Alex Ladstätter in der „Hauptstadt der Musik“

Der Vorarlberger Klarinettist Alex Ladstätter hat als Teil der Wiener Philharmoniker beim Neujahrskonzert mitgespielt. Im Interview spricht er über seinen Alltag im Orchester.
Sie haben Ende 2021 das Probespiel bei den Wiener Philharmonikern gewonnen und spielen seit einigen Monaten beim berühmtesten Orchester der Welt. Was bedeutet das für Sie?
Alex Ladstätter: Es bedeutet mir natürlich sehr viel und eine Fixanstellung war schon immer ein großer Traum. Dass ich das Probespiel dann gewinnen konnte, war natürlich ein Meilenstein, und mich jetzt ein Teil der Wiener Philharmoniker nennen zu dürfen, macht mich schon stolz.
Haben Sie sich im letzten Jahr musikalisch verändert oder weiterentwickelt?
Als Musiker entwickelt man sich immer weiter, gerade mit den Opern, die ich neu lerne und bei denen ich ständig mitwirke. Gerade in diesem Orchester ist das sehr bereichernd, weil man mit den besten Dirigenten zusammenarbeitet und auch die besten Sänger ständig hört und sieht. Besonders als Bläser kann man von Sängern sehr viel mitnehmen.

Wie haben Sie das erste Neujahrskonzert erlebt?
Das war für mich natürlich ein ganz besonderes Erlebnis, weil ich das bisher nur aus dem Fernseher kannte und schon als Kind immer geschaut hab. Im Konzert selbst mitzuspielen, war für mich immer unerreichbar und ganz weit weg. Da mal mittendrin sitzen zu dürfen, war wunderschön und natürlich auch ein bisschen aufregend, weil man weiß: Es schauen 50-60 Millionen Leute über die Bildschirme zu.
Warum glauben Sie, ist das Neujahrskonzert so erfolgreich?
Naja, da spielen viele Faktoren eine Rolle: Diese Musik der Strauss-Dynastie, die dieses Orchester wie kein anderes Orchester der Welt – das trau ich mich zu sagen – spielen kann. Dann ist es einer der schönsten Säle der Welt, dieser goldene Musikvereinssaal mit seiner außergewöhnlich tollen Akustik. Dann die Stadt Wien mit ihrer ganzen Geschichte und dieser Tag, zu der diese Musik wie keine andere passt. Das bringt einfach den Leuten Freude und Zuversicht für so einen Jahreswechsel. Ich glaube, das ist einfach ein Gesamtkonzept, dass es kein zweites Mal gibt. Das macht dieses Konzert so weltbekannt und einzigartig.
Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Nicht anders als auf andere Konzerte. Natürlich weiß man, dass es ein besonderes Konzert mit viel Aufmerksamkeit ist und vielleicht ist man daher eine Spur fokussierter, aber schlussendlich hatte ich meine Routinevorbereitungen gemacht und das hat sich bewährt und gut funktioniert. Außerdem spielt man das Programm vor dem 1. Jänner schon zwei Mal vorab vor Publikum, das heißt, es ist jetzt nichts komplett Neues. Da ist es fast stressiger, wenn man in der Staatsoper zum Beispiel eine Richard Strauss-Repertoire-Oper ohne Probe spielen muss.

Sie sind kürzlich erst von einem Aufenthalt in Japan zurückgekommen und zurzeit viel unterwegs. Wie schaut Ihr Alltag momentan aus?
Ich richte mich komplett nach dem Dienstplan von den Wiener Philharmonikern beziehungsweise vom Staatsopernorchester und da gehört das Reisen auch dazu. Wir waren erst im Herbst mit dem ganzen Orchester in Asien, in Korea, Taiwan und in Hongkong – überhaupt als erstes Orchester nach der Pandemie in China. Mit dem Wiener Ring Ensemble spielen wir traditionell Anfang Jänner Neujahrskonzerte in kleiner Besetzung für die Japaner. Das Reisen und das Spielen auf der ganzen Welt gehört jetzt zu meinem Beruf dazu.
Macht Ihnen das Spaß?
Es ist für mich sehr bereichernd. Ich reise gerne, esse gerne und schau mir gerne, andere Kulturen an. Ich bin auch sehr neugierig, das erste, was ich in einer neuen Stadt mache ist immer ein ordentlicher Spaziergang. Ende Februar fahren wir zum Beispiel nach New York, spielen in der Carnegie Hall mit Christian Thielemann, bevor es weiter nach Berkeley bei San Francisco geht.
Dann kommen Sie jetzt nicht mehr so viel nach Vorarlberg?
Leider komme ich nicht mehr so viel nach Vorarlberg, wobei ich wahnsinnig gerne dort bin. Erstens habe ich dort noch sehr viele Freunde, zweitens freue ich mich immer, wenn ich bei meiner Bürgermusik Lauterach noch ein bisschen mitspielen darf. Was mir auch wichtig ist: Wir haben vor fünf Jahren zusammen mit meiner Schwester Natalia Sagmeister ein kleines Festival gegründet – in Krumbach im Bregenzerwald. Das möchten wir unbedingt fortsetzten. Es findet dieses Jahr von 7. bis 9. Juli statt und da laden wir immer Freunde und alte Bekannte ein, denen wir im Laufe unserer musikalischen Laufbahn begegnet sind, um in diesem wunderschönen Ort zusammen mit Freude zu musizieren. Das liegt mir sehr am Herzen.
Was wünschen Sie sich für dieses Jahr? Was werden Ihre weiteren wichtigen Meilensteine sein?
Naja, ich bin noch mitten in der Probezeit beim Orchester der Staatsoper/Philharmoniker. Großes Ziel ist natürlich, dieses Probejahr zu bestehen. Alles weitere ergibt sich dann von selbst, wenn man in diesem Orchester bleibt. Es gibt laufend neue Ziele, neue Werke, die man noch nie gespielt hat, neue Kammermusikformationen, die kurzfristig gegründet werden. Es gibt in der Wiener Staatsoper eine Kammermusikreihe, bei der ich auch schon mitgewirkt habe. Und für unser eigenes Festival in Krumbach wünsche ich mir, dass wir die Begeisterung der Musik dem Publikum weitergeben können und dass viele Leute unsere Konzerte besuchen kommen (lacht).
Klassik Krumbach: Von 7. bis 9. Juli.