Flora

Ein Auwald im zauberhaften Winterkleid

20.01.2024 • 10:00 Uhr
Der Alte Rhein bei Hohenems mit seinen schönen Spiegelungen im Wasser. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Alte Rhein bei Hohenems mit seinen schönen Spiegelungen im Wasser. Vylet

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern durch das Natur- und Erholungsparadies am Alten Rhein. Sie entdecken so einiges über diese wunderbare Landschaft.

Die Rheinauen verfügen über eine saisonale Anziehungskraft und sind als sommerliches Erholungsgebiet bekannt. Doch im Winter kehrt Ruhe ein, dann zeigt sich die Natur von ihrer reduzierten Seite und ermöglicht damit bei fast allen Wetterlagen diese erholsame Spazierwanderung.

Von Zoll zu Zoll

Der Startpunkt für diese Runde ist ziemlich bemerkenswert, da man neben Autobahn und Zoll nicht erwarten würde, eine so schöne Wanderung beginnen zu können. Vor dem Zollamtsgebäude in Lusten­au geht es auf der Straße rechts Richtung Lustenau. An den Schrebergärten vorbei kommt man zum Wegweiser „Rheinmäder“.

Eine Übersichtstafel zeigt mögliche Wegvarianten. Hier kann man dem markierten Wanderweg folgen oder links hinunter dem Ufer entlang gehen. Gleich nach dem alten Schranken, beim Anfang des ufernahen Forstwegs, wird auf heitere Art daran erinnert, den Abfall nicht wegzuwerfen. Den breiten Weg entlang des „Waibelloch“ genannten Gewässerabschnitts teilt man sich hier eventuell auch mit Reitern. An Baumstämmen sind Fraßspuren des Bibers zu sehen, im Geäst Vögel auszumachen.

So erreicht man die Feuerstelle, wenig später einen Weg, der sich für einen Abstecher auf den nahen Dammweg anbietet. Dort hat man nicht nur einen weiten Blick übers Rheintal, sondern findet auch einen symbolischen Grenzstein des Projekts „Über die Grenze“. Der Stein erinnert an Frau Susi Mehl, der hier am alten Rhein im Oktober 1938 die Flucht vor den Nazis geglückt ist. Wassernah überrascht gleich darauf noch der Pferdewat- und Hundebadeplatz, an dem auch die Vierbeiner das Wasser genießen können. Bald danach steht man beim alten Zollhaus Schmitterbrücke.

Das Plakat "unbeliebte Naturbewohner" erinnert daran, seinen Müll wieder mit nach Hause zu nehmen. <span class="copyright">Vylet</span>
Das Plakat "unbeliebte Naturbewohner" erinnert daran, seinen Müll wieder mit nach Hause zu nehmen. Vylet

Kurzbeschreibung

Besonderes: eine flache Wanderung entlang des Wassers für die ganze Familie, bei der mit dem Feldstecher Vögel beobachtet und mit dem Handy die Geschichte dieses Orts nachgespürt werden kann.

Anforderung und Gehzeit: es sind insgesamt circa zwei Stunden Gehzeit und circa 10 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs

Markierungen: der Wanderweg in weiß-gelb, die Pfade in Wassernähe sind ohne Markierung

Charakter der Wege: Straße, Güterweg, Waldweg

Kultur und Natur: Natur- und Erholungsgebiet Alter Rhein, Grenzhäuschen

Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Feldstecher zur Tierbeobachtung

Einkehrmöglichkeiten: Kiosk / Gasthaus am Rohr, Lustenau

Start und Ende: Grenze Hohenems, Bus Linie 323, bei der Haltestelle „Hohenems Zoll“

Naherholung

Dies war bis 1930 der einzige Grenzübergang von Diepoldsau nach Vorarlberg. Dort tummeln sich dank einem Futterhäuschen neben den Kohl- auch Blaumeisen und Gartenbauläufer. Der asphaltierte Weg bringt einen zuerst zu Informationstafeln über die besonderen Tiere und Pflanzen der Aulandschaft, Spielplatz und Liegewiese folgen wenige Schritte danach.

Hier auf der erhöhten Position am Damm sind der Kiosk und daneben der Neunerkanal gut zu sehen. Dieser wird in der Schweiz Scheibenbach-Kanal genannt und quert hier durch ein Rohr den Alten Rhein. Das Rohr dient auch der Wasserregulierung des Alten Rheins. In den Jahren 1938–39 versuchten verfolgte Personen auf dem oder durch das Rohr in die Schweiz zu gelangen und dadurch ihr Leben zu retten. An eine missglückte Flucht erinnert eine Tafel am Grenzgitter in der Mitte des Rohrs, über das man auf die Schweizer Seite wechselt.

