Warum die Sterne über uns immer seltener aufgehen

Lichtsmog, der Mensch und Umwelt direkt betrifft, nimmt laut Studie dramatisch zu. Der urbane Raum erstrahlt im LED-Meer, der nächtliche Sternenhimmel verblasst.
Es sind alarmierende Erkenntnisse, zu denen ein internationales Forschungsteam um den Physiker Christopher Kyba vom Deutschen GeoForschungsZentrum in Potsdam kommt: Die Lichtverschmutzung, also die Durchsetzung der Nacht mit künstlichen Lichtquellen, hat in den letzten Jahren noch stärker zugenommen als befürchtet. Eine umfangreiche neue Studie, in die Beobachtungen von 50.000 Menschen im Rahmen des “Citizen Science”-Projekts “Globe at Night” eingingen, lässt keine Zweifel am Lichtsmog.
Fast 10 Prozent Helligkeitszunahme in einem Jahr
Für Europa kam das Forschungsteam dabei zu dem Ergebnis, dass der Nachthimmel seit 2014 pro Jahr um rund 6,5 Prozent heller geworden ist, in Nordamerika kam es sogar zu einem Plus von 10,4 Prozent. Als weltweiten Durchschnitt berechnete Kyba eine Helligkeitszunahme von 9,6 Prozent pro Jahr. Das bedeutet etwa: “Ein Kind, das bei seiner Geburt 250 Sterne sieht, wird an seinem 18. Geburtstag am gleichen Ort weniger als 100 Sterne sehen können”, so die Studie. Im urbanen Raum gibt es mittlerweile Generationen, die den Nachthimmel nur noch erhellt kennen.

Blaues LED-Licht wurde allgegenwärtig
Die Politik, insbesondere die EU, hat das Problem noch nicht gebührend am Radar. Einzelne Länder wie Frankreich setzten jedoch Maßnahmen: Bereits seit 2013 gibt ein Gesetz vor, dass ungenutzte Gebäude, Shoppingzentren, Schaufenster und Sehenswürdigkeiten in Städten von 1 Uhr nachts bis 7 Uhr morgens nicht mehr beleuchtet werden dürfen.
Kyba sieht es auch philosophisch: “Vielleicht waren Generationen vor der Verbreitung des elektrischen Lichts ab den 1880er-Jahren mit ihrem unverstellten Blick nach oben reflektierter.”