Wo einst das Lawinenunglück passierte

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet sind in der Walsergemeinde Blons auf der Suche nach Spuren der verheerenden Lawinenkatastrophe 1954.
Die Lawinenkatastrophe, welche die Gemeinde Blons schwer traf und überregional bekannt machte, jährte sich im Jänner dieses Jahres zum 70. Mal. In der NEUE wurde am 11. Jänner bereits darüber berichtet. Nun, da der Schnee geschmolzen ist, machen wir uns auf dem Erinnerungsweg daran, diesem Ereignis nachzuspüren.
Vom Gemeindeamt nach Oberblons
Die Gemeinde, am Sonnenhang des Walsertals gelegen, erstreckt sich ab der Kirche hinauf zu Mont Calv und Falvkopf und hinunter ins Lutztobel. Am Startpunkt wird im Gemeindeamt über die Chronologie der damaligen Ereignisse informiert. Auch eine Broschüre über den Leusorg-Themenweg ist dort erhältlich. Den Dorfkern lässt man mit wenigen Schritten hinter sich und folgt dem Leusorgweg Richtung Oberblons. Auf der Straße wandert man bequem aufwärts. Dabei bemerkt man, wie steil die Wiesenhänge hier sind, kann den Ausblick auf die andere Talseite nach Raggal, zum Hohen Fraßen und Marul genießen. Kurz nach der ersten Kehre fallen die braunschwarzen „Ananasgallen“ an einer kleinen Fichte auf. Mit der Richtungsänderung kommt die Blonser Kirche, hinter der die Berge des Walgaus in der Ferne aufragen, ins Blickfeld. Der weitere Aufstieg nach Oberblons bringt einen an verschiedenen Höfen vorbei, welche damals zerstört wurden. Die damit verbundenen Schiksale sind im Buch „Leusorg“ von Eugen Dobler dokumentiert und finden sich auszugsweise in der Informationsbroschüre. Im kleinen Weiler Oberblons angekommen, fallen auch die Solaranlagen an den schmucken Häusern auf. Vor der Informationstafel des Lawinenwegs ist unter der Straße eines der neu aufgebauten Häuser zu sehen. Es ist bergseitig mit einer starken Mauer und einem dachhohen Erdwall, einer sogenannten Ebenhöhe, ausgeführt. Schließlich gelangt man auf einem flachen Stück zu den malerisch gelegenen Gebäuden vor dem Eschtobel.
Ein schmaler Pfad führt durch das steile Tobel. Der Bach wird auf einem Steg gequert. Nach diesem kurzen Abenteuer erreicht man die Wiese bei Hüggen, wo einst zwei Häuser standen. Ab der Infotafel übernimmt der Güterweg zum Solarpark. Hier hat man die seltene Gelegenheit, mitten durch ein Kraftwerk zu gehen und die Kraft der Sonne zu bewundern. Verschiedene Spuren verraten, dass auch Tiere die Anlage besuchen.

kurzbeschreibung
Besonderes: Eine geschichtsträchtige Wanderung durchs Gebiet der Lawinenkatastrophe von 1954, bei der man auch auf den Innovationsgeist der Blonser trifft.
Anforderung und Gehzeit: Es sind insgesamt circa zwei bis zweieinhalb Stunden Gehzeit und circa 300 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs. Die Variante durchs Eschentobel erfordert Trittsicher- und Schwindelfreiheit.
Markierungen: gelb-weiß, weiß-rot-weiß
Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Waldweg
Kultur und Natur: Lawinendokumentation im Gemeindeamt, Leusorgweg, Biotope Laubwaldinseln zwischen Walkenbach und Hüggen, Feuchtflächen östlich Walkenbach
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Signalweste für die Wegvariante auf der L193 Faschinastraße
Einkehrmöglichkeiten: Gasthaus Falva in Blons
Start und Ende: Blons Gemeindezentrum, Buslinie 570
Abstieg durch den Wald
Dieses eindrückliche Bild nachhaltiger Infrastruktur wird jetzt wieder von jenem der ursprünglichen Natur abgelöst. Der Abstieg auf dem schmalen Waldweg darf um diese Jahreszeit teils noch etwas gesucht werden. Dieser besondere Laubmischwald ist als Biotop (10211) dokumentiert. Im unteren Teil beeindrucken verschiedene Moose und ein stattlicher Ameisenhaufen, bevor man wieder die Straße betritt (Biotop 10205). Mit dem Gurgeln und Plätschern des Walkenbachs im Ohr schlendert man dann auf der Straße hinunter. Bei der Abzweigung zur Mautstelle hat man die Wahl, auf der Faschinastraße zurückzugehen. Dafür empfiehlt sich, eine Signalweste zu tragen. Der Weg über den Eschtobel zur Ortsmitte ist sicher schöner, beinhaltet jedoch im Tobel eine kurze Passage, auf der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sind. Eine Drahtseilsicherung begleitet den Weg bis zum Steg, auf dem abermals der Bach gequert wird. In der Kehre beim Bildstock mündet der Weg in die Aufstiegsroute, welcher man nun retour zum Ausgangspunkt folgt.

Eine besondere Innovation
Die Fotovoltaikanlage in Blons wurde bereits im August 2003 in Betrieb genommen und ist bis heute die einzige Freiflächen-PV-Anlage Vorarlbergs. Das Große Walsertal ist nicht nur ein Biosphärenpark, sondern wird auch als e5-Gemeinde anerkannt. Die hoch über dem Dorfkern in Hüggen platzierte Anlage wurde seinerzeit von verschiedenen Investoren errichtet. Sie hat 500 Quadratmeter Kollektoren Fläche. Die Solarpanele werden automatisch dem Sonnenstand nachgeführt. 70 Motoren und 21 Steuerungen sorgen für Bewegung. Dies ermöglicht eine optimale Besonnung und damit Stromerzeugung. Dies geschieht fast geräuschlos, wovon man sich bei dieser Wanderung überzeugen kann. Mit dem auf diese Art „geernteten“ Strom, der in das VKW-Netz eingespeist wird, können circa 250 Haushalte versorgt werden. Seither wurden im Tal zahlreiche weitere Anlagen auf öffentlichen und privaten Gebäuden errichtet. Im innovativen Tal wurden auch Projekte und Studien zur E-Mobilität, der intelligenten Netzregelung und dem Energiesparen durchgeführt. Mit all diesen Maßnahmen und der Energie aus Solar- und Wasserkraft wurde das Ziel der Energieautonomie erreicht. Seit 2014 wird im Großen Walsertal mehr Strom produziert als verbraucht.
In der Sage vom Geisterfuhrwerk wird erzählt, dass in manchen Nächten ein Geisterfuhrwerk durchs Eschentobel vom Berg herunterfuhr. Man hörte ein Peitschenknallen, Schnauben, Stöhnen, Dröhnen und Gepolter. Auch die wildesten Fuhrmannsflüche mischten sich in dieses Tosen. Wer in einer solchen Nacht durch das Tobel musste, querte es mit Schrecken.


Pflanzenkunde
Die Fichtengalläuse (Adelges abietes) werden wir nicht sehen. Deren leere, vertrocknete Gallen am Baum fallen jedoch auf. Die am Baum saugenden Larven der Läuse bringen diesen dazu, die Gallen zu bilden. Die Larven werden davon umschlossen und entwickeln sich in den „Ananasgallen“ weiter. Im Spätsommer öffnen sich die Gallen und die jungen Läuse verteilen sich auf dem Baum. Die Gallen werden braun, Nadeln vergilben, Zweige verdrehen sich oder vertrocknen.
