Antike Bauten virtuell wieder sichtbar

Das Vorarlberg Museum präsentierte gestern zusammen mit dem Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Vorarlberg ein neues Vermittlungsprojekt.
In einem digitalen Vermittlungsprojekt befasst sich das Vorarlberg Museum mit den mittlerweile verschwundenen römischen Bauwerken in Bregenz und den Bregenzerwälder Barockbaumeistern, welche im 17. und 18. Jahrhundert 800 Bauten im Bodenseeraum errichteten. Mithilfe von Virtual- und Augmented Reality soll die Geschichte anschaulicher gemacht werden. Vor eineinhalb Jahren nutzte das Museum das Projekt „Digital In & Out“, welches die digitale Realisierung durch die Förderschiene des Bundes und des Landes möglich gemacht habe.
Kompetenz von außen
„Wir sind schon Profis, aber nur in Teilbereichen der Vermittlung“, erklärte Direktor des Vorarlberg Museums Andreas Rudigier in der gestrigen Pressekonferenz. Neben den Objekten und dem gesprochenen Wort gäbe es auch ganz andere Vermittlungsformate, die es schaffen könnten, „Dinge ins Haus oder zur Nutzerin, zum Nutzer zu bringen, die vielleicht gar nicht sichtbar sind.“
Mit dem Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Vorarlberg (FHV – Vorarlberg University of Applied Sciences) wurde die „Kompetenz von außen“ gefunden, die als Kooperationspartner das interdisziplinäres Forschungsprojekt mit dem Vorarlberg Museum umsetzte. Dabei wurde der Mehrwert von digital unterstützten Vermittlungsformaten auch im Hinblick auf die Erschließung neuer Zielgruppen untersucht, sagt Margarita Köhl, Leiterin des Fachbereichs Gestaltung an der FHV. „Wir wollten wissen: Kann man mit solchen Technologien vielleicht auch ein tieferes Verständnis erzeugen, ein „historical thinking“ fördern, kann man Zusammenhänge besser vermitteln oder kann man einfach Menschen mehr für diese Thematiken begeistern?“.

Digital führt die fiktive historische Figur Lucretia durch die römische Siedlung Brigantium und erzählt über ihr Leben. Mithilfe von Storytelling soll Geschichte spannend vermittelt werden. „Es wird eigentlich so ein Feeling von Brigantium spürbar, indem diese Figur über ihr Leben und auch über soziale Aspekte erzählt. Dadurch soll auch eine gewisse Nähe entstehen.“, sagt Köhl. Ziel dabei sei, die geschichtlichen Inhalte in eine verständliche Form zu übersetzen, ohne sie zu verfälschen oder zu reduzieren. In einer interaktiven Karte können Nutzer die Bauten von Brigantium verorten und auch der eigene Standort wird angezeigt. Durch Augmented Reality werden die Ausgrabungen und längst verschwundenen Gebäude sichtbar gemacht, indem digitale Objekte über die physische Umgebung gelegt und auf dem Tablet oder Smartphone dargestellt werden.
Der zweite Rundgang zu den Bregenzerwälder Barockbaumeistern wird mithilfe des Narrativs „Die Wege des Franz Beer“ vermittelt, wo die Figur über ihr Leben und Wirken als Barockbaumeister spricht. Parallel dazu soll durch Visualisierungen nachvollziehbar gemacht werden, wo die bekanntesten Bauten der Bregenzerwälder Barockbaumeister sind und wer sie gebaut hat. Mittels der Virtual Reality Brille können Nutzer in einem virtuell kreierten Raum das Kloster in Rheinau und das Kloster in Münstlerlingen betreten und in 360-Grad beobachten, wie sich die Lichtstimmung im Innenraum von Sonnenaufgang bis zur Nacht im (im Zeitraffer) verändere. Zudem könne im Augmented Reality-Raum in Form einer Bildergalerie der Aufbau der Kirchen nachvollzogen werden.
Schnittstellen
Als Schnittstelle zwischen analog und digital wird ein von Anna Bertle erstelltes physisches Modell der Barockkirche Lachen im Vorarlberg Museum ausgestellt. Es besteht aus mehreren verschiebbaren Platten, welche einen genaueren Einblick in die architektonischen Konstruktionen ermöglichen und stehe in direkter Verbindung mit den 3D-Objekten, die in der Augmented Reality aufgerufen werden können.
Beide Rundgänge seien mit Schulklassen und älteren Personen im Vorarlberg Museum und in der Stadt Bregenz getestet worden. Vor allem die jüngeren Zielgruppen konnten durch das digitale Erleben ein mehrdimensionales Verständnis der Zusammenhänge erwerben, beschreibt Köhl die Ergebnisse des Forschungsprojekts. Sie sehe die „Zukunft des Museums“ in hybriden Formen der Vermittlung, an denen nun weiter geforscht werde. „Es gibt diese Technologien, Techniken, die uns Möglichkeiten bieten, aber im Zentrum stehen immer die Menschen und wie sie zu neuen Erfahrungsräumen gelangen können.“, sagt Köhl.
Augmented Reality: iappear.app