Komponisten, die Mörder und Mordopfer waren

Das Barockorchester Concerto Stella Matutina will das Publikum auch in diesem Jahr mit besonderen Konzerten begeistern.
Fünf Konzerte, die jeweils zwei Mal in der Kulturbühne Ambach in Götzis gespielt werden, stehen auch heuer auf dem Spielplan des Originalklang-Ensembles Concerto Stella Matutina. Für die Auswahl wird entweder nach einem Thema gesucht oder ein Solist, eine Solistin, die man gern hätte, engagiert und drumherum das Programm gestaltet, erklärt Bernhard Lampert, Manager und Ensemblemitglied, das Prozedere. „Wir versuchen, ein abwechslungsreiches Programm für ein breites Publikum zu machen“, sagt er. Das gehe dann häufig von sehr alter Musik bis wie in diesem Jahr zu Beethoven.
„Sphärenklänge“ ist der Titel des ersten Konzerts im März. Solistin ist die oberösterreichische Musikerin Franziska Fleischanderl. Ihr – kaum bekanntes – Instrument ist das Salterio, ein historisches Hackbrett. Ihm entlockt sie nach eigenen Angaben „funkelnde und sphärische Klänge“. Werke von Vivaldi, Florido Ubaldi und Tomaso Giovanni Albinoni stehen bei diesem Konzert auf dem Programm.

Musenhof der Königin
Namensgeberin für das zweite Konzert im April ist Sophie Charlotte von Hannover (1668–1705), die erste preußische Königin. Ihr Schloss Lietzenburg, das spätere Charlottenburg, war ein Treffpunkt von Künstlern und Philosophen. Im Rahmen des Konzerts „Sophie Charlottes Musenhof“ sind unter der Leitung des Geigers David Drabek Werke von unter anderem Arcangelo Corelli, Giovanni Bononcini und Johann Anton Coberg.
Ein spannender Zugang wurde für das dritte Konzert der Saison, das im Mai und Juni gespielt wird, gewählt. In „Die dunkle Seite …“ werden im ersten Teil Werke von Komponisten gespielt, die Täter waren, im zweiten Teil von solchen, die zu Opfern wurden, erläutert Lampert. Dazwischen wird mit dem Psychiater und Gerichtsgutachter Reinhard Haller über die Taten beziehungsweise über den Zusammenhang zwischen Musik und Verbrechen gesprochen.
So soll unter anderen Carlo Gesualdo mit Vertrauten drei Morde begangen haben: an seiner Frau, deren Liebhaber und einem kleinen Mädchen. Antoine Forquerais war gewalttätig gegenüber seiner Frau. Alessandro Stradella, Jean-Marie Leclair und Jean-Frédéric Edelmann wurden hingegen ermordet beziehungsweise hingerichtet.

In der Tiefe
Beim vierten Konzert im Oktober steht „die Idee dahinter, dass man in die Tiefe geht“, erklärt Lampert. Der Titel „Einer bässer als der andere“ weist schon weinig darauf hin, was einen erwartet. So ist der Bassbariton Matthias Hoffmann, der im Vorjahr an der Seebühnen-„Butterfly“ mitgewirkt hat, zu Gast. Er liefert sich „einen kleinen musikalischen Wettstreit“ mit David Sinclair am Kontrabass. Im zweiten Teil ist dann Beethovens zweite Sinfonie zu hören.
Im Mittelpunkt des letzten Konzertes des Jahres im Dezember steht Prag. Leiter und Solist ist der italienische Fagottist Sergio Azzolini, der nicht zum ersten Mal mit dem Vorarlberger Barockorchester arbeitet. Gespielt werden hauptsächlich Werke tschechischer Komponisten.

Großes Publikumsinteresse
Das Interesse des Publikums an den Konzerten des Concerto Stella Matutina ist nach wie vor sehr groß. „So wie es ausschaut, werden wir einen weiteren Zuwachs an Abonnenten bekommen“, sagt Lampert. Derzeit sind es über 600. Seit der Saison 2022 wird jedes Konzert zwei Mal in der Kulturbühne Ambach gespielt. Zuvor hatte man immer wieder Interessierte nach Hause schicken müssen.
Bis zu 540 Personen haben im Saal Platz. Derzeit sei man im Schnitt bei rund 800 Leuten bei beiden Konzerten, erzählt der Orchestermanager. Abhängig sei das auch vom Programm. Prinzipiell bemühe man sich aber, dass viel Verschiedenes dabei sei und man damit auch viele Menschen ansprechen könne, betont Lampert dann noch.