Mobilfunker Spusu erhöht Preise nicht

Während große Anbieter die Preise erhöhen, hält ein Spusu dagegen.
Zehn Sekunden sind die Messlatte für Franz Pichler. Im Gespräch erwähnt er das mehrmals. Wer bei Spusu anrufe, warte „im Schnitt“ nicht länger als zehn Sekunden, bis sich ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Serviceteams melde. „Es ist doch sinnlos, Kunden minutenlang in der Schleife warten zu lassen“, sagt Pichler.
Stimmt natürlich. Aber sind die „zehn Sekunden“ ein PR-Gag? Der Unternehmer verweist auf regelmäßige Testsiege bei der Österreichischen Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS): „Wir haben die höchste Weiterempfehlungsrate von Kunden“, so Pichler. Fast jede zweite Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter sei Teil des Serviceteams.
100.000 neue Kunden
Auf dem österreichischen Mobilfunkmarkt sind der Niederösterreicher und seine Frau Andrea tatsächlich ein Unikat. Ein kleines Familienunternehmen mit rund 200 Beschäftigten zwischen großen Marktführern. So klein ist Spusu aber gar nicht mehr. 2022 wuchs der Anbieter um 25 Prozent auf erstmals eine halbe Million Mobilfunkkunden. „Absolut betrachtet ein Rekordwachstum“, sagt Pichler, das sich bis jetzt auch heuer fortsetze. Der Marktanteil lag Ende 2021 laut Regulierungsbehörde RTR bei 3,8 Prozent, derzeit betrage er laut Pichler zwischen 4,0 und 4,5 Prozent. Kärnten und die Steiermark zählen zusammen 54.000 Spusu-Kunden.
Hinter den Kulissen des Song Contest
Franz Pichler (57), studierter Elektro- und Nachrichtentechniker, stieg 2003 als technischer Leiter im High-Tech-Unternehmen Mass Response Service ein. 2011 übernahm er die Firma. Mit ihr werkt er unter anderem hinter den Kulissen des Eurovision Song Contest und ist für die Abwicklung des Televotings verantwortlich. „Wir haben ein dementsprechend hohes technisches Niveau“, sagt Pichler zur Kleinen Zeitung. 2015 gründete er Spusu, zwei Jahre später initiierte seine Frau Andrea den karitativen Mobilfunk Help mobile.
Neuer Auslandsmarkt
Spusu steht für „Sprich und surf“ und ist ein virtueller Anbieter auf dem Netz von Drei. „Die komplette Intelligenz dahinter, das Core Network, haben wir selbst entwickelt, aufgebaut und betreiben es auch“, erklärt der Eigentümer und Geschäftsführer. Heuer soll die Expansion vorangetrieben werden. Zu Italien (seit Juni 2020) komme noch in diesem Jahr ein weiterer Auslandsmarkt. Pichler nennt noch kein Land, Großbritannien war einmal im Gespräch. Im Festnetzmarkt für stabiles Internet – hier stieg Spusu vor eineinhalb Jahren ein – sieht Pichler noch große Wachstumschancen.
Die junge E-Bike-Sparte des Unternehmens wird ebenfalls ausgebaut. In Wolkersdorf, Wien und Vöcklabruck gibt es derzeit Standorte, Krems ist in Planung, Wiener Neustadt oder Baden sollen folgen. Mittelfristig seien auch die Steiermark und Kärnten im Visier. Service schreibt sich Pichler auch hier auf die Fahnen. „Das Rad wird persönlich zugestellt und auf den Kunden eingestellt – und zum Service holen wir es wieder ab.“ Noch heuer wolle er außerdem den Schritt in eine weitere Branche wagen – da gehe es um Genuss/Kulinarik, mehr will Pichler dazu noch nicht verraten.
Keine Indexklauseln
Zurück zum Mobilfunk. Dort ist Spusu mittlerweile der Große unter den Kleinen. Auf die Frage nach der Erfolgsformel sagt Pichler als erstes: „Wir halten unsere Werte ein.“ Dazu gehöre: „Keine versteckten Kosten.“ Für die 500.000 Bestandskunden von Spusu werde es heuer „definitiv“ keine Preiserhöhungen beim Mobilfunk geben, verspricht Pichler. Und: „Wir werden alles daransetzen, niemals die Preise erhöhen zu müssen.“ Spusu verzichtet nämlich – im Gegensatz zu anderen – auf Indexanpassungsklauseln in den Verträgen. Für Neukunden hingegen variieren die Preise je nach Aktionen. „Da sind wir sehr dynamisch, das war seit Anbeginn unsere Strategie.“