als Startpunkt für diese Tour an, da sie auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist. Die Kirche, erstmals 1218 erwähnt, liegt in der ehemaligen Katastralgemeinde Tisis, die 1925 Teil von Feldkirch wurde. Ein Spaziergang den Hügel hinunter führt nach Tosters, das im selben Jahr zu Feldkirch kam. Gleich nach dem Bauernhof führt der Weg südwärts über die weitläufigen Felder durch das Tal zwischen Schellenberg und Tisnerberg. Wenn man dem nächsten Weg rechts folgt, hat man den Schellenberg mit seinem markanten Felsband im Blick. Kurz vor den ersten Häusern überquert man den Pritschengraben und sieht etwas weiter oben an der Hubstraße den Ganglbach im Boden verschwinden. Bei der Bus­haltestelle „Am Schellenberg“ ist „Auf der Egg“ markiert. Die Abzweigung des Waldwegs ist schnell erreicht. Während man durchs steile Waldgelände rauf geht, hat man an vielen Stellen einen guten Ausblick hinüber nach Tisis und auf die Drei Schwestern. Sobald man den Felsbandweg erreicht, sieht man direkt vor sich die Grenzmarkierung, die auf die Felswand gemalt ist. Das alpine Abenteuer dauert nur kurz an, denn sobald man die Grenztafel bei den Eiben passiert hat, befindet man sich wieder auf einem Waldweg.

Wandertipp: Kirchen, Seen und viel Historie
Die Pfarrkirche St. Michael in Tisis bildet den Ausgangspunkt der Tour. Vylet

Kurzbeschreibung

Besonderes: ein Wechselspiel von Ebene und Steilgelände, bei dem Grenzen überschritten werden und die Beobachtung von Wasservögeln möglich ist.

Anforderung und Gehzeit: es sind insgesamt circa eine Stunde und 45 Minuten Gehzeit und circa 124 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs

Charakter der Wege: Straße, Güterweg, Waldweg, Felsbandweg, Wiesenweg

Kultur und Natur: Grenzverlauf, Felsbandweg, Biotop Egelsee, Kirche St. Michael in Tisis

Einkehrmöglichkeiten: unterwegs keine

Start und Ende: Kirche St. Michael Tisis, Bahnhaltestelle Tisis, Buslinie 409 Grißstraße, Linien 402, 407, 445, 530 und 535 Haltestelle Dorfstraße

Durch Mauren zur Riedlandschaft.

Ein hölzerner Wegweiser führt weiter zum Waldrand bei Fehra­guet. Der Wiesenweg mit Blick auf den Alvier läuft sich nach einem liebevoll renovierten Zollwärterhäuschen in die Straße des Wohngebiets aus, auf der man rechts hinauf zum Gampweg kommt. Dieser Fußweg führt zur Morgengab und dort etwas links versetzt weiter hinunter zur Gulerstraße. Wenn man der Straße folgt, zweigt links schräg gegenüber des Töbelewegs ein Fußweg ab.

Auf der Gulerstiege läuft man neben dem gleichnamigen Bächlein nach unten, wo man die Steinskulptur „Gulergeischt“ des Bildhauers Eckhard Wollwage entdecken kann. Ganz unten angekommen, sind es rechts nur wenige Meter auf der Binza­straße, ehe man links in die Pfandbrunnenstraße abbiegt. Schon steht man wieder an den Wiesen des Rieds auf dem „Fabriklerweg“. Früher war es ein schmaler Fußweg, auf dem die Arbeiter aus Mauren in die Ganahlsche Fabrik nach Feldkirch zur Arbeit gingen, und ihm so seinen Namen gaben. Links ist der Binzenweiher zu erkennen. Er wurde wie der Egelsee grenzüberschreitend angelegt. Beim Josef-Murr-Weg ist Tisis am Wegweiser zu finden.

