Kultur

Ein eindringliches Gesamtkunstwerk zur Karwoche

11.04.2025 • 15:03 Uhr
Das Pforte Kammerorchester vereint junge Musiker aus 14 Nationen
Junge Musiker aus 14 Nationen sind im Kammerorchester der Pforte vereint. Polcsik

Die „Sieben letzten Worte“ Jesu werden im Rahmen eines interkulturellen Musikprojekts eindrucksvoll neu erzählt.

Der leidenschaftliche Musiker und Bratschenlehrer Klaus Christa hat in der Impulse Privatstiftung wunderbare Partner gefunden, die ein besonderes Projekt von „Musik in der Pforte“ an der Stella Vorarlberg Privathochschule ermöglicht haben: Der spanische Geiger Raul Campos hatte für sein Projekt „Und nie verstummt es“ die hohe Fördersumme von 18.000 € des „impuls PLUS Projekts“ erhalten, in dem die Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Kunstformen und Menschen unterstützt wird. Das Projekt wurde auch von der Hilti-Foundation unterstützt.

Raul Campos präsentiert das Projekt beim Pitch vor dem Beirat der impulse Privatstiftung
Raul Campos. Marin

Sehnsucht und Sorge

Musikalische Grundlage sind „Die sieben Worte unseres Erlösers am Kreuz“ von Joseph Haydn, ursprünglich sieben langsame Sätze mit Einleitung und Terremoto (Erdbeben), die der Komponist als Meditationen für die Karwoche geschaffen hatte. Es gibt sie als Streichquartett oder erweitert für Soli, Chor und Orchester, immer sind die „Sieben Worte“ von großer Eindringlichkeit und Tiefe des Ausdrucks, was nun in dieser Interpretation noch verstärkt wird. Denn zu jedem der „Worte“ gibt es „Interventionen“, die Jugendliche aus Vorarlberg, aus Südafrika und aus der Schweiz in kurzen Filmen oder als Tonspur erarbeitet haben und die die Musikstücke und Christusworte reflektieren. Es geht um Gedanken und Gefühle, die den sterbenden Christus ebenso wie die Jugendlichen von heute bewegt haben: Trauer, Einsamkeit, Sehnsucht nach Frieden und Liebe, Angst, Sorgen um die Zukunft, sie spiegeln sich in der Musik ebenso wie in den Bildern. Herausgehoben ist die Lyrik der im vergangenen Jahr 37-jährig verstorbenen Lyrikerin und Cellistin Manon Bauer, deren Texte auf das „Es ist vollbracht“ folgen.

Filmische Interventionen verbinden sich mit musikalischer Ausführung

Da die Rezensentin aus verkehrstechnischen Gründen nur einen Teil der beeindruckenden Produktion wahrnehmen konnte, kann hier auch nur ein Teil gewürdigt werden. Erwähnt sei das wunderbar warme Klangbild von Chor, Solisten und Orchester: das international mit Musikerinnen und Musikern aus Südafrika, Kolumbien und Studierenden der Stella Musikhochschule besetzte Pforte Kammerorchester Plus, der fein artikulierende Kammerchor Cantus Firmus Surselva aus Graubünden und ein Quartett von Anna Gschwend (Sopran), Salome Cavegn (Alt), Philipp Classen (Tenor) und Ulfried Staber (Bass) spürten unter der inspirierenden Gesamtleitung von Clau Scherrer der so ausgeprägten musikalischen Rhetorik von Haydn nach. Die filmischen Interventionen und die musikalische Ausführung verbanden sich zu einem Gesamtkunstwerk, das weit über die Gedanken zur kommenden Karwoche und zum Osterfest hinausgeht.

Im Rahmen von „Pforte zu Gast“ folgen noch zwei Aufführungen am heutigen Samstag um 17 Uhr in der Erlöserkirche Lustenau und am morgigen Sonntag, 17 Uhr in der Klosterkirche Disentis(CH).

Katharina von Glasenapp