Markanter Bergsturz im Rheintal

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern durch das Bergsturzgelände im Tal und mit der Sonne auf der Nase am Waldrand des Rheintals.
Verschiedene Quellen und Informationen bringen einen auf neue Wanderideen. Diese wurde beim Kartenstudium auf der Swisstopo-Karte entdeckt. Vor Ort sind Landschaft und Natur noch interessanter, als dies die Karte vermuten lässt. Im Frühling ist eine gute Zeit, um sich die beeindruckende Bergsturzlandschaft des Schlosswalds anzusehen. Wenn Büsche und Bäume ihre Blätter ausrollen und damit Felsbrocken, Hügel und Senken verdecken, wird einen die Natur auf andere Art erfreuen.
Vom Startpunkt beim Altersheim in Sennwald aus ist die Stelle des Ausbruchs oben am Berg gut zu sehen. Auf dem Forstweg betritt man den Wald. Die Wegstrecke am Schloss Forstegg vorbei bis Salez ist ein Teil der historischen Straßenverbindung durchs Rheintal. Der in einer Karte aus dem Jahr 1664/67 dargestellte Abschnitt ist im „Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz“ dokumentiert. Bei der ersten Abzweigung lohnt sich ein kurzer Abstecher in Richtung Salez Bahnhof.
Natur pur
Ab dem Waldrand kommen zuerst die Drei Schwestern und gleich darauf die Burgruine Forstegg ins Blickfeld. Diese wurde von Heinrich von Sax um 1200 errichtet und wird 1248 urkundlich erwähnt. Heute ist die Burganlage in Privatbesitz. Zurück bei der Abzweigung folgt man dem Weg nach Frümsen. Bemooste Felsbrocken in verschiedenen Größen ragen überall aus dem laubbedeckten Waldboden. Kurvig schlängelt sich der Weg zwischen den Hügeln und Senken des Bergsturzes.
Hirschzungen, Farn, Bingelkraut, Bärlauch und – wenn sie nicht schon verblüht sind – Märzenbecher sind am Wegesrand zu sehen. An einer Stelle leuchten sogar Weiße Veilchen aus dem Waldboden hervor. Bei einer Lichtung verzweigt sich der Weg. Rechts ist es nicht mehr weit zum Waldrand und dem Ende des Schuttkegels. Durch die flachen Wiesen gelangt man zu den Häusern bei Büsmig, wo die Straße nach Frümsen übernimmt.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Geologisches und Historisches auf dem Weg durch eine ganz besondere Landschaft erfreuen bei dieser leichten Wanderung auf der Schweizer Seite des Rheintals.
Anforderung und Gehzeit: Es sind insgesamt circa zwei Stunden Gehzeit und circa 115 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs.
Markierungen: Gelb-weiß.
Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Waldweg.
Kultur und Natur: Felssturzgelände Schlosswald, Ruine Sax.
Anziehen und mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung.
Einkehrmöglichkeiten: Entlang des Wegs keine, ab 13.30 Uhr Cafeteria des Altersheims Forstegg.
Start und Ende: Sennwald, Bushaltestelle Sennwald Forstegg, Buslinien RTB 300, BUS 411, LIE Mobil 37.
Der Nuss-Weg
Frümsen ist vielleicht wegen der Bergbahn auf den Stauberen bekannt. Der Wanderweg nach Sennwald führt vorerst der Bahn zu. Beim Betrieb der Forstgemeinschaft wird der Breitäuibach gequert und der Anstieg ist beinahe geschafft. Fast flach spaziert man nun am Waldrand entlang und hat dabei einen guten Blick auf den zuvor durchschrittenen Schlosswald. Hinterm Schellenberg reicht das Auge vom Hochgerach, der Roten Wand bis zum Kaltenberg erstaunlich weit. Dieser Abschnitt des Wegs ist Teil des Baumnusswegs. 75 verschiedene Nussbäume wurden hier seit 2011 gepflanzt, um eine Primärsammlung der Deutschschweizer Walnussbaum-Sorten zu erhalten.
Unterhalb des Wegs blickt man auf den bergseitigen Schuttkegel. Die Wiesen darauf sind mit Steinwällen und Hecken eingefasst. Im leichten Anstieg durch den Wald kommt man an Grillstellen vorbei zum höchsten Punkt der Tour beim Chelenbach, der im Abbruchgelände entspringt. Nun geht’s hinunter und wieder prägen große Felsbrocken das Bild der Waldlandschaft. Am Waldrand angekommen, hat man wieder einen guten Blick auf die Felsnadel oben am Kamm. Sie ragt in der Mitte der Abbruchstelle auf. Nun auf der Straße kommt man nach einer Rechtskurve hinunter nach Sennwald. Dort kurz nach links und danach rechts ist der Ausgangspunkt rasch erreicht. Auf dem Weg dorthin ist rechts neben der Straße noch ein Flachmoorgebiet auszumachen.
Steine und Moore

