Budors Arbeit mit der KUB-Architektur

Im Kunsthaus Bregenz wird am Freitag die Ausstellung „Continent“ von Dora Budor eröffnet.
Viel zu sehen ist nicht in der neuen Ausstellung im Kunsthaus Bregenz. Die Künstlerin Dora Budor, die 1984 in Zagreb geboren wurde, ein Architekturstudium absolviert hat und heute in New York lebt, hat sich für „Continent“ mit der Architektur des Hauses, das sie als Organismus, als Körper begreift, auseinandergesetzt.
Viel Platz
Davon ausgehend hat sie Werke erarbeitet, die in den oberen Stockwerken des Hauses gezeigt werden und den größten Teil der Schau bilden. Insgesamt aber ist noch viel Platz in den Ausstellungsräumen.
Im Erdgeschoss präsentiert sie ihre Arbeit „Something to Remind Me“. Auf einem kleinen Podest liegen einige Ringe. Ausgangsmaterial dafür war ein Leihrad, das sie während eines Aufenthalts in Berlin 2020 benutzt hatte und anschließend einschmelzen ließ. Damit machte sie Abgüsse der Skulptur bzw. des vermutlich ersten Readymade „Enduring Ornament“ aus dem Jahr 1913 von Elsa von Freytag-Loringhoven.

„Kollektorgang“ ist der Titel der aus drei Skulpturen bestehenden Arbeit im ersten Stock. Es sind drei große Wände aus Latex, geschreddertem Papier auch aus dem KUB-Verwaltungsgebäude, Wasser, Zement, Holz und Metall. Ausgangspunkt dafür war ein „Tunnel“ bzw. der unterirdische Kollektorgang des Kunsthauses, den die Künstlerin bei ihren zahlreichen Besuchen in Bregenz entdeckt hatte. Dort befinden sich sogenannte Schlitzwände, die ein Einstürzen der angrenzenden Gebäude vermeiden sollen sowie das von Pfänder und Bodensee kommende Sickerwasser kontrollieren.
Latexabdrücke
An ihren Wänden hat Budor außen Latexabdrücke der Schlitzwände angebracht. Das, was unten ist, kommt somit nach oben. Die Objekte sind so aufgestellt, dass sie die Eingänge „versperren“. Ihre Gesamtlänge von 29 Metern entspricht indes der Länge und Breite der Grube, die für das Fundament des Gebäudes ausgehoben wurde, hieß es.

Im zweiten Stock sind auf dem Boden kleine runde, schwarze Objekte verteilt, die auf den ersten Blick wie Eishockey-Pucks ausschauen. Sind es auch bzw. doch nicht ganz. Für die Arbeit „Pucks (bagarreurs)“ hat Budor Kaffeesatz aus dem KUB-Café verwendet und mit Kunststoff und Wachs zu Scheiben gepresst. Energie, Bewegung, Geschwindigkeit sind die Themen, die sich aus dem Zusammenspiel von Körper, Koffein und Eishockey ergeben.
Im selben Stock ist auch noch eine Videoarbeit zu sehen, die sie gemeinsam mit Noah Barker gemacht hat. Darin folgen die beiden einem Lkw in Manhattan, der beim Abriss des JP-Morgan-Chase-Wolkenkratzers Bauschutt transportiert.
Vibrationen
Mit dem Belüftungssystem des Hauses, der Atmung arbeitet Budor in „Termites“ im letzten Stock. In den Rohren sind ferngesteuerte Sexspielzeuge, die Vibrationen erzeugen. Diese Schwingungen kommen wieder in den Ausstellungsraum

„Male Molds“, ein technischer Ausdruck, wie Budor erklärte, nennt sich indes eine Gruppe von 27 Holzobjekten, die in einer Ecke in diesem Raum stehen. Sie stammen aus einer Eisengießerei in Berlin, waren ursprünglich Negativformen und hatten keine Funktion mehr. An einer Wand finden sich dann noch kleine Bilder. Dabei handelt es sich um Arbeiten auf Sandpapier, „Love Streams“ ist der Titel. Darauf erfolgten Abreibungen mit dem Staub von zerriebenem Escitalopram, eines selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmers.

Für Budor bezieht sich der Ausstellungstitel „Continent“ nicht nur auf die Erdteile, sondern auch auf ein Behältnis oder eine Körperfunktion.
Leere. Was bei dieser Ausstellung allerdings auffällt, ist die Leere in den einzelnen Räumen, und die tut auch den Objekten nicht gut. Eine kompaktere Präsentation hätte den Fokus vermutlich viel mehr auf die Arbeiten gerichtet. So wirken sie teils ein wenig verloren und können der Dominanz der Architektur des Hauses wenig entgegensetzen.
Erweiterte Eröffnung Dora Budor „Continent“: Freitag, 18. März, 17 bis 20 Uhr. Gespräch mit Dora Budor und Thomas D. Trummer: morgen, Samstag, 11 Uhr. www.kunsthaus-bregenz.at.