Kirche

Mehr als nur Kirchturm und Pfarrer

23.03.2023 • 20:14 Uhr
1 Million Euro haben die Sternsinger im Jahr 2023 eingenommen. <span class="copyright">Gerhard Vylet</span><span class="copyright"></span>
1 Million Euro haben die Sternsinger im Jahr 2023 eingenommen. Gerhard Vylet

Beim Fastensuppenessen präsentierte die katholische Kirche, was sie alltäglich in Vorarlberg für die 217.153 Angehörigen der Kirche macht.

Bei Flädle-, Nockerl- und Gerstensuppe informierte die katholische Kirche am Donnerstag über ihre alltägliche Arbeit in Vorarlberg. Medienvertreter wurden in der Landwirtschaftsschule in Hohenems von Benno Elbs zum ­Fastensuppenessen und zum Austausch eingeladen. Er zeigte sich überzeugt, dass die Kirche eine große Bedeutung für die Gesellschaft gerade in Krisensituationen inne hat. Anschließend wurde vom Pastoralamtsleiter Martin Fenkart die Frage in den Raum geworfen: Was wäre, wenn die Kirche nicht wäre? Denn Kirche sei weit mehr als Kirchturm und Pfarrer.

Über 1000 Mitarbeiter

Was die Kirche genau tut, wurde nicht nur verbal, sondern auch auf einem Wimmelbild dargestellt. Darauf kann jeder selbst nach den Taten suchen. Eines der Erfolge im Jahr 2023 sei etwa das „Rekordergebnis“ von erstmals über einer Million Euro trotz Inflation und Unsicherheiten gewesen, welche die Sternsinger gesammelt haben, wie Finanzkammerdirektor Andreas Weber erzählt.

Auf dem Wimmelbild kann der Betrachter die Leistungen der Kirche suchen und finden. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Auf dem Wimmelbild kann der Betrachter die Leistungen der Kirche suchen und finden. Klaus Hartinger

„Die Arbeit der katholischen Kirche Vorarlberg besteht darin, Menschen zu versammeln, sie zu begleiten, zu beraten und auszubilden“, so Fenkart. Konkret sind es 217.153 Menschen, die der Kirche Vorarlberg (Stand Donnerstag) angehören. Das machen 53 Prozent der Bevölkerung aus. Die Zahl der Getauften ist deutlich höher. Damit die Institution Kirche am Laufen gehalten wird, sind über Tausend Mitarbeiter im Einsatz. „Damit zählen wir zu den Top-zehn-Arbeitgebern in Vorarlberg“, betont Weber. Darunter sind 130 Priester und 22 ständige Diakone und 50 Pastoralassistenten. Weber hebt besonders das „Heer an Ehrenamtlichen, ohne die es nicht möglich wäre“, hervor. 20.000 Ehrenamtliche setzen sich für die katholische Kirche im Land ein. Dabei sei ein breites Berufsgruppenfeld vertreten.

„Wir werden auf einen Fachpersonalmangel zugehen”

Annamaria Ferchl-Blum, Schulamtsleiterin

Mehr Frauen

Für Elbs ist es ein zentrales Anliegen, dass auch das weibliche Geschlecht in der Kirche vertreten ist. Er will Frauen in die Kirche bringen. Diese würden Qualitäten wie Sensibilität in Beziehungsfragen, Respekt und Empathie mit sich bringen, welche die Kirche brauche. Deswegen würde in Vorarlberg im Rahmen der Möglichkeiten, bei denen durch die Weltkirche nicht die Hände gebunden sind, Frauen in den zulässigen Funktionen wie der Gemeindeleiterin oder Lehrerin in die Kirche gebracht.

Unter diesen Frauen ist auch die Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum. Derzeit gibt es 623 Lehrpersonen. Doch die Kirche wird in Sachen Religionsunterricht nicht von Personalsorgen verschont. „Wir werden auf Fachpersonalmangel zugehen“, blickt Ferchl-Blum in die Zukunft. Derzeit sei es schon schwer, gut qualifizierte Leute zu finden, die das Fach Religion studiert hätten, ergänzt sie.

Bischof Benno Elbs, Pastoralamtsleiter Martin Fenkart Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum und Andreas Weber beim gestrigen Fastensuppenessen. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Bischof Benno Elbs, Pastoralamtsleiter Martin Fenkart Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum und Andreas Weber beim gestrigen Fastensuppenessen. Klaus Hartinger

Kein Zerbröseln

Kritischen Stimmen des Zerfalls bezüglich der Zukunft des Religionsunterrichts widerspricht sie. Denn sechs Prozent der Schüler würden derzeit eine der 21 katholischen Privatschulen im Land besuchen. Außerdem betrage generell die Teilnahme am katholischen Religionsunterricht – einem Fach mit Abmeldemöglichkeit – 82,38 Prozent. Laut einer Studie würden sich 14 Prozent der Jungen als religiös definieren, fügt sie an. „Religion braucht Bildung“, betont sie und hebt die Wichtigkeit von Religion als Schulfach, bei dem eine Haltung geschult wird, hervor. „In einer turbulenten Welt kann der Religionsunterricht ein Leitfaden sein und dient der Selbstentwicklung“, erklärt die Schulamtsleiterin. Doch nicht nur die Inhalte sondern auch der Ort ist für sie entscheidend. Für Ferchl-Blum ist es essenziell, dass Religion und Toleranz dort unterrichtet wird, wo dieser Vorgang einsehbar und kontrollierbar ist – nämlich an Schulen.

„Damit zählen wir zu den Top-zehn-Arbeitgebern in Vorarlberg.“

Andreas Weber, Finanzkammerdirektor

Zukünftig würden auch Lernräume des Neuen gebraucht werden, ergänzt sie. So solle es durch Kooperationen zum Austausch zwischen unterschiedlichen Religionen kommen. Fragen, wie eine zukunftsgemäße Schule entwickelt werden könne, seien aktuelle Themen.