Am Egelsee und zurück

Der Egelsee wurde 2011–2012 als ein fast drei Hektar großer Rückhaltebereich zum Schutz vor Überschwemmungen gebaut. Der See wird von den Grenzgräben Ost und West sowie dem Pritschengraben (in Liechtenstein Eschengraben) gespeist. Durch Flugsamen haben sich auch erste Silberweiden und Moorbirken angesiedelt. Auch im Winter können hier Tiere beobachtet werden. Neben den Stockenten, Blässhühnern und Schwänen sind in der Umgebung u. A. auch Graureiher, Grünspechte oder Kohlmeisen zu beobachten. Wer besonders viel Glück hat, sieht kurz vor dem Egelsee vielleicht sogar das Hermelin im weißen Winterpelz. Nach dem See kommt die Kirche und damit wieder der Ausgangspunkt ins Blickfeld.

Geschnatter am Wasser
Die Stockente ist die am leichtesten zu bestimmende heimische Entenart und die Stammform der Hausente. Das typische blaue Geflügel ist vielleicht nicht zu sehen, doch der grün schillernde Kopf lässt einen im Winter das Männchen leicht vom Weibchen unterscheiden. Bei den Enten bekommt der Erpel mit der kleinen Mauser im Herbst sein winterliches Prachtkleid, in dem er bis in den Frühling balzt. Das Weibchen bekommt dunkle Winterdaunen, die im Frühling für den Nestbau gebraucht werden. Mit der Sommermauser ähnelt sich das Gefieder der beiden wieder, doch dann können sie am Schnabel unterschieden werden. Ein gelber Schnabel mit schwarzer Spitze zeigt den Herrn, ein oranger mit unregelmäßig dunkelbraunen Flecken die Dame. Der Schnabel hat an den Rändern Hornlamellen, die gemeinsam mit den Hornzähnen- und –fransen der Zunge ein Sieb bilden, mit dem die Nahrung aus dem Wasser „gefiltert“ wird. Den ganzen Tag wird so nach Nahrung geschnattert. Auch das Grundeln, bei dem nur das Hinterteil aus dem Wasser ragt, dient der Nahrungssuche. Wie bei allen Entenvögeln schützt das gut eingefettete Federkleid vor Wasser und Kälte, und lässt sie wie in einem Boot aus Federn durchs Wasser gleiten. Die Stockenten leben nur teils monogam, da Erpel bis zur Vollmauser auch andere Enten begatten. Immer wieder kommt es daher auch zu Mischungen verschiedener Arten wie z. B. Hausenten. Eine exakte Bestimmung von Exemplaren, welche durch ihre farbliche Abweichung besonders ins Auge stechen, wie das weiß-braune Exemplar am Egelsee, ist schwierig. Schließlich könnte es sich auch um eine reine Stockente in einer besonderen Farbvariante handeln.

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Wer sich Zeit lässt, kann auf der Tour vielleicht die ein- oder andere Stockente entdecken. Vyle

Pflanzenkunde

Die Eibe (Taxus baccata) ist ein spezieller Nadelbaum. Sie ist zweihäusig, was bedeutet, dass es männliche und weibliche Bäume gibt. Letztere bilden keine Zapfen, sondern Samen mit einer roten Fruchthülle. Alle Teile der Eibe bis auf die Fruchthülle sind giftig. Sie wächst nur ein bis drei Zentimeter im Jahr und kann bis zu 3000 Jahre alt werden. Der lateinische und der althochdeutsche Name bedeuten auch „Bogen“ da aus Eibenholz Bögen und Pfeile hergestellt wurden

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Ein frischer Eibenzweig mit Nadeln. Vylet

Quellen: naturvielfalt.at; inatura.at; Die Welt der Vögel, Fehringer, Ex Libris 1953; Aus unserem Wald, Meierhofer Roshardt, Silva Verlag 1959; Fürstentum Liechtenstein, Namenbuch; Karte: Swisstopo 1116 Feldkirch