Eine Tankstelle in der Übergangsphase

Heute wird die neue Ausstellung „Tanke“ von der Bildhauerin Toni Schmale im Kunstraum Dornbirn eröffnet.
Auf dem gegossenen Sockel steht die Tankstelle im Kunstraum Dornbirn so zeitlos und fest verankert, dass man denken könnte, sie wäre immer schon dagewesen und man bräuchte nur das Tor öffnen, die Autos hereinlassen und die Zapfsäulen wären bereit zum Tanken. Nur werden sich die Schläuche nicht bewegen lassen, auch wenn sie noch so leicht und biegsam erscheinen mögen. Denn die von der Bildhauerin Toni Schmale errichtete „Tanke“ ist komplett aus Metall und abgesehen von ihrer ästhetischen Präsenz im Raum vollkommen funktionslos.

Tankstelle für Menschen
Schmales Tankstelle passt aber nicht nur hervorragend in den Kunstraum, sondern könnte auch überall sonst stehen, wie etwa in Frankreich oder China oder zwischen den Autos beim Margaretengürtel in Wien, wo seit 2021 tatsächlich ein identisches Pendant der Tankstelle als permanente Installation im öffentlichen Raum steht und seither als Treffpunkt für die Menschen in Betrieb ist, um gemeinsam darauf zu sitzen und Energie zu „tanken“.
„Das Spannende an der Tanke ist, dass es ein so universeller Ort ist“, beschreibt Thomas Häusle, so sei die Tankstelle überall als das „was es ist – eine Tankstelle“ erkennbar, auch wenn sich die „Tanke“ für immer in einer „Übergangssituation“ befinde: So wirkt sie einerseits wie ein Rohbau, der noch nicht funktionstüchtig ist und andererseits wie eine zurückgebliebene Ruine einer alten Tankstelle, die nun nicht mehr funktioniert. Genau in diesem ambivalenten und abstrakten Zwischenstadium bewegt sich Toni Schmales Skulptur: „Es kommt so daher, als könnte es was können. Aber es kann natürlich nichts“, betont Häusle die Dysfunktionalität.
Begleitet wird die Tanke von im Raum verteilt stehenden als nummerierte „Sucker“ betitelte kleinere Werke, die an Reifenluftdruckmesser, Kompressoren oder Staubsauger erinnern und in ihrer Gestalt abstrahiert beim Betrachtenden ebenfalls gedanklich sofort mit ihrer ursprünglichen oder noch zu erwartenden Funktion in Verbindung gebracht werden. „Sie erwecken den Eindruck, als wären sie was, aber sie können wieder nichts.“

Ort für alle
Anders als Schmales Tankstelle in Wien, die „24/7“ geöffnet ist, hat die „Tanke“ im Kunstraum geregelte Öffnungszeiten, wodurch das Ganze noch absurder und deplatzierter wird, beschreibt die Künstlerin Toni Schmale. Sie sehe das Motiv der Tankstelle selbst als „zeitgenössische Agora“, wo nicht die Autos, sondern die unterschiedlichsten Leute sich treffen und diskutieren können – in der Stadt, und vor allem am Land, wo es sonst nichts gibt. „Mein Interesse daran war, dass es ein Ort ist, wo niemand ausgeschlossen wird, sondern der offen ist für alle.“
Die 1980 in Hamburg geborene Künstlerin gehöre zu den interessantesten bildhauerischen Positionen in Wien, beschreibt Häusle. Schmales Werke reichen vom Objekt über die Skulptur bis zur riesigen Installation und bewegen sich vorwiegend aus Stahl, Beton und Gummi zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.
Meistens arbeite sie mit 60-Millimeter-Rohren, die sich auch in den „Suckern“ und in den Zapfsäulen wiederfinden. „Was mich fasziniert ist, dass es erst mal unmöglich scheint, das harte und präzise Material zu biegen.“ Durch Hitze würden die genormten Rohre doch formbar werden und das Material gleichzeitig fast ihre Eigenschaft verlieren. Die Weichheit und Leichtigkeit bleibt auch am Ende in den geschwungenen und runden Formen erhalten.