Wie die Harmonie nach Sonntag kam

Seit 100 Jahren spielt der Musikverein Harmonie Sonntag im Takt der Dorfgemeinschaft. Zum Jubiläum lädt die Blaskapelle nun zum großen Bezirksmusikfest samt Wirtschaftsschau.
Guten Grund für große Töne hat der Musikverein Harmonie Sonntag. Denn heuer feiert die Großwalsertaler Kapelle ihr 100-jähriges Bestehen samt Bezirksmusikfest, das unter ihrer Schirmherrschaft vom 19. bis 22. Juni über die Bühne gehen wird.

Gegründet von einer kleinen Gruppe junger Männer, besaß einzig Lehrer Nigsch nennenswerte musikalische Vorkenntnisse. Umso beachtlicher ist die Beharrlichkeit, mit der sich die Pioniere der ersten Stunde ihren Wunsch nach einer Bläsergruppe erfüllten. Die meist aus wenig bemittelten Bauernfamilien stammenden Männer finanzierten ihre Instrumente teils mittels Lotterie, kamen von Probe zu Probe immer mehr in Takt.

Während sich der Verein in den folgenden Jahren erfolgreich etablierte, gibt es über die Zeit von 1929 bis 1936 keine Aufzeichnungen. Und da zahlreiche Mitglieder als Soldaten kämpfen mussten, lag die Harmonie im Zweiten Weltkrieg brach. Erst durch den Frieden, der die Männer nach der Kapitulation ins Großwalsertal zurückkehren ließ, kam der Musikverein zu neuer Blüte. Seither ist er fest in der kulturellen Landschaft des Tals verwurzelt und beachtlich an Mitgliederzahl gewachsen.
Verbindet Generationen
Kaspar Domig (Jahrgang 1969) ist in dieser Welt aufgewachsen. Selbst jahrelang im Vorstand und jetzt als einfaches Mitglied an der Tuba aktiv, kam er über seine Familie zur Harmonie. An dieser schätzt der gelernte Fliesenleger besonders den Zusammenhalt: „Egal, ob bei Konzerten, Festen oder Proben. Es ist ein Miteinander über Generationen hinweg. Da musizieren 15-Jährige mit Menschen über 80. Das prägt und verbindet.“

Die 20-jährige Waldhorn-Spielerin Lea Nigsch kann sich dem nur anschließen: „Jeder hilft mit, auch beim Fest.“ Aufhören war für sie nie ein Thema: „Meine beste Freundin und viele meiner Verwandten sind im Verein. Damit wird jeder Ausruck zu einem unvergesslichen Erlebnis.“

Dabei kommen ihre Fähigkeiten dem ganzen Dorf zugute. Ob öffentlich an Weihnachten oder bei privaten Geburtstagen, auf die Mitglieder der Harmonie kann man sich immer verlassen, wenn es darum geht, ein Ständchen zu spielen.
Nigsch und Domig teilen die Sorge um den Vereins-Nachwuchs. „Die Konkurrenz durch andere Freizeitangebote ist groß. Außerdem verlangen die Proben viel Zeit. Der finanzielle Aspekt darf auch nicht unterschätzt werden“, gesteht der Handwerker.

Ein Fest im Sägewerk
Wer sich vom Lohn des Aufwands überzeugen möchte, sollte das Bezirksmusikfest nicht verpassen. Es steht unter dem Motto „A rondi Sach!“ und so ist auch das Programm. Von lokalen Größen wie der Sibner Partie oder der Bauernkapelle der Stadtmusik Bludenz über die Szene-Stars Saso Avsenik & seine Oberkrainer bis hin zu moderneren Formationen wie Sunnseit Brass bietet es alles, was das Blechbläser-Herz begehrt.

Mit dem Sägewerk Erhart konnte ein besonderer Standort gewonnen werden, auf dessen Betriebsgelände zeitgleich die Leistungsschau des Vereins Wirtschaft Großes Walsertal stattfindet. Mehr als 70 Wirtschaftstreibende des Tals, von Großbetrieben bis hin zu Einzelunternehmern, zeigen dann unter dem Titel „Buggla“, wie vielfältig die Wirtschaft der Talschaft ist.
Das 100 Jahre Musikverein Harmonie Sonntag Bezirksmusikfest und die Ausstellung der Betriebe Großes Walsertal findet als „Musig + Buggla“ von 19. bis 22. Juni statt.