Kultur

Rudi Kleins Humor als Gegenwehr zur Welt

01.02.2024 • 23:00 Uhr
Rudi Klein (re.) mit Francesca Motta bei der Vernissage-Performance und einigen Arbeiten der Serie „Maskenpflicht“ in der Galerie Lisi Hämmerle
Rudi Klein (re.) mit Francesca Motta bei der Vernissage-Performance und einigen Arbeiten der Serie „Maskenpflicht“ in der Galerie Lisi Hämmerle

Der Zeichner und ­Karikaturist Rudi Klein zeigt in der Bregenzer Galerie Lisi Hämmerle seine Collagen aus maskierten Fund­stücken.

Ein umgedrehtes gehäkeltes Huhn, Plastikwimpern, das österreichische Polizeilogo oder ein Pandakopf vor den Gesichtern von Marilyn Monroe, alten Kinderporträts oder ganz unbekannten Leuten – zu jedem der absurden Bilder hat sich der Karikaturist Rudi Klein eine Geschichte überlegt, die auch „überhaupt nichts mit dem ursprünglichen Zweck zu tun haben muss“, erklärt er im Interview.

Durch seine jahrzehntelange Cartoon-Vergangenheit sei Klein schon darauf „trainiert, in kürzester Zeit Ideen zu haben“. Die Bilder und Rahmen für seine Werke hat er auf Flohmärkten und bei Altwarenhändlern gefunden und dann überklebt mit ganz unterschiedlichen Gegenständen, die er unter anderem von der Straße aufklaubt. „Die Bilder sind schön, aber warum kleben Sie was drüber?“, habe eine Frau einmal gefragt. Darüber habe sich Klein gefreut, und dennoch war er immer der Ansicht, „dass Bilder nie fertig sind“ und man auch die Werke im Kunsthistorischen Museum Wien gut überkleben könne, denn „das ist alles nicht für die Ewigkeit“.

Porträt mit österreichischem Polizeilogo vor dem Gesicht <span class="copyright">Sieglinde Wöhrer</span>
Porträt mit österreichischem Polizeilogo vor dem Gesicht Sieglinde Wöhrer

Gefunden und überklebt

Entwickelt hat sich die Serie der Masken aus den vorherigen Collagen, den „sehr, sehr einfachen Porträts“ und den eingerahmten „Geschenken der Straße“. „Auf Flohmärkten kriegt man viel Schlechtes“, erzählt Klein, (auch wenn er dazwischen Sachen finde, die „in den Galerien hängen könnten“, würde da ein berühmter Name drunterstehen“.) Also habe er angefangen, für die Serie „Die dunkle Seite“ jeweils deren Rückseiten zu nutzen, in denen sich die interessante Geschichten der Bilder verbergen.

Für Klein sind alle seine Maskenbilder „gleich gut“, erzählt die Galeristin Lisi Hämmerle. Mehr als 100 Exemplare hat der 73-jährige in den letzten zwei, drei Jahren davon gemacht. Zum Maskieren der Porträts verwendet er Gegenstände aus verschiedensten Materialien: Das können Stäbchen aus Holz, abgerissene Stoffhasenohren oder noch bis Herbst 2025 verwendbare Aspirin Komplex sein. Manchmal wird das komplette Gesicht verdeckt, manchmal haben die Porträtierten aber auch noch ein Loch zum Durchschauen. In den Werken verarbeitet Klein neben Politischem auch biografische Hinweise und immer Humor. „Ich hoffe, dass rüberkommt, dass es mir Spaß gemacht hat und dass ich überzeugt war“, sagt Klein.

Werke von Rudi Klein der Serie "Maskenpfllicht"<span class="copyright">Sieglinde Wöhrer</span>
Werke von Rudi Klein der Serie "Maskenpfllicht"Sieglinde Wöhrer

Trotz dieser Vielfältigkeit passen alle Bilder optisch und in ihrer Absurdität gut zueinander, egal ob es sich ursprünglich um Fotografien, Radierungen oder Ölbilder handelte. Der Umstand, dass Klein die Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler verwendet und ihnen eine völlig andere Wirkung verleiht, sei für ihn nie ein Problem gewesen, auch kein rechtliches. Der Tabubruch mache den Reiz aus. „Wenn schon eine Signatur drauf ist, schreib ich meinen Namen dazu, dann sind wir Partner – in den meisten Fällen sind die Leute aber tot, die können sich eh nicht mehr wehren.“

Denkweisen

Tatsächlich stecke in den Arbeiten viel Zeit. Dunk­le Fotoporträts eignen sich sehr gut, und durch die Art der Maske gebe er den Bildern gewisse Hintergründe, um die Abbildung zu relativieren oder eine andere Geschichte zu erzählen. Der Humor in den Bildern gehöre zu Rudi Kleins „Gegenwehr-Konzept“: „Das hat überhaupt keine Bedeutung für die Menschen. In der Kulturberichterstattung wird immer so berichtet, als wäre das irgendwie von Bedeutung, für die meisten Menschen ist das nicht relevant“, beschreibt Klein und kritisiert sowohl den Kunstmarkt, in dem Händler zu viel Macht haben und die Kunst zur Währung verkommen sei, wie auch die spärlichen Jobaussichten von Künstlerinnen und Künstlern und die „vielen irrsinnig schlechten Sachen“ in den (anderen) Galerien. „Kultur ist allgemein das Erste, was man streichen kann, die Menschen haben einfach andere Sorgen, als schöne Dinge anzuschauen.“

"Maskenpfllicht"<span class="copyright">Sieglinde Wöhrer</span>
"Maskenpfllicht"Sieglinde Wöhrer

An der Serie „Maskenpflicht“ werde Rudi Klein in nächster Zeit nicht mehr weitermachen, „das ufert sonst aus“. Dafür will er sich wieder seinen Bleistiftzeichnungen widmen, schreibe an einem Artikel über Geschmack und arbeite an einem Projekt mit Graffitis, die „vollkommen unverständlich sind“ und gerade deswegen Kleins Interesse geweckt haben.

„Maskenpflicht“, bis 3. März.