Lustige Ganovenjagd zum Mitfiebern

Das Landestheater Bregenz zeigt mit Erich Kästners „Emil und die Detektive“ ein Stück für Familien und Junggebliebene.
Schallendes Gelächter füllte den Saal und das gefühlt den ganzen Abend lang, als „Emil und die Detektive“ letzten Freitag Premire feierte. Mit der Adaption von Kästners Klassiker aus 1929 gelang dem Landestheater ein großer Wurf für Klein und Groß.
Die Geschichte um den jungen Emil, der auf der Reise nach Berlin von einem Halunken bestohlen wird, ist die vermutlich bedeutendste Kindererzählung der deutschsprachigen Literatur. Vielfach verfilmt, zeigt sie mutige Buben und Mädchen, die mit Gemeinschaftssinn ein Verbrechen lösen, ohne selbst Übeltäter zu werden.
Kleine Helden, ganz groß
In den Kostümen von Matthias Strahm überzeugen die teils sehr hoch gewachsenen Schauspieler mit kindlicher Energie. Dabei macht es großen Spaß zu sehen, wie ein Teil des Ensembles zwischen den Szenen laufend die Rollen wechselt.

Etwa Isabella Campestrini. Die 1996 geborene Schauspielerin ist fast nicht wiederzuerkennen, wenn sie mit ständig wechselnden Perücken auf die Bühne tritt. So spielt sie Emils Mutter, aber auch seine Cousine Pony Hütchen.
Besonders wandelbar ist der größte Junge, Elias Baumann. Der in Bregenz geborene Sohn des Schauspielers Günter Baumann kümmert sich als „kleiner Dienstag“ um die Telefonzentrale der Detektive. Während dieser auf Rückmeldung seiner Freunde wartet, nimmt Baumann in zahlreichen Rollen an der Handlung teil, etwa als agiler Kellner, Bankangestellter oder Polizist.

Josepha Yen bringt als „Professorin“ Vernunft und Verstand in die Gruppe. Der von Yael Schüler gespielte „Gustav mit der Hupe“ hingegen Mut, am Anfang sogar Ordnung. Denn bevor das Stück richtig losgeht, erklärt sie mit Berliner Schnauze, wie man sich im Theater aufführt: „Wer doch hinausgehen muss, soll das wie Detektive schleichend machen.“

Nico Raschner steht nicht das erste Mal mit „Emil und die Detektive“ auf der Bühne. Schon während seiner Ausbildung in Salzburg schlüpfte er in die Rolle des bösen Langfingers. In Bregenz dagegen überzeugt der Schauspieler als Emil. Vorgeblich naiv, zeigt er einen mutigen Jungen mit viel Herz.
Stefan Pohl verkörpert den Bösewicht mit Jogginghose, Ledermantel und weitem Hut. In dieser Kluft würde er im heutigen Berlin nicht groß auffallen. Ganz anders im Landestheater, wo der Halunke mit hetzigen Schritten klar etwas zu verbergen hat. Überdeutlich witzig etwa sein Versuch, einen ganzen Tisch zu stehlen. Der Tunichtgut lädt zum Mitfiebern ein und bringt mit unverbesserlichem Gesang die Herzen zum Schmelzen.

Flotter Wechsel, herzige Lieder
Während manche Szenen am Anfang etwas lang wirken können, geht es bald rasant zu. Die Inszenierung ist wie für eine Generation gemacht, die den schnellen Schnitt von Handyvideos gewohnt ist. Gerade für die Technik bedeutet das ein großer Aufwand, da sie laufend Bühnenelemente verschieben müssen.
Der 1994 geborene Moritz Widrig steuert die Musik bei. Mit flotten Takten, wildem Trommeln und herzigem Chorgesang unterstreicht sie das wilde Großstadt-Abenteuer ohne zu übersteuern. Bei starken Effekten droht oft, dass sie den Zusehenden das Denken und Fühlen abnehmen. Nicht hier, denn sogar die Jüngsten wurden als Hörende ernst genommen.
Was man Kindern zutrauen kann
„Emil und die Detektive“ ist ein Schauspiel für die ganze Familie und alle, die sich noch einmal jung fühlen wollen. Kinder werden sich während der Aufführung vermutlich nicht nur fragen, was eine Mark ist, sondern auch, wie sich die Helden der Geschichte so viel Freiheit nehmen können. Daher sollen sich Eltern ermutigt fühlen, ihren Schützlingen mehr zuzutrauen. Etwa den weiteren Besuch in einem Haus für Bühnenkunst.