„Die Liebe zum Garten kommt von allen“

Den Flora Förderpreis erhält das Gartenprojekt der
Dornbirner Jugendwerkstätten.
Von Christine Moosmann
Im Garten der Dornbirner Jugendwerkstätten (DJW) wird die Jury des FLORA Gartenwettbewerbs von einem vielfältigen und motivierten Team empfangen. Die DJW sind eine soziale Einrichtung, deren Ziel es ist, Jugendliche und junge Erwachsene fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen und an Arbeitsstellen zu vermitteln. Hier kann im Rahmen des Projektes Leuchtturm der Pflichtschulabschluss nachgeholt werden. Es gibt einen hauseigenen Cateringservice sowie diverse Werkstätten, in denen unter anderem Holz, Metall und Textilien verarbeitet werden. Das Gartenprojekt der DJW gibt es inzwischen seit über zehn Jahren. 2012 wurde der Garten gemeinsam mit den Jugendlichen angelegt und wird seither mit großem Engagement gehegt und gepflegt. Hier wachsen Tomaten, Karotten, Kohlrabi, Paprika, Gurken und vieles mehr. Beerensträucher, Kräuter und Sommerblumen vervollständigen den vielfältigen Garten.

Die Gemüsebeete werden in der hauseigenen Holzwerkstatt hergestellt. Die Ernte wird in der eigenen Gastroküche zu Kräutersalzen, Sirupen und anderen Köstlichkeiten verarbeitet, auch können die Jugendlichen einen Teil der Ernte mit nach Hause nehmen. Elmar Luger, Jugendkoordinator der Stadt Dornbirn und Leiter der Dornbirner Jugendwerkstätten, erklärt das Ziel des Gartenprojektes: „Wir möchten im Rahmen von Bildungsprogrammen auch das Gärtnern und seit kurzer Zeit auch das Halten von Geflügel anbieten. Hier sollen die Jugendlichen die Prinzipien von Säen und Ernten kennenlernen. Das ist sehr wichtig. Viele haben keinen eigenen Garten und wissen nicht, wo die Lebensmittel herkommen, wissen nicht, wie frisches Gemüse schmeckt.“
Gemeinsame Arbeit
Katharina Bechter leitet das Gartenteam, sie erklärt den Jugendlichen die Pflanzen und deren Bedürfnisse. Zu den Arbeiten im Garten gehören das Vorbereiten der Beete, Aussaat und Pflanzung, Gießen, Unkraut jäten und schließlich die Ernte. Gemeinsam mit den Jugendlichen werden Samen und Setzlinge gekauft. Sie kocht auch mit den Jugendlichen, was geerntet wird. Der Garten tut den Jugendlichen gut, gibt sie sich überzeugt, hier kann jeder in seinem eigenen Tempo arbeiten und es ist ruhig. Sie fühlen sich im Umgang mit der Natur wohl. „Die Liebe zum Garten kommt von allen“, stellt sie fest.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die beim Besuch der Jury im Einsatz sind, bestätigen das. Der 21-Jährige Michael ist von der Gartenarbeit begeistert. Ihm gefällt es besonders, dass sie den Garten auch selbst gestalten können. Er zeigt auf ein höhengestaffeltes Gemüsebeet, das die Jugendlichen selbst entworfen haben: „Dieses Beet haben wir selber designt, wir haben das Holz bekommen und daraus das Beet gebaut. Das ist voll cool, wir dürfen mitentscheiden, wie der Garten aussehen soll. Wir bekommen das Holz und in der Holzwerkstatt werden die Beete gebaut.“ Aus dem Garten nimmt er gerne Gemüse mit, das er dann zu Hause gemeinsam mit Freundin Petra zubereitet.

Auch Erva gefällt das Gärtnern: „Heute sind wir schon den ganzen Tag draußen. Es hat voll Spaß gemacht“, freut sie sich. Ob denn so viel zu tun sei, dass sie den ganzen Tag im Garten beschäftigt sind? „Wenn man die Arbeit mit Liebe macht, dauert es ein bisschen länger“, lacht die 19-Jährige und fährt fort: „Man lernt auch viele Pflanzen kennen, die man vorher nicht gekannt hat.“ Unterstützt werden die Jugendlichen derzeit von Zivildiener Florian, 20, der selbst gelernter Gärtner ist, und von Lorenz, 19, der ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert.
Kleintiere im Garten
Neuerdings bereichert ein weiteres pädagogisches Angebot die Dornbirner Jugendwerkstätten. Auf der Suche nach geeigneten Kleintieren haben sich die DJW gemeinsam mit dem Kleintierzuchtverband Vorarlberg für Hühner entschieden. Seit Anfang Juni dieses Jahres bewohnen einige Hühner einen benachbarten Teil des Gemüsegartens.

Betreut wird das Projekt von Christoph Spiegel vom Kleintierzuchtverein Dornbirn, der mit Rat und Tat zur Seite steht und darauf achtet, dass die Hühnerhaltung artgerecht ist. „Es ist ein einzigartiges Projekt im deutschsprachigen Raum, dass ein soziales Unternehmen wie die Dornbirner Jugendwerkstätten lebende Tiere hat“, freut er sich.

„Wir haben uns für zwei Seidenhühner und Hühner der Rasse Brahma entschieden, sie sind sehr zahm, lassen sich fangen und tragen. Die Jugendlichen entwickeln eine Fürsorge für die Tiere. Es kümmern sich alle gemeinsam darum, das ist eine runde Sache.“ Die Haltung der Kleintiere ergänzt nicht nur das Gartenprojekt, es passt auch zum Angebot der Holzwerkstätte. Da der Bau von Kleintierställen kaum noch angeboten wird, werden hier seit zwei Jahren Hühner- und Kaninchenställe gebaut. In dieser Zeit entstanden etwa zwölf solcher Ställe, darunter einer für die eigene Hühnerhaltung.

„Wir haben den Stall gebaut, den Platz gestaltet, wir haben alles selbst gemacht“, erklärt Elmar Luger. Er freut sich über die positiven Auswirkungen der tierpädagogischen Unterstützung. „Die Jugendlichen müssen sich um die Tiere, ihren Stall und das Gehege kümmern, und das gibt ganz positive Impulse“, zeigt er sich begeistert.