Im Einsatz für das Handwerk

Am Freitag hat sich die neue Werkraum-Leiterin vorgestellt.
Sieben „spannende Monate“ liegen hinter dem Werkraum Bregenzerwald, meint Martin Bereuter. Der Vereinsobmann, Tischler und Architekt übernahm gemeinsam mit dem Vorstand interimistisch die Geschäftsleitung, nachdem Miriam Kathrein im vergangenen Sommer den Werkraum verlassen hatte. Es sei auch eine bereichernde Zeit gewesen, meint der Werkraum-Obmann im Gespräch – so sei eine neue Dynamik zwischen den Akteuren entstanden, und neue Mitglieder seien in den Vorstand aufgenommen worden. Doch nun sei man sehr froh, die neue Geschäftsleiterin Belinda Rukschcio begrüßen zu können, die am 1. März ihre Arbeit beginnen wird.
Zweifache Perspektive
Diesmal hätten sich die Verantwortlichen mehr Zeit für das Auswahlverfahren genommen, erklärt Bereuter beim Pressetermin am Freitag. 40 Personen haben sich für die Stelle beworben, nach mehreren Phasen sei im finalen Hearing im Dezember die 47-Jährige einstimmig als Favoritin hervorgegangen. Ihr Werdegang, geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit Baukultur, und ihre Erfahrung mit internationalen Projekten wären perfekt für die Stelle. Auch ihre zweifache Perspektive einerseits als Handwerkerin, andererseits als Architektin und Architekturvermittlerin scheinen ideal für den Posten zu sein.

Die aus Wien stammende Rukschcio fühle sich bereits heimisch im Bregenzerwald, sie lebe seit Anfang Februar in Schwarzenberg, wie sie erzählte. In der kommenden Zeit gehe es unter anderem darum, die Netzwerke vor Ort kennenzulernen und mehr über Vorarlberg und die regionalen Zusammenhänge zu erfahren. Den Werkraum Bregenzerwald habe sie erstmals 2002 bei der Ausstellung „Möbel für alle“ im Wiener Ringturm kennengelernt. Die Begeisterung für Architektur habe sie wiederum von ihrem Vater geerbt – und auch dieser sei glücklich darüber, dass sie die Geschäftsleitung übernehme. Mit ihren fachübergreifenden Tätigkeiten will sie nun „frischen Wind“ in den Werkraum bringen.
Vermittlung
Die gelernte Kleidermacherin absolvierte unter anderem eine Schneidergesellenprüfung, durch Freunde und Familie gelangte sie zur Architektur. Nach dem entsprechenden Studium an der Technischen Universität und an der Wiener Kunstschule war sie sieben Jahre lang als Architektin tätig. Der Schritt in die Vermittlung war ein sehr bewusster, wie sie erklärte. Sie war unter anderem als Projektleiterin am Haus der Architektur tätig und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an mehreren Universitäten. Laut Rukschcio habe der Werkraum auch als Lern- und Vermittlungsraum eine große Bedeutung, etwa mit der Werkraumschule.
Bauhaus
Ein Programm und eine zukünftige inhaltliche Linie für den Werkraum würde das Team in den kommenden Wochen gemeinsam erarbeiten und dann präsentieren. Erwähnt wurde gestern das kürzlich von der EU-Kommission ausgerufene Projekt des „neuen europäischen Bauhauses“. Dabei geht es laut der dazugehörigen Website um Nachhaltigkeit, Ästhetik und Inklusivität. Wie Rukschcio auf Nachfrage meinte, wäre der nachhaltige und sorgsame Einsatz von Ressourcen bereits zentral für den Werkraum und die Region. Doch merkte sie an, dass es kritische Stimmen über die EU-Initiative gebe.

Die neue Geschäftsleiterin selbst vermisse hier noch die Inklusion des Handwerks, obwohl gerade dieses von Grund auf innovativ an einer nachhaltigen Gestaltung mitwirken würde. Generell stehe Rukschcio für einen Austausch auf Augenhöhe, wobei alle Mitwirkenden bereits vor der Realisierung von Wohnräumen miteinbezogen werden sollten. Auch von Bauhaus-Gründer Walter Gropius sei die Rückkehr zum Handwerk eine zentrale Forderung gewesen.