Besser leben

Die Imkerei im Haus Nr. 76

16.02.2024 • 23:00 Uhr
Der faszinierende Blick über das Rheintal. <span class="copyright">Vylet</span>
Der faszinierende Blick über das Rheintal. Vylet

Wanderführer Hertha Glück und ­Gerhard Vylet erkunden bei dieser Tour die ­Bergweiler Schwarzachs und blicken immer wieder über das Rheintal.

Das Wetter ist dem Kalender vorausgeeilt und hat den Frühling bereits jetzt ins Land gebracht. Passend dazu finden sich im Rheintal Allwetterwanderungen wie diese Tour von Schwarzach hinauf nach Bildstein.

Historische Straße

Wie bereits eine Wanderung im letzten Jahr beginnt diese bei der Pfarrkirche in Schwarzach. Der erste Aufstieg am Rebsteig verläuft am Wiesenrand und wechselt am Ende des Zauns bei der Eiche die Straßenseite. Nach mehreren Stufen führt der Schotterweg an der Hangkante des Schwarzachtobels hinauf zur Straße auf den Linzenberg. Hier verlief vor langer Zeit einer der Verbindungswege in den Bregenzerwald. Der Karrenweg führte über den Linzenberg und Farnach nach Alberschwende, von wo man über den Lorena­pass nach Schwarzenberg gelangte. Heute wandert man durch die jüngere Architekturgeschichte Vorarlbergs. Die schmucken Einfamilienhäuser repräsentieren die Baukunst verschiedener Jahrzehnte. Auch das typische Rheintalhaus ist mit der Nummer 129 vertreten: das Heimathaus links neben der Straße, welches an den grünbraunen Fensterläden und dem Weinstock an der Fassade leicht zu erkennen ist. Nach weiteren Höhenmetern gelangt man zur kleinen Kapelle am Linzenberg, wo das Wohngebiet endet und die ländliche Idylle beginnt. Ein Stück weit als Hohlweg bringt einen die Straße am Bauernhof vorbei zur nächsten Abzweigung.

Der Weg am Linzenberg in Schwarzach. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Weg am Linzenberg in Schwarzach. Vylet

Kurzbeschreibung

Besonderes:

Historische Wege, Bauwerke verschiedener Stilrichtungen, Tobellandschaft, abwechslungsreich an Eindrücken und Ausblicken.

Anforderung und Gehzeit:

Es sind insgesamt circa zwei bis zweieinhalb Stunden Gehzeit und ungefähr 280 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs.

Markierungen:

gelb-weiß, weiß-rot-weiß

Charakter der Wege:

Straße, Forstweg, Waldweg

Kultur und Natur:

Kapelle Linzenberg, Heimathaus Linzenberg, ehemaliges Schwefelbad Ingrüne, Basilika Bildstein, Haus Dorf 75 in Bildstein, Eulentobel

Anziehen und Mitnehmen:

Wanderkleidung je nach Witterung

Einkehrmöglichkeiten:

Gasthöfe Ochsen oder Kreuz in Bildstein, diverse in Schwarzach

Start und Ende:

Schwarzach Kirche, Bushaltestelle „Kirche“ der Linien 150, 151, 159 und 830

Eulentobel, Sonderwald und Ingrüne

Der Eulentobelweg führt hinunter ins Tobel. Dort trifft der in Farnachmoos entspringende Minderach-Bach mit dem Kleinbächlein zusammen, was von der schmalen Brücke aus gut zu sehen ist. Nach der Bücke schlängelt sich ein gut zu gehender Weg durch den bemoosten Wald hinauf. Ein steiles Stück des Geländes wird auf einer Treppe hochgestiegen, ehe man den Forstweg bei Sonderwald erreicht. Ab hier geht es wieder hinunter nach Ingrüne. Nun ist Bildstein nicht mehr weit, und der letzte Aufstieg dorthin wird von Kreuzwegstationen begleitet. Auch ein historisches Gebäude ist am Waldrand zu sehen, nämlich das ehemalige „Bad Ingrüne“. Der Badebetrieb wurde schon längst eingestellt. Auf alten Fotografien verrät der Schriftzug unter den Fenstern des Quergiebels die Gebäudenutzung, doch heute lässt beim Vorbeiwandern nichts auf diese vergangenen Zeiten schließen.