Der Bergsturz vom Stauberenfirst ereignete sich am Ende der letzten Eiszeit vor circa 7000 Jahren. Der Bodensee reichte vor 14.000 Jahren im tief ausgeschnittenen Rheintal bis nach Sargans. Mit dem Schmelzwasser der Gletscher füllten Rhein und Ill das Tal mit Geröll und Sand wieder auf. Vor etwa 10.000 Jahren trennte der Schuttfächer der Ill den Bodensee bei Oberriet vom Rheintalsee ab, welcher noch bis Buchs reichte. Zur Zeit des Bergsturzes war der See fast schon verlandet.
Bergsturz vom Stauberenfirst
Aus der noch gut erkennbaren Ausbruchsnische mit der Felsnadel lösten sich circa 100 Millionen Kubikmeter Fels. Die Gesteinsmassen stürzten zwischen dem heutigen Weiler Frümsen und Sennwald auf das Ufer und in eine circa 30 Meter tiefe Bucht des Rheintalsees. Das Material verteilte sich bis zum heutigen Bett des Rheins, auf sechseinhalb Quadratkilometer. Im bis zu 40 Meter hoch aufgetürmten Blockschutt hat sich seither eine abwechslungsreiche Vegetation gebildet.
Die darin befindlichen, verschiedenartigen Moore sind als Schutzgebiet von nationaler Bedeutung ausgewiesen. Der See verschwand, wie die Moore den Wissenschaftlern verraten haben, vor circa 6000 Jahren. Funde von Relikten aus der Bronzezeit belegen, dass der Bergsturzkegel schon sehr früh zur Überquerung des Rheintals genutzt wurde, um nach Vorarlberg zu kommen.
Erstmals erwähnt wird das Gebiet 820 in der Lebensbeschreibung des heiligen Gallus. Dieser soll über die Saxerlücke und Salez nach Grabs geflohen sein. Die Namen Schlosswald und Schlossfeld leiten sich von der 1410 erstmals urkundlich erwähnten Burg Forstegg ab. Seit dem Jahr 2000 engagierten sich Pro Natura und örtliche Naturschutzgruppen für den Erhalt dieser seltenen Landschaft.
Blumenkunde

Weiße Veilchen kommen als eigene Art (Viola alba oder Viola alba scotophylla) oder Abweichung der Wohlriechenden Veilchen (Viola odorata) vor. Unterscheidungsmerkmale sind die Haare des Blattstiels, die Farbe des Blattstiels und des Sporns. Sie kommen an Waldrändern, Hecken und in lichten krautreichen Laubwäldern vor. Veilchen werden wegen ihres Dufts seit der Antike kultiviert, in der Heilkunde, der Parfümherstellung und der Küche verwendet.
Quellen: sennwald.ch; Flora Helvetica, Haupt Verlag; pronatura-sg.ch; Werdenberger Namenbuch; Werdenberger Jahrbuch 3-1990; Karte: Swisstopo 1115 Säntis.