Kultur

Die Vielfalt der Fotografie

16.12.2020 • 20:00 Uhr
Die Kunstankäufe des Landes 2019 sind in der Galerie allerArt zu sehen. <br><span class="copyright">Erhard Sprenger/allerart</span>
Die Kunstankäufe des Landes 2019 sind in der Galerie allerArt zu sehen.
Erhard Sprenger/allerart

Kunstankäufer Herta Pümpel und Erhard Witzel im Gespräch.

Wie hoch ist das Ankaufsbudget 2020 genau? Müsste der Etat nicht viel höher sein?
Erhard Witzel: Das Ankaufsbudget ist 2020 genau wie bereits im Jahre 2019 netto, ohne Mehrwertsteuer, 100.000 Euro. Mit diesem Betrag können wir direkt in den Ateliers Kunst ankaufen und somit die Sammlung des Landes erweitern oder verschiedene Bereiche der Sammlung verdichten. Natürlich wünscht sich jeder, dass das Land möglichst viel Geld in Fördermaßnahmen steckt, aber, da es sich bei der bildenden Kunst nur um einen Teil der Kultur handelt, ist dieser Betrag erheblich – besonders vor dem Hintergrund, dass zum Beispiel die Stadt Wiesbaden, die ähnlich viele Einwohner wie Vorarlberg hat, dem Kulturamt eben mal einen Einkaufsetat von 20.000 Euro zur Verfügung stellt.
Herta Pümpel: Der Etat könnte natürlich immer höher sein, aber im Vergleich zu anderen Bundesländern mit Ausnahme von Niederösterreich – dort ist es ein Vielfaches – liegt das Ankaufsbudget von Vorarlberg recht gut.

Erhard Witzel ist Kunstsammler und zeigt Werke unter anderem im QuadrART Dornbirn. <span class="copyright">Gregor Zawadzki </span>
Erhard Witzel ist Kunstsammler und zeigt Werke unter anderem im QuadrART Dornbirn. Gregor Zawadzki 

Peter Niedermair, zusammen mit Claudia Voith der vorherige Ankäufer, wünschte sich eine Verdoppelung durch Vorarlberger Wirtschaftstreibende. Ist in diese Richtung gedacht worden?
Pümpel: Da halte ich mehr von der schon lange vorgeschlagenen Idee, die Absetzbarkeit von Kunstankäufen durch Unternehmen anzugehen. Das wird schon seit 30 Jahren diskutiert …

Warum konzentrierten Sie sich im Jahr 2019 auf Fotografie? Wie wird es in den Jahren 2020 und 2021 ausschauen?
Witzel: Wir konzentrierten uns 2019 auf Fotografie, da es nach unserer Meinung dort einigen Nachholbedarf gab und nach wie vor gibt. Um aber auch andere Techniken innerhalb der bildenden Kunst zu berücksichtigen, haben wir diese Spezialisierung für das Jahr 2020 ad acta gelegt und sind offen für alle Techniken.
Pümpel: Das Wesen der alle drei Jahre wechselnden Ankäufer ist es ja, Einseitigkeiten zu vermeiden, der Vielfältigkeit des Kunstgeschehens gerecht zu werden und das immer mit dem höchstmöglichen Anspruch an Qualität. Fotografie ist ein starker, bisher eher wenig beachteter Teil des lokalen Kunstgeschehens. Sie spielt im internationalen Kunstgeschehen seit Jahrzehnten eine tragende Rolle. Diese Tendenz im Vorarlberger Kunstschaffen zu beleuchten, war uns wichtig.

Herta Pümpel ist Kunsthistorikerin und war unter anderem für den Kunstraum Dornbirn tätig. <span class="copyright">Privat</span>
Herta Pümpel ist Kunsthistorikerin und war unter anderem für den Kunstraum Dornbirn tätig. Privat

Wie gestaltet sich ein Ankaufsvorgang? Wie sieht es mit den Künstlern mit Bezug zur Region in Wien, Berlin oder New York aus?
Pümpel: Ein Gutteil resultiert aus der Bearbeitung von Anträgen, aber wir sind immer auch selbständig auf der Suche nach guten Arbeiten. Die Qualität der Vorarlberger Kunst ist sehr gut.
Witzel: Wir bekommen Anträge, gehen aber auch selbst auf die Pirsch, wie gerade bei unserem letzten Wien-Besuch. Dort haben wir Künstler getroffen, die weder einen Antrag gestellt haben, noch daran dachten. Wenn wir glauben, dass von diesen Protagonisten Arbeiten in der Sammlung wichtig wären, werden wir aktiv, mit oder ohne Antrag.

Noch bis zum 13. Jänner sind die Kunstankäufe des Landes in der

Galerie allerArt in Bludenz zu sehen. Mittwoch bis Sonntag, von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Was ist gute, was schlechte Kunst? Sind die Kriterien vor allem subjektiv, wie Peter Niedermair bekennt?
Witzel: Hier stimmen wir Peter Niedermair zu. Es ist unseres Erachtens eine elitäre Auffassung in „gut“ und/oder „schlecht“ zu unterscheiden. Wir kaufen und kauften nach folgenden Kriterien an: Es sollte sinnvoll die Sammlung erweitern oder ergänzen und es muss uns beiden gefallen, natürlich stets unter dem Vorzeichen künstlerischer Professionalität. Genau dieses subjektive Moment macht den Diskurs mit den Künstlerinnen und Künstlern bei unseren Besuchen und auch den Meinungsaustausch zwischen beiden Ankäufern so spannend.
Pümpel: In meiner langjährigen Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst ist mir immer wieder aufgefallen, dass zum Beispiel bei Jurysitzungen die Fachleute nahezu unisono auf ein Werk zusteuern. Eine verbindliche Erklärung dazu gibt es nicht. Es gibt so etwas wie ein „inneres Museum“. Innerhalb dieser Sammlung wird jedes neu entdeckte Werk betrachtet und in einen zeitgenössischen Kunstdiskurs eingebettet.

Wolfgang Ölz