Die kleine Kapelle am Linzenberg. <span class="copyright">Vylet</span>
Die kleine Kapelle am Linzenberg. Vylet

Honig aus Bildstein und der Pilgerweg

Kurz geht es auf der Straße durch den Wald, ehe sie der Basilika zustrebt und dabei einen tollen Weitblick gewährt. Die Talebene mit dem Rhein und den schönen Bergen liegt einem zu Füßen. Neben der beindruckenden Wallfahrtskirche stehen schöne alte Holzhäuser. Das dunkelbraune Haus ganz rechts, die Nummer 75, ist dabei besonders sehenswert. Im originell gestalteten Garten sind Hühner mit einem prächtigen Hahn auf Futtersuche. Vögel zwitschern in einer Voliere im Erdgeschoss, und Biohonig wartet auf Kundschaft. Bezaubert von dieser nostalgischen Dekoration und um ein Geschmacks-Souvenir reicher macht man sich auf den Rückweg. Unter der Kirche zweigt der alte Pilgerweg links von der Straße ab, bringt einen hinunter zu den Wiesen nach Obertellenmoos und die Kirche von Schwarzach ist zu sehen. Jetzt übernimmt wieder die Straße. Sie führt einen durch den unteren Teil der sogenannten Ingrüne zum Eulentobel. Bei der Brücke über die Minderach, wo zwei kahle Platanen in ihren „Tarnanzügen“ die Blicke auf sich ziehen, geht es nach links zum Ausgangspunkt der Tour zurück.

Das besondere Haus mit der Nummer 75. <span class="copyright">Vylet</span>
Das besondere Haus mit der Nummer 75. Vylet
Die besondere Imkerei im Haus mit der Nummer 75. <span class="copyright">Vylet</span>
Die besondere Imkerei im Haus mit der Nummer 75. Vylet

Viel Historie am Linzenberg

Das Heimathaus am Linzenberg stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und wird auch als Denkmalhof Linzenberg bezeichnet. Es wurde vom Eigentümer Hermann Dür (1901–1982), dem damaligen Bürgermeister von Schwarzach, Helmut Leite vererbt. Zuguns­ten der Gemeinde und um darin ein Heimatmuseum zu errichten, verzichtete dieser jedoch auf die Erbschaft. Mit dem Bundesdenkmalamt wurde das typische „Rheintalhaus“ zu einem Heimatmuseum umgebaut und 1991 eröffnet. Das Gebäude ist denkmalgeschützt und beherbergt eine Kulturgütersammlung. Dokumentiert und gezeigt wird unter anderem das bäuerliche Handwerk, die für Schwarzach prägende Wetzsteinerzeugung, eine Heumacher-Geschirr Werkstatt und damit einhergehend die historische Entwicklung des Orts. Führungen werden nach Vereinbarung durchgeführt. Die Kapelle am Linzenberg wurde je nach Quelle in den 1870er Jahren oder 1897 erbaut. Als „Gründerin“ wird Agathe Schwendinger genannt. Nachdem sie mehrfach weiterverkauft wurde, kam die Kapelle in den Besitz der Pfarre Schwarzach. Aufgrund des schlechten baulichen Zustands musste die Kapelle erneuert werden. Daher wurde sie 1985 abgebrochen und in der bisherigen Form wieder aufgebaut. Die neue Kapelle wurde 1988 geweiht. Betraum und Altarraum sind nicht getrennt. Die schlichte Einrichtung mit der Pietà stammt aus dem 20ten Jahrhundert.
Das ehemalige „Heilbad Ingrüne“ wurde 1549 erstmals urkundlich erwähnt und hatte im 19. Jahrhundert mit dem Bau des Kurhauses seine besten Jahre. Die „Sommerfrische“ in der Nähe der Wallfahrtskirche in Bildstein zu verbringen löste in dieser Zeit den Kurbetrieb allmählich ab. In den 1920er- bis 30er-Jahren wurde der Badebetrieb schließlich eingestellt und nicht wieder aufgenommen. Untersuchungen des Wassers 1957 zeigten, dass die Quelle fast keine Mineralien führt.

Das Heimathaus am Linzenberg. <span class="copyright">Vylet</span>
Das Heimathaus am Linzenberg. Vylet
Das Kurhaus Ingrüne. <span class="copyright">Vylet</span>
Das Kurhaus Ingrüne. Vylet

Pflanzenkunde

Die Platane (Platanus x hispanica), auch als Gewöhnliche oder Ahornblättrige Platane bezeichnet, ist um 1650 aus einer Kreuzung von amerikanischer und morgenländischer Platane entstanden. Sie ist frosthart, verträgt Bodenverdichtung sowie Luftverschmutzung. Die Farbigkeit der Rinde erinnert an das Tarnmuster von Uniformen. Da sich die Rinde nicht ausdehnt, wird für das Wachstum des Baums neue Rinde gebildet und alte in Teilen abgeworfen.

Eine Platane in Schwarzach. <span class="copyright">Vylet</span>
Eine Platane in Schwarzach. Vylet