„Der Wettbewerb gehört in den Sport“

Dvorak und Sibelius stehen heuer auf dem Programm der Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie von Christoph Eberle
Seit gestern Abend wird in der Landwirtschaftsschule in Hohenems wieder geprobt. 73 junge Musikerinnen und Musiker zwischen 14 und 23 Jahren bereiten sich auf ihre nächstwöchige Konzertreihe vor. Sie sind Mitglieder der 2016 vom Dirigenten Christoph Eberle gegründeten Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie. Viele von ihnen sind das erste Mal dabei. „Die Besetzung ändert sich schon jedes Jahr sehr stark“, sagt Eberle, der auch der Leiter des Orchesters ist.
Antonin Dvorak Symphonie Nr.9 „Aus der Neuen Welt“ und das Violinkonzert von Jean Sibelis stehen in diesem Jahr auf dem Programm. Die Auswahl treffe in der Regel er selbst, wobei das häufig recht spontan geschehe, erzählt Eberle. So stand Gustav Mahlers vierte Symphonie, die im Vorjahr gespielt wurde, schon lange auf dem Plan. „Aus der Neuen Welt“ sei hingegen ein Wunsch der Musikerinnen und Musiker gewesen, die dieses Werk spielen wollten.
Konzerte 2023
Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie
Programm: Jean Sibelius – Violinkonzert op. 47, Antonin Dvorak – Symphonie Nr. 9 („Aus der neuen Welt“).
Dirigent: Christoph Eberle
Solist: Oskar Kaiser
Mittwoch, 6. September: Schwarzenberg, Angelika-Kauffmann-Saal.
Donnerstag, 7. September: St. Gallen, Rudolf-Steiner-Schule.
Freitag, 8. September: Wangen, Waldorfschule.
Samstag, 9. September: Feldkirch, Montforthaus.
Sonntag, 10. September: Bregenz, Festspielhaus.
Beginn: jeweils 19.30 Uhr, außer Bregenz 18 Uhr.
Infos und Karten: www.quarta4.org
Prinzipiell überlege er aber, welche Werke passen könnten und „das ergibt sich dann irgendwie“, schildert der Dirigent sein Auswahlverfahren. Zumeist stehe das Programm schon fast ein Jahr davor, „allerdings kann ich jetzt noch nicht sagen, was nächstes Jahr im Herbst kommt“, schränkt er mit einem Grinsen ein.
Beim diesjährigen zweiten Werk, dem Violinkonzert, sei die Überlegung gewesen, was man dem Hauptwerk gegenüberstellen könne und „da ist mir das Violinkonzert sehr schön und passend vorgekommen“, sagt Eberle. Solist ist der in Wangen geborene Oskar Kaiser, der vier Mal bei der Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie dabei war, zwei Mal davon als Konzertmeister. Heute ist er an der Orchesterakademie der Deutschen Oper Berlin.

Eberle hatte bei der Gründung der Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie betont, dass es ihm auch darum gehe, den Wettbewerbsgedanken in der Musik aus den Köpfen zu bekommen. Dazu befragt, wird der Dirigent emotional: „Da bin ich gescheitert. Das war mir wichtig, aber das kriegt man nicht weg.“ Es sei leider nicht auszurotten, dass Menschen glauben, sie müssten sich messen.
Kein Probespielen
Er selbst mache bei der Quarta kein Probespielen, weil da dieses ständige Messen schon losgehe, sagt Eberle. Und: „Wettbewerb gehört in den Sport. In der Musik geht es nicht um den Wettbewerb, es geht um Inhalte“, betont er. „Aber da kämpfe ich gegen Windmühlen.“ Ein wenig Optimismus ist dennoch da: „Vielleicht beruht ein Teil des Quarta-Erfolgs auch darauf, dass das Publikum bemerkt, dass es uns nicht um den Wettbewerb geht.“
„Da bin ich gescheitert. Das war mir wichtig, aber das kriegt man nicht weg“
Christoph Eberle, Dirigent
Für die Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie kann man sich bewerben. „Wenn ich die Jugendlichen nicht kenne, bitte ich um eine kurze Tonaufnahme oder ein Video“, erläutert Eberle das Prozedere. Genommen würden im Grunde eigentlich alle. „Es sind dann vielleicht auch welche dabei, die noch überfordert sind. Aber die wachsen mit der Aufgabe und in der Gemeinschaft kann man viel erreichen.“
Unterschiedliche Anzahl an Bewerbungen
Die Anzahl der Bewerbungen sei von Jahr zu Jahr recht unterschiedlich. Manchmal gebe es Gruppen mit zu vielen Anmeldungen, etwa bei den Bläsern, während sie bei anderen eher fehlen würden. Auch was die Zusammensetzung aus den beteiligten vier Ländern Österreich, Deutschland, Schweiz und Liechtenstein betrifft, würde sich das stetig ändern.

Das Publikumsinteresse hat indes laut Eberle seit der Gründung stetig zugenommen – bis Corona. „Dann gab es einen unsagbaren Einbruch“, so der Leiter. Im vergangenen Jahr fand erstmals nach der Pandemie wieder eine „normale“ Konzertreihe statt. Publikumsmäßig sei man da, wo man am Anfang gestanden sei, erzählt Eberle. Die Leute seien bequem geworden und man müsse viel tun, damit sie wieder kommen. „Corona hat da viel kaputtgemacht.“
Rund 2000 Besucherinnen und Besucherinnen habe man bei den fünf Konzerten insgesamt im Schnitt, informiert der Leiter. Beim Konzert in Schwarzenberg im vergangenen Jahr sei das Haus voll gewesen. Neben den Philharmonie-Konzerten im Herbst gibt es im Frühjahr bekanntlich eine Reihe mit Kammerorchester bzw. Kammermusik. Die wird auch in den kommenden Semesterferien wieder stattfinden, so Eberle.