Der Alte Rhein bei Diepoldsau.<span class="copyright"> Vylet</span>
Der Alte Rhein bei Diepoldsau. Vylet

Zurück in der Schweiz

Auf dem Güterweg ist der Blick nach Süden frei und die Wintersonne hat die Gelegenheit, die Wanderer ein wenig zu wärmen. Die Wasserflächen sind nun durch das Geäst zu sehen. Neben Stockenten und Blässhühnern, welche man bislang immer wieder sehen konnte, sind hier auch Teichhühner, Reiherenten und Kormorane zu beobachten. Zwischen den Bäumen findet sich ein historisches „Grenzerhäuschen“. Heute dient es als Ausstellungsraum.

Nach der Straße bei Schmitter zweigt links ein vorerst breiter Weg zum Wasser hin ab. Dieser schlängelt sich schließlich am Schwimmbad entlang, über eine kleine Brücke und weiter zu den Schrebergärten beim Start und Ziel, dem Zollamt bei der Autobahn.

Das historische Grenzwächterhäuschen steht heute noch da. <span class="copyright">Vylet</span>
Das historische Grenzwächterhäuschen steht heute noch da. Vylet

Das “Taucherle”

Das Blässhuhn (Fulica atra) gehört zur Familie der Rallen und ist gut an Hornschild und Schnabel in weiß, sowie dem schiefergrau schwarzen Federkleid zu erkennen. Ihre Läufe variieren von grau über grüngelb bis hellgelb, die Zehen und Schwimmlappen sind blass olivfarben. Erwachsene Tiere sind mit circa 40 Zentimeter Länge fast gleich groß wie Stockenten. Sie sind an stehenden und langsam fließenden Gewässern mit offener Wasserfläche anzutreffen. Bei uns ganzjährig heimisch ziehen jedoch jene aus den Ländern im hohen Norden südwärts. Manche überwintern auch nördlich der Alpen so auch in Vorarlberg. Am Bodensee rasten auch viele Vögel bei ihrem Durchzug. Zwischen Gaißau und Lochau wurden im Oktober 2003 circa 6200 Individuen gezählt. Im Jänner waren es nur noch 1750. Sie sind im Vergleich zu anderen Wasservögeln eher zutraulich. Ihre Nester errichten sie meist schwimmend im Schilf oder am Ufer, manchmal aber auch auf Stegen. Der höchste dokumentierte Brutplatz in Vorarlberg ist der Kalbelesee (1670m) am Hochtannberg, wo 2009 eine Familie mit Küken beobachtet wurde. Zur Brutzeit im Frühjahr zeigen die ansonsten geselligen Blässhühner bei der Verteidigung des Reviers ihre aggressive Seite. Die Paare gesellen sich meist für eine Brutsaison zusammen und beginnen ab März mit dem Nestbau. Von April bis Juni sind sie mit Brut und Aufzucht der Küken beschäftigt. Das Gelege besteht aus fünf bis zehn Eiern. Die Küken haben einen auffällig roten Kopf, beim Jungvogel ist die Oberseite braunschwarz, Hals und Brust sind „schmutzig“ weiß. Neben Pflanzen stehen auch Schnecken, Insekten und Muscheln auf dem Speiseplan der Blässhühner. Sie fressen auch die invasive Wandermuschel und helfen damit deren Ausbreitung einzudämmen.

Die Blässhühner gehören zum Alten Rhein und zur Landschaft dazu. <span class="copyright">Vylet</span>
Die Blässhühner gehören zum Alten Rhein und zur Landschaft dazu. Vylet

Umweltschutz

Unachtsam weggeworfener Müll entlang von Straßen und Wegen ist ein Problem. Umweltschutzorganisationen, Alpenvereine und Gemeinden bemühen sich der neuerdings auch als „Littering“ bezeichneten Umweltverschmutzung entgegenzuwirken. Hohenems hat einen lustigen Ansatz gewählt, um auf das Müllproblem aufmerksam zu machen. Die als „Dosenhopf“ bezeichneten Aludosen benötigen circa 500 Jahre, bis sie auf natürliche Weise abgebaut werden.

Nochmals das Plakat "unbeliebte Naturbewohner"
Nochmals das Plakat "unbeliebte Naturbewohner"

Quellen: naturvielfalt.at; unesco.at; Die Welt der Vögel, Fehringen, Ex Libris 1953; Karte: Swisstopo 1096 Diepldsau