Quarta: Musikantisch und beherzt

In Schwarzenberg erfolgte am Mittwochabend der überzeugende Auftakt der diesjährigen Quarta-Konzertreihe.
Die letzte Zeit der Schulferien ist für Quarta, die 4 Länder Jugendphilharmonie und ihren Gründer und Leiter Christoph Eberle immer besonders erfüllt – mit einer Probenwoche in der Landwirtschaftsschule in Hohenems und einer Konzertreihe, die die rund 70 jungen Musikerinnen und Musiker aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein nach dem Auftakt in Schwarzenberg nach St. Gallen, Wangen (heute Abend), Feldkirch (Samstag) und Bregenz (Sonntag) führt.
Heuer kehrt der aus Wangen stammende Geiger Oskar Kaiser, der zwei Mal Konzertmeister des Orchesters war, als Solist mit dem Violinkonzert von Sibelius zurück. Im zweiten Konzertteil breiten sich die herrlichen Melodien von Dvoráks neunter Symphonie „Aus der Neuen Welt“ aus.
In Feldkirch studiert
Dass der Angelika-Kauffmann-Saal bestens für Lied und Kammermusik geeignet ist, beweist die eben verklungene Schubertiade. Bei großer Orchesterbesetzung kommt er zwar an seine Grenzen, doch Christoph Eberle teilt die Steigerungen gut ein und hält auch mit dem jungen Geigensolisten stets guten Kontakt. Oskar Kaiser hat am Konservatorium in Feldkirch studiert und setzt seine Studien an der Musikhochschule in Rostock fort, als Akademist im Orchester der Deutschen Oper Berlin kann er zudem wertvolle Erfahrungen machen.
So hebt sich sein Geigenton fein schwebend über der leisen Streicherbegleitung und den schönen Holzbläsern empor. Dramatische Zwischenspiele und organische Steigerungen, in denen Oskar Kaiser seine Geige jubilieren lässt, führen zu einem dichten Aufschwung in intensivem Zusammenspiel von Solo und Orchester. Die besonderen dunklen Klangfarben des finnischen Spätromantikers Sibelius holt Eberle im langsamen Satz mit den hochmotivierten Musikerinnen und Musikern von Quarta heraus: Die gute Bläserausbildung in der Region zeigt sich einmal mehr in den Registern der Holzbläser, der Horngruppe (mit Franziska Bär als erster Hornistin) und den warm strahlenden Trompeten und Posaunen.

Aber auch die große Streichergruppe (mit Konzertmeisterin Valerie Ettenauer und den Mädchen in der Überzahl) rundet sich in schönem Klang. Nach der seelenvollen Intensität des langsamen Satzes schwingen Solist, Dirigent und Orchester in einem drängenden Pulsieren, beeindruckend souverän und mit großer Steigerung. Für den Beifall bedankte sich Oskar Kaiser mit dem langsamen Eröffnungssatz der Sonate Nr. 3 von J. S. Bach in C-Dur.
Hohe Ansprüche
Dass sie in so jungen Jahren solch anspruchsvolle Werke spielen und meistern dürfen, werden die Mitglieder von Quarta sicher nicht vergessen. Christoph Eberle führt sie an die großen Sinfonien heran, stellt hohe Ansprüche und kann sie auch einfordern. Das zeigt sich im heiklen Beginn der neunten Symphonie von Dvorák mit ihren Bläserakkorden und der gut abgemischten Dynamik, in drängenden Steigerungen und warmem slawischen Ton.
Das berühmte Englischhornsolo im langsamen Satz meistert Stefan Negurici auf berührende Weise mit schöner Phrasierung und langem Atem, die Melodie wandert in die Holzbläser und Hörner und kehrt wieder zum Englischhorn zurück. In der herrlichen Melodienfülle klingen auch Vogelrufe der Bläser und Soli der Stimmführer an, bevor die Stimmgruppen im Scherzo und im behaglicheren Trio Temperament zeigen dürfen.
In straffem Tempo mit schmetternden Fanfaren und schönen Streicherkantilenen führt Eberle die jungen Menschen durch das brausende Finale. Die Sinfonie ist eine Herausforderung, die das Orchester zur Freude des Publikums beherzt und musikantisch annimmt.
Infos zu den weiteren Konzerten und Tickets unter https://www.quarta4